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Sachsen-Anhalt-Tag AfD-Politiker beschimpft Moderatorin Gizem Eza beim Sachsen-Anhalt-Tag als "Dreck"

Von Joel Stubert 09.09.2016, 18:51
Der AfD-Stand auf dem Sachsen-Anhalt-Tag in Sangerhausen, an dem Mario Lehmann seine Partei vertritt.
Der AfD-Stand auf dem Sachsen-Anhalt-Tag in Sangerhausen, an dem Mario Lehmann seine Partei vertritt. Andreas Stedtler

Sangerhausen - Das Landesfest war am Freitagnachmittag noch gar nicht eröffnet, da bekam der Glanz des 20. Sachsen-Anhalt-Tags in Sangerhausen seinen ersten Makel. Für Moderatorin Gizem Eza endete die persönliche Vorstellung an allen Ständen im Themendorf „Weltoffenes Sachsen-Anhalt“ in Tränen. Die 27-Jährige musste sich von AfD-Politiker Mario Lehmann als „Dreck“ beschimpfen lassen.

Lehmann, einer der zahlreichen Vertreter am AfD-Stand, hatte missfallen, dass die drei Moderatoren die ihnen überreichten AfD-Tassen, die sie eigentlich gar nicht wollten, in einen Papierkorb geworfen hatten. Daraufhin lief er Eza ein paar Meter nach und beleidigte sie.

„Ich empfand das als bedrohend“, sagte Eza. „Das ist alles ziemlich traurig. Ich bin das überhaupt nicht gewöhnt und finde es schade, dass man dann solch einen Eindruck von der Stadt und dem Fest bekommt“, sagte die Berlinerin mit ghanaisch-türkischen Eltern. Lehmann, AfD-Kandidat im Wahlkreis Quedlinburg, hingegen verteidigte seinen Satz. „Sie hat sich provokativ verhalten, so etwas macht man nicht.“

„So etwas würde uns nicht einfallen“

Als die Szene vorbei war, kamen Eza die Tränen. „Ich habe mindestens eine Stunde gebraucht, um das zu verarbeiten.“ Auch bei den anderen politischen Parteien war diese unschöne Aktion Thema. Wulf Gallert (Die Linke) kritisierte das Verhalten Lehmanns scharf: „Das ist völlig unmöglich, so etwas geht gar nicht.“ Ähnlich argumentierte auch die Fraktionsvorsitzende von Bündnis/90 Die Grünen, Cornelia Lüddemann. „Dass das gleich am ersten Tag passiert, ist natürlich schade und entspricht überhaupt nicht der Tradition des weltoffenen Sachsen-Anhalts.“ Wie Gallert forderte auch Lüddemann, diese Aktion noch einmal im Ältestenrat des Landtags anzusprechen.

Der Stand der „Alternative für Deutschland“ fiel auch über verbale Ausfälle hinaus auf. Während sich andere Info-Punkte durch Zuckerwatte, Popcorn oder Fassbrause die Gunst des Publikums sichern wollten, wurde bei der AfD kostenlos Bier ausgeschenkt.

„Das ist eine neue Qualität hier“, erkannte Gallert. „So etwas würde uns nicht einfallen.“ AfD-Landtagsabgeordneter Alexander Raue verteidigte dagegen die Maßnahme: „An diejenigen, die hier lange verweilen und mit uns sprechen, verteilen wir auch Bier, wir machen das nicht offensiv.“ (mz)