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Keine Rettung von Staat Keine Rettung von Staat: Airport Cochstedt droht Abwicklung

Von Steffen Höhne 09.09.2016, 20:22
Nur zwischen 2011 und 2013 gab es größeren Passagierverkehr.
Nur zwischen 2011 und 2013 gab es größeren Passagierverkehr. dpa

Cochstedt - Es wirkt fast etwas gespenstisch: Auf dem Rollfeld des Flughafens Magdeburg-Cochstedt ist kein Flugzeug mehr zu sehen. Ein weißer Schlepper, ein Pritschenwagen für Koffer und eine Fluggastbrücke stehen verwaist am Rande der Landebahn. Im Flughafengebäude sind an allen Schaltern und Läden die Rollos heruntergelassen. Seit 1. September ruht der Flugverkehr an dem Regionalflughafen 30 Kilometer südlich von Magdeburg. Die Behörden haben dem Airport die Betriebsfreigabe entzogen. Doch es könnte noch schlimmer kommen: Findet der insolvente Flughafen bis Ende Februar 2017 keinen Investor, dann verliert er auch seine Betriebserlaubnis. „Danach besteht kaum eine Chance mehr, dass noch einmal Luftverkehr stattfindet“, sagt eine mit dem Vorgang betraute Person.

Der Flughafen meldete bereits Anfang 2016 Insolvenz in Eigenverwaltung an. Nach mehreren verlustreichen Jahren zog der dänische Eigentümer, die Airport Development, die Reißleine. Sie hatte 2010 den Airport vom Land Sachsen-Anhalt übernommen. Größeren Passagierverkehr gab es danach aber nur zwischen 2011 bis 2013, als die irische Billigfluggesellschaft Ryanair den Landeplatz im Salzlandkreis anflog.

Mit der Insolvenz wurde der Magdeburger Rechtsanwalt André Löffler auch als sogenannter Sachverwalter berufen. Flughafen-Management und Löffler sind seither auf Investorensuche - bisher erfolglos. Nach MZ-Informationen wollte der Eigentümer noch eine Millionensumme für Cochstedt erlösen. Doch solche Vorstellungen sind offenbar illusorisch und Löffler ist nicht daran gebunden. Dennoch gelang es ihm bisher nicht, einen neuen Betreiber zu finden,

Am 18. August wurde das Insolvenzverfahren eröffnet. Zum Insolvenzverwalter wurde Löffler bestellt. Wenige Tage später entzog das Landesverwaltungsamt in Halle dem Airport die Betriebsfreigabe, da die „wirtschaftliche Leistungsfähigkeit“ nicht nachgewiesen werden konnte. Trotz mehrmaliger Gespräche zwischen Behördenvertretern und der Airport-Führung und einer Fristverlängerung konnte der Flughafen nicht belegen, dass er die nötigen finanziellen Mittel besitzt, um etwa Personal, Feuerwehr und Wetterdienst zu bezahlen. Dem Management wurde eine Frist bis zum 28. Februar eingeräumt. Die finanzielle Situation spitzt sich in Cochstedt aber noch weiter zu. „Da bei uns auch keine Fracht- oder Chartermaschinen landen dürfen, fehlen uns wichtige Einnahmen“, sagte Airport-Sprecher Jens Galkow der MZ. Dennoch äußert er sich weiter optimistisch, dass ein Verkauf noch gelingt. „Die Gespräche mit potenziellen Investoren laufen.“

Das Landesverwaltungsamt hat bereits klar geäußert, dass nach Ablauf der Befristung „die Betriebsgenehmigung mit sofortiger Wirkung“ entzogen wird. Das heißt, die Flugsicherung schaltet alle Systeme ab. Auch die 24-Stunden-Betriebserlaubnis erlischt. Auf MZ-Anfrage teilte die Behörde mit, um den Flughafen dann wieder in Betrieb zu nehmen, sei ein neues Planfeststellungsverfahren nötig. Dieses würde wahrscheinlich einige Jahre dauern, eine 24-Stunden-Betriebserlaubnis erhielte der Airport mit Sicherheit nicht mehr.

Keine Konkurrenz zum Flughafen Halle/Leipzig

Rettung vom Staat kann der Flughafen, der in den 90er Jahren mit 60 Millionen Euro Steuergeldern modernisiert wurde, nicht erwarten. Das Magdeburger Verkehrsministerium erklärte zuletzt zwar: „Dem Luftverkehrsstandort kommt aufgrund der Kombination von Verkehrsflughafen und Gewerbepark eine besondere Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung in der Region zu.“ Doch finanzielle Hilfe wird es nicht geben. Im Koalitionsvertrag der Landesregierung heißt es auf Seite 127: „Wir wollen uns beim Bund dafür einsetzen, dass der Flughafen Leipzig/Halle als einziger national bedeutsamer Flughafen der Region Eingang in das Nationale Luftverkehrskonzept findet. (....) Eine weitere finanzielle Unterstützung des Flughafens Cochstedt ist ausgeschlossen.“

Fazit: Wenn Insolvenzverwalter Löffler nicht liefert, ist der Flughafen geliefert.

(mz)