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Unklare Lichtverhältnisse? Sebastian Striegel baut schweren Unfall bei Könnern: Unfallhergang ist unklar - Recherche vor Ort

Von Oliver Müller-Lorey 31.08.2016, 04:00
So sah Striegel die Situation vor dem Unfall. Die Sonne blendet jedoch nicht von vorne, sondern scheint von rechts, wie der Schatten zeigt.
So sah Striegel die Situation vor dem Unfall. Die Sonne blendet jedoch nicht von vorne, sondern scheint von rechts, wie der Schatten zeigt. Engelbert Pülicher

Halle (Saale)/Könnern - Sebastian Striegel muss derzeit viel erklären. Der Hallenser und Landtagsabgeordnete der Grünen mit Wahlkreis im Saalekreis hat am Freitag einen schweren Unfall verursacht - und war zunächst weitergefahren. Die Begründung des jungen Politikers für sein Verhalten: Wegen „unklarer Lichtverhältnisse“ habe er das Auto im Gegenverkehr nicht bemerkt und erst später nach dem Abbiegen auf die Autobahn den Unfall realisiert. Das Unfallopfer, das im Krankenhaus behandelt werden musste, ist sich dagegen sicher: „Das kann man nicht übersehen haben.“

Die MZ hat sich den Ort des Geschehens genauer angesehen - und zwar zur gleichen Zeit, zu der sich der Unfall ereignete. Wo stand die Sonne? Wie breit ist die Straße? Welchen Blick hat man im Rückspiegel beim Abbiegen auf die Autobahn?

Licht kann Striegel kaum geblendet haben

Der 35-jährige Grünen-Innenexperte hatte am Freitag kurz nach 17 Uhr dem anderen Fahrer beim Abbiegen auf die Autobahn 14 bei Könnern die Vorfahrt genommen. Dass Striegel dabei geblendet wurde, ist jedoch fast ausgeschlossen. Wie der Test der MZ vor Ort zeigt, scheint die Sonne um kurz nach 17 Uhr fast im rechten Winkel zur Straße, also aus Richtung Westen.

Das Licht kann maximal durch die rechten Seitenfenster, aber nicht durch die Frontscheibe, durch die Striegel den entgegenkommenden Wagen hätte erkennen müssen, gefallen sein. Auch Bäume oder Gebäude, die Schatten werfen könnten, gibt es nicht.

Striegel hätte nicht halten können

Die Straße ist an der Unfallstelle dreistreifig, normal breit ausgebaut und schnurgerade - also gut einsehbar. Tückisch ist die Kreuzung jedoch aus einem anderen Grund: Nach dem Abbiegen auf die Autobahnauffahrt haben Fahrer kaum eine Chance, einen Blick zurück auf die Landstraße zu werfen, weder durch Spiegel noch durch einen Schulterblick. Das passt zu der Aussage Striegels, er habe nicht sofort erkennen können, was geschehen war.

Das Unfallauto lag in einem etwa zwei Meter tiefen Graben. Außerdem versperren ein Gebüsch und Schilf die Sicht von der Auffahrt auf die Landstraße. Für Striegel muss es auf der Auffahrt tatsächlich unmöglich gewesen sein, aus dem Auto heraus nachzusehen, was passiert war. Hätte er nicht stoppen können? Ein Anhalten auf der Auffahrt ist zwar schwierig aber nicht unmöglich. Die ersten etwa 20 Meter der Auffahrt sind mit einem 1,50 Meter breiten Grünstreifen gesäumt. Danach verhindert jedoch eine Leitplanke, dass ein Auto am Rand geparkt wird. Wer hier anhält, blockiert die komplette Autobahnauffahrt.

Unfallort war der Polizei nicht als solcher bekannt

Der Polizei ist die Kreuzung, an der der Unfall passierte, indes nicht als Unfallschwerpunkt bekannt. „Die Geschwindigkeit wird an dieser Stelle aber oft unterschätzt“, sagt ein Sprecher des Bernburger Polizeireviers. „Die Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 70 ist nicht umsonst da“, sagt er. Es komme vor, dass abbiegende Fahrzeugführer gerade noch so vor einem entgegenkommenden Auto auf die Auffahrt fahren wollten. Zwar liegen die Ermittlungen derzeit noch bei der Autobahnpolizei Börde, die den Unfall am Freitag auch aufgenommen hatte, doch laut dem Sprecher könne der Fall auch an die Kollegen in Bernburg abgegeben werden. (mz)

Landtagsabgeordneter Striegel
Landtagsabgeordneter Striegel
Peter Wölk
Der Wagen des 28-Jährigen landete im Straßengraben.
Der Wagen des 28-Jährigen landete im Straßengraben.
Ronny Weber