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Tablet-Test Tablets für Halles Schüler: Rathausspitze verärergt mit Pilot-Projekt Stadträte

Von MichaeL Falgowski 07.09.2016, 20:00
Ein Jugendlicher sitzt im mit seinem seinem iPad auf dem Boden seines Zimmers.
Ein Jugendlicher sitzt im mit seinem seinem iPad auf dem Boden seines Zimmers. dpa

Halle (Saale) - Fünf Schulen in Halle werden derzeit mit Tablets ausgestattet. Als einer der glücklichen Gewinner dieses Pilotprojekts hat der Förderverein der Integrierten Gesamtschule (IGS) bereits 119 dieser mobilen Computer für ihre 8. Klassen erhalten. Und: Die Schule hat keinen Cent dazubezahlt. Denn die Tablets werden von einem Sponsor finanziert.

Bei 435 Geräten an den fünf Schulen handelt es sich immerhin um eine private Spende in Höhe von mehr als 100.000 Euro. Der Sponsor will öffentlich aber lieber nicht genannt werden. Wie die MZ jedoch erfuhr, handelt es sich dabei um die Saalesparkasse.

Stadtrat fühlt sich übergangen

Unter den Stadträten des Bildungsausschusses hat eine gefühlte Intransparenz für Verärgerung gesorgt - nicht nur bei dem Tablet-Projekt. In einer eigens anberaumten Aktuellen Stunde im Bildungsausschuss Dienstagabend haben Mitglieder aller Fraktionen eine mangelnde Kooperation der Rathausspitze mit den Stadträten kritisiert.

Anlass dafür war auch, dass Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) Anfang Juli überraschend angekündigt hatte, dass alle Schulen Halles perspektivisch mit den Geräten ausgerüstet werden sollen. „Für diese IT-Konzept hat es keinerlei Abstimmung oder Informationen im Bildungsausschuss gegeben“, sagte Grünen-Stadträtin Melanie Ranft. Die Ausschussvorsitzende hatte für die Fraktion die Aktuelle Stunde anberaumt.

Weiterer Kritikpunkt: Laut Wiegand sollten in einer „Initiative Bildung 2022“ in halleschen Schulen und Kindertagesstätten insgesamt 171,9 Millionen Euro investiert werden sollen. Darunter waren rund 137 Millionen Euro für die Instandsetzung allein von Schulen vorgesehen. Auch das erfuhren die Stadträte aus der Presse.„Diese Ankündigungen haben in der sitzungsfreien Zeit stattgefundene. Die Initiative sei nie mit den Bildungsausschuss abgesprochen worden“, so Ausschussvorsitzende Ranft.

Zudem sei die nicht abgestimmte Prioritätenliste für das Schulsanierungsprogramm erst am Dienstag drei Stunden vor der Ausschusssitzung vorgelegt wurden - per Dringlichkeit. Die Stadträte lehnten es ab, über die umfangreiche Priorität zu verhandeln, die sie nicht gelesen haben konnten. Diskutiert wurde vor allem über den Tablet-Versuch der Rathausspitze.

Wurde der Bildungsausschuss umgangen?

„Das Pilotprojekt mit den Tablets ist ja eine tolle Sache, gar keine Frage“, sagte Stadtratsvorsitzender Hendrik Lange (Linke). Aber man habe eben schon das Gefühl, dass man im Rathaus auch alles getan habe, um den Bildungsausschuss zu umgehen. „Das mag verwaltungstechnisch alles in Ordnung sein, aber man hätte ja miteinander reden können, auch über Inhalte“, kritisierte Lange.

„Nach welchen Kriterien aber wurden diese Schulen ausgesucht?“, fragte CDU-Stadtrat Andreas Schachtschneider. Und Kay Senius (SPD) hätte gern gewusst, woran der Erfolg des Pilotprojekts gemessen werden solle. Dennis Häder (Mitbürger) wunderte sich, dass der Stadtrat zwar bei der Annahme von schon kleinen Spenden an die Stadt gefragt werden müsse, in diesem Fall aber nicht. Auch wenn die Tablets an die Fördervereine gespendet werden.

Tablets werden ausgeliefert

Unterdessen sind in den meisten der ausgewählten Schulen - Gemeinschaftsschule Kastanienallee, Sekundarschule Heinrich Heine, Sekundarschule Johann Christian Reil, IGS und Herder-Gymnasium - die Tablets bereits angekommen. Es handelt sich um Asus Transformer mit Windows 10. Wie ebenfalls erst in der Ausschusssitzung bekannt wurde, hat die Stadt für 111.000 Euro die Unterrichtsräume der 8. Klassen technisch vorbereiten lassen. (mz)