Anklage im Fall Yangjie Li Fall Yangjie Li in Dessau-Roßlau: Verdächtiger soll weitere Frau vergewaltigt haben
Dessau-Roßlau - Der mutmaßliche Mörder von Yangjie Li in Dessau soll bereits zuvor eine Frau brutal missbraucht haben. Laut Anklage, die nun vom Landgericht Dessau-Roßlau angenommen wurde, soll der heute 21-Jährige vor drei Jahren eine junge Frau in der Stadt zweimal vergewaltigt haben.
Ihr Schweigen soll er unter Androhung schwerer Gewalt erpresst haben. Bei der damals Geschädigten, die sich nun im Zuge der Mordermittlungen im Fall Yangjie Li offenbart haben soll, handelt es sich nach MZ-Informationen um eine ehemalige Mitschülerin von Sebastian F. im Berufsschulzentrum „Hugo Junkers“. Dort, wie auch im Umfeld der freiwilligen Feuerwehr, deren Mitglied F. zeitweilig war, galt er als anmaßend und selbstsüchtig.
Die neuen Tatvorwürfe gehen aus den Ermittlungsergebnissen hervor, die dem Gericht nunmehr vorliegen, nachdem die Anklage angenommen wurde. F. wurde auch wegen der beiden früheren Vergewaltigungen angeklagt. Gerichtssprecher Frank Straube informierte über neue Einzelheiten des grausigen Tötungsgeschehens vom 11. Mai dieses Jahres.
Demnach wirft die Ermittlungsbehörde dem jungen Dessauer, der aus einer stadtbekannten Polizisten-Familie stammt, und seiner Lebensgefährtin Heimtücke vor. Beide befinden sich seit Ende Mai in Untersuchungshaft. Dem Gerichtssprecher zufolge habe es einen „gemeinsamen Tatplan“ gegeben, wie die chinesische Architektur-Studentin in eine leerstehende Wohnung gelockt werden sollte.
Dabei sollen die mutmaßlichen Täter die Hilfsbereitschaft des Opfers ausgenutzt haben: indem sie einen Notfall vortäuschten. Richter Straube über die letzten Stunden Yangjie Lis: „In der Wohnung sollen die beiden Angeschuldigten die Geschädigte unter massivster Gewalteinwirkung wiederholt vergewaltigt haben.“ Zum konkreten Tat-Anteil der Lebensgefährtin, die Mutter von zwei kleinen Kindern ist, äußerte sich das Gericht vorerst nicht.
Die extreme Brutalität der Tat setzte sich Straube zufolge fort. Das Opfer wurde am Tatort zurückgelassen, wobei die mutmaßlichen Täter in der Annahme gehandelt hätten, dass Yangjie Li alsbald sterben wird. Laut Anklage soll das Paar einige Stunden später in die Wohnung zurückgekehrt sein und die noch lebende, schwer verletzte Yangjie Li aus dem Fenster geworfen haben.
Die Leiche der jungen Frau wurde erst zwei Tage später in einem Gebüsch am Haus gefunden. Die Ermittler konnten sie aufgrund der schweren Verletzungen zunächst nicht identifizieren. Dem Fund war die bisher größte Suchaktion in Dessau-Roßlau vorausgegangen. Hundertschaften der Polizei, Spürhunde und ein Hubschrauber nahmen daran teil.
Die Ergebnisse der gerichtsmedizinischen Untersuchung des Opfers ergab, dass eine „Einschwemmung von Fetttröpfchen in die Lungenstrombahn“ - ein Teil des Blutkreislaufs - „als Folge der massiven stumpfen Gewalteinwirkung“ die Todesursache gewesen ist. Schläge hatten sich demnach gegen Kopf, Rumpf und Extremitäten gerichtet. Die Grausamkeit der Tat hatte über die Region hinaus für Schlagzeilen gesorgt. Eine Sonderkommission, unterstützt von Experten des Landeskriminalamtes, führte die Untersuchung. (mz)
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