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Mecklenburg-Vorpommern Mecklenburg-Vorpommern: Urlauber storniert Reise wegen AfD-Wahlergebnis

12.09.2016, 16:46

Schwerin - Das gute Wahlergebnis der AfD bei den Kommunalwahlen in Mecklenburg-Vorpommern am Wochenende hat bei vielen Urlaubern Besorgnis ausgelöst.

Bei Facebook wurde ein Brief bereits tausendfach geteilt, in dem der Autor seine Ferien in den dem ostdeutschen Bundesland „aus Gründen“ (die er sehr dezidiert anführt) storniert.

Freunde vor Afd und NPD schützen

In dem Schreiben heißt es unter anderem:
„Ich mag die Ostseelandschaft sehr und mir gefallen Ihre Floating Houses ausnehmend gut.“ Doch die Wahlergebnisse für Mecklenburg-Vorpommern, im Besonderen für die Insel Usedom, ließen dem Verfasser des Briefes nichts anderes übrig, „außer dem Brechreiz“. Daher müsse der bereits gebuchte Urlaub abgesagt werden.

Die Begründung: „Ich kann und will meinen Freunden nicht zumuten, sich zwei Kilometer Luftlinie von Peenemünde entfernt aufhalten zu müssen, wo 52,4 Prozent der Wähler sich dafür entschieden haben, AfD bzw. NPD zu wählen.“

Den Ort Kamminke mit 12,2 Prozent NPD-Wählern kenne er nicht einmal, aber „was ich kenne, ist das populistische, rassistische, antisemitische, antidemokratische, nationalistische, europafeindliche, homophobe usw. usw. Wahlprogramm der NPD, und das der AfD".

„Behalten Sie das unvergleichliche Wohlfühlambiente“

Daher die „Bitte des Verfassers“ an den Ferienhaus-Anbieter: „Behalten Sie also Ihr 'schwimmendes Ferienhaus, das unvergleichbare Wohlfühlambiente, den lichtdurchfluteten Wohnbereich, die Luxus-Betten, die Sonnenterrasse, das 180-Grad-Panoramafenster, die Fitnesslandschaft und den Bootsliegeplatz'.

Kein noch so stylisches Ambiente kann es aufwiegen, dass man sich dafür unter Menschen begeben muss, die bereit sind mit Füßen zu treten und zu zerstören, was andere Menschen für eine weltoffene Gesellschaft aufgebaut haben.“

Stornierung mit „demokratischen Grüßen“

Darum werde die Buchung storniert, die anfallenden Gebühren würden aber „mit größtem Vergnügen“ bezahlt. Und zwar mit „demokratischen Grüßen“. (smo)

Update 13.9., 9.19: Im Netz kursierte ein anscheinend gefaktes Antwort-Schreiben des Hoteliers auf die Stornierung. Darin heißt es etwa: "Es tut mir uns sehr leid, dass Sie Ihre wohlverdiente Freizeit um ein Haar in einer Gegend verbracht hätten, in der Menschen von ihrem demokratischen Recht auf freie und geheime Wahlen in geradezu unverantwortlicher Weise Gebrauch gemacht haben.“ Inzwischen stellte die Facebook- Seite „Keine Mutation zur Hasskultur“ klar, die die Antwort geteilt hatte, dass es sich bei diesem Antwortschreiben offenbar um eine Fälschung handele. Das Hotel habe sich inzwischen gemeldet und auf die Stornierung auch öffentlich reagiert und den Antwortbrief auf Facebook gepostet. Darin heißt es, dass man die Stornierung bedaure und dass man ebenso „schockiert“ von dem Wahlergebnis sei. Das Hotel beschäftige Mitarbeiter aus sechs Nationen und distanziere sich ganz klar von Fremdenfeindlichkeit. (dmn)