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Berlin-Lichtenberg Berlin-Lichtenberg: 28-Jähriger stirbt im Rockerkrieg

Von Katrin Bischoff 26.08.2016, 18:27
Der Tatort wurde weiträumig abgesperrt.
Der Tatort wurde weiträumig abgesperrt. Katrin Bischoff

Berlin - Der Kietzer Weg in Lichtenberg war am Freitagnachmittag gesperrt. Weiträumig hatte die Polizei den Ort gesichert, an dem kurz nach 13 Uhr ein 28-jähriger Mann angeschossen worden war. Er soll mit einem Motorrad unterwegs gewesen sein, als mehrere Schüsse fielen. Nach Angaben der Polizei hatte sich der Mann noch auf den Hof einer naheliegenden Werkstatt schleppen können, wo er zusammenbrach. Rettungskräfte konnten ihm nicht mehr helfen, er starb. Der oder die Täter sind laut Polizei auf der Flucht.

Erschossener war Mitglied bei "Guerilla Nation"

Am Kietzer Weg, einer Kopfsteinpflasterstraße direkt am Bahndamm auf halbem Weg zwischen den Bahnhöfen Frankfurter Allee und Ostkreuz, befinden sich zahlreiche Werkstätten. In früheren Räumen einer Gerüstbaufirma hat sich erst in diesem Jahr der Rockerklub „Guerilla Nation“ eingenistet. Der Erschossene war laut Polizei Mitglied im Klub. Ganz in seiner Nähe lag sein Motorrad. Ob der Mann in den Klub wollte oder von dort kam, teilten die Ermittler nicht mit.

In die hinter der Absperrung wartende Menge aus neugierigen Anwohnern und Journalisten mischten sich danach auch immer wieder breitschultrige Männer mit Harley-Davidson-Jacken. Eine Drohne der Polizei machte Luftfotos von der Umgebung.

Dass es sich bei den tödlichen Schüssen am Freitag um eine Auseinandersetzung im kriminellen Rockermilieu gehandelt hat, liegt nahe. Erst im Mai dieses Jahres war die Polizei mit einem Großaufgebot gegen die Guerilla Nation vorgegangen.

Ermittler des Rockerdezernats hatten Hinweise erhalten, dass die Guerilla Nation eine bewaffnete Auseinandersetzung mit dem berühmtesten Rockerklub, den Hells Angels, beginnen wollen.

Als sich am 4. Mai Mitglieder und Anhänger der Guerilla Nation in einem Lokal in der Rostocker Straße in Moabit trafen, fuhr die Polizei mit Mannschaftswagen vor. Bei einer Durchsuchung wurden Messer, Baseballschläger und Reizgas sichergestellt. Drei Monate zuvor waren in Schöneberg Messer, Macheten, Schlagstöcke und Drogen beschlagnahmt worden.

Nach Angaben von Polizeisprecher Thomas Neuendorf erfreut sich die Guerilla Nation regen Zulaufs. Im Frühjahr diesen Jahres schätzten die Polizisten deren Zahl auf 50, mittlerweile könnten es schon deutlich mehr sein.

Berliner Rockerszene aufgesplittert

Nach Angaben der Polizei hat sich vier Jahre nach der Selbst-Auflösung des mächtigen Hells-Angels-Charters Nomads die Szene in Berlin und Brandenburg stark aufgesplittert. Damals war der Klub-Chef einem Verbot durch die Berliner Innenbehörde knapp zuvorgekommen.

In das Vakuum stießen zahlreiche neugegründete Klubs, die an den kriminellen Geschäften im Rotlicht- und Drogenmilieu verdienen wollten. Manche gaben sich den Habitus und schmückten sich mit Insignien wie ein echter Rockerklub, obwohl nur wenige Mitglieder einen Führerschein oder gar ein Motorrad besaßen.

Unter den Mitgliedern wurden immer wieder auch Angehörige türkischer und arabischer Großfamilien angetroffen. Bereits 2014 hatten sich in der Stadt die Bulldogs gegründet, deren 30 Mitglieder schon mit den Hells Angels aneinandergeraten waren. Vergangenes Jahr fiel der Polizei der Klub „Osmanen Germania“ auf. (red)