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Wolfshündin von Gerbstedt Wolfshund in Gerbstedt: Tier wurde gefangen und in Tierheim gebracht

Von Wolfram Bahn 27.09.2016, 14:30
Die eingefangene Wolfshündin schaut noch etwas abgekämpft.
Die eingefangene Wolfshündin schaut noch etwas abgekämpft. Lukaschek

Gerbstedt - Melanie Volkland aus Gerbstedt hat gerade eine der aufregendsten Wochen ihres Lebens hinter sich gebracht. Die Tierliebhaberin war maßgeblich daran beteiligt, dass die herumstreunende Wolfshündin, die im Schlenzetal tagelang für Unruhe sorgte, eingefangen werden konnte.

„Ich bin überglücklich, dass alles so gut verlaufen ist“, sagte sie sichtlich bewegt. Kurz zuvor hatte sie am Dienstag bei einer konzertierten Aktion von Tierschützern im Morgengrauen mitgeholfen, dieses Rassehundes, der sich nach einer ersten Untersuchung als Hündin entpuppte, habhaft zu werden.

„Den schnellen Erfolg haben wir Frau Volkland zu verdanken“, so Jutta Halle vom Ordnungsamt der Stadt. Sie stand die ganzen Tage über mit der Tierschützerin in Kontakt. Die Gerbstedterin hatte Anfang vergangener Woche die Wolfshündin nach ihrem Auftauchen in Adendorf erstmals gesehen.

„Ich war sofort von dem Hund angetan“, erinnert sich die zweifache Mutter. Und ihr sei klar gewesen, dass sie das Tier nicht einfach seinem Schicksal überlassen konnte. Zumal anfangs unklar war, ob das Tier möglicherweise ein Wolf war und dies fast zu hysterischen Reaktionen in der Stadt geführt hatte.

Wolfshündin gefüttert und ihre Laufwege erkundet

In Absprache mit den zuständigen Behörden und der Polizei hat sie sich mehr als eine Woche lang um die Hündin gekümmert. Sie brachte ihr Futter und erkundete deren Laufwege. Dabei haben sie viele Leute aus allen Ortschaften unterstützt. „Mein Telefon lief auf Dauerbetrieb“, sagt sie der MZ. Im Laufe der Zeit hatte sie herausgefunden, dass sich die Hündin nachts am Hölzchen in der Nähe einer Gartensparte aufhielt.

Diesen glücklichen Umstand machten sich Heino Krannich, ein Experte für Tierbetäubung aus Niedersachsen, der am Montag von der Stadt mit dem Einfangen des Hundes beauftragt wurde, und sein Team zunutze. Sie wurden dabei auch von einem Tierschutzverein aus Brandenburg unterstützt. Er hatte im Internet erfahren, dass im Raum Gerbstedt ein Wolfshund gesichtet worden ist und vor einer Panikmache gewarnt.

Nachdem zuletzt zwei Versuche von Jägern gescheitert waren, brauchte der Experte nur einen Versuch. Die Tierschützer hatten Futter auf einer Lichtung am Hölzchen ausgelegt und lockten damit die Wolfshündin an. Dort tauchte sie im Morgengrauen auf. Dann ging es ganz schnell. Heino Krannich brachte sein Spezialgewehr in Anschlag. Nach einem Schuss fiel das betäubte Tier um und konnte in Gewahrsam genommen werden.

Wolfshündin von Gerbstedt vorerst in Tierpension in Wimmelburg untergebracht

Das war der Augenblick, in dem bei Melanie Volkland die Anspannung der letzten Woche wich und sie ihren Tränen freien Lauf ließ. „Ich war einfach so froh, dass ihr nichts passiert ist“, so die Tierschützerin. Die betäubte Hündin wurde vorerst in die Tierpension von Lars Skala an der Birkenschäferei nach Wimmelburg gebracht. Dort hat sie ein Tierarzt untersucht. Die Wolfshündin kann sich nun erst einmal von den Strapazen des Wochenendes erholen, als ein Tierfänger aus Aschersleben vergeblich versucht hatte, die Wolfshündin in seine Hände zu bekommen.

„Durch den Stress ist sie noch etwas verstört, aber sonst geht es der Hündin gut“, sagte Skala bei einer Stippvisite der MZ am Dienstagnachmittag in seiner Tierpension auf dem Blankenheimer Berg. Im Zwinger lag ein angeknabbertes Schweinsohr und daneben stand eine Schüssel mit Wasser. Die Hündin, die bisher keinen Namen hat, ging auf und ab wie ein Tiger im Zoo. Diese Rasse seien Laufhunde, die Bewegung bräuchten, so Skala.

Nach seiner Einschätzung ist das Tier irgendwo entlaufen. Es sei zwar scheu, aber er habe es auch schon anfassen und kurz streicheln können, so der Tierexperte, der die Pension bereits seit Jahren betreibt. Er glaubt, dass die eingefangene Hündin ihr Rudel oder ihre frühere Bezugsperson vermisst. Denn diese Tiere seien eigentlich Familienhunde, meint Skala. Offen ist bisher, woher das Tier stammt.

Einige MZ-Leser dachten, dass es die Wolfshündin sei, die über Ebay gesucht wird. Sie stammt aus Schiffweiler im Saarland und hat eine frische Kastrationsnarbe am Bauch. Doch der Vierbeiner aus Gerbstedt ist unversehrt. Unklar ist auch, ob die eingefangene Hündin wirklich zwei Schafe gerissen hat, so wie es am Wochenende noch geheißen hat. Melanie Volkland wollte sich dazu lieber nicht äußern. Sie will aber, so oft sie kann, nach „ihrer Hündin“, die sie so lange auf Trab gehalten hat, schauen. (mz)