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MZ-Serie "Wohin will Halle?" - Teil 5 MZ-Serie "Wohin will Halle?" - Teil 5: "Halle! Wo sonst?" - das 2025-Motto

Von Detlef Färber 30.08.2016, 06:00
Ein Ort nicht nur zum Verweilen, sondern zum Bleiben ist Halle schon vielerorts. Und die Stadt soll es auch insgesamt werden: Halle als Zuhause, wie es, fast visionär, der Kunstpreisträger Hans-Christoph Rackwitz hier im Kleinen sieht und auch stadtweit für möglich hält.
Ein Ort nicht nur zum Verweilen, sondern zum Bleiben ist Halle schon vielerorts. Und die Stadt soll es auch insgesamt werden: Halle als Zuhause, wie es, fast visionär, der Kunstpreisträger Hans-Christoph Rackwitz hier im Kleinen sieht und auch stadtweit für möglich hält. Thomas Meinicke

Halle (Saale) - Pro-Halle-Argumente machen dieser Tage zahlreich die Runde. Doch werden sie oft auch mit freundlichem Stirnrunzeln oder mit ebenfalls zahlreichen lustigen Bemerkungen begleitet, die meist geeignet sind, die jeweils Begeisterten schlagartig zu ernüchtern oder als pure Lokalpatrioten zu enttarnen.

Aber ein Halle-Argument - eins mit Zukunftswirksamkeit - ist eher selten zu hören. Wohl auch deshalb, weil es ein Argument der eher paradoxen Art ist. Kurz gesagt, lautet es so: „Halle gehört nicht zu Deutschlands ,hippen’ Metropolen.“ In Klammern und mit Fragezeichen „noch nicht“. Wer insbesondere die Wohnungsmärkte dieser so genannten hippen Citys beobachtet und die hier waltenden Entwicklungen parallel zum Zeitstrahl verlängert, der kommt, ausgehend von solchen Prognosen für Berlin, Leipzig, Dresden & Co. an einer ganz merkwürdig günstigen Prognose für Halle nicht vorbei.

Stadtentwicklungskonzept „Isek 2025“

Eine Prognose, die auch auf einer Analyse fußt, die das Integrierte Stadtentwicklungskonzept „Isek 2025“ angestellt hat und kurz gesagt dahin geht, dass Halle über einen „funktionierenden, insgesamt leicht entspannten Wohnungsmarkt“ (eher vom Mieter dominierten Markt) verfüge. Über einen Markt, der sich nach einer Phase hoher Leerstände und „Abbrüche“ normalisiert und stabilisiert habe. „Ein Wohnungsrückbau in größeren Dimensionen findet“, so die darauf fußende Prognose des Isek, „nicht mehr statt“.

Was folglich auch nicht mehr zu erwarten ist, sind für - gerade auch private - Vermieter in weniger angesagten Lagen jene ruinösen preislichen Unterbietungswettbewerbe, wie sie vielen aus den Schrumpf-Jahren der Stadt um die Jahrtausendwende noch in schlimmer Erinnerung sind. Zugleich hat der vielzitierte Miethai aber in absehbarer Zeit noch nicht übertrieben viele Gelegenheiten, in Halle seine Zähne zu zeigen. Und diese angenehme Normalität könnte nun mittelfristig zu einem der zugkräftigsten Argumente dafür werden, dass gerade junge Leute - Studenten etwa - nach Halle kommen und - Absolventen etwa - in Halle bleiben:  Mit allen Chancen und positiven Effekten, die das auch für Halles Wirtschaft, Wissenschaft und Alterspyramide fast unweigerlich nach sich ziehen würde.

Möge das fast schon ewige „Auf nach Berlin oder Leipzig“ auch noch der gegenwärtige Schlachtruf sein - so wird das Pendel doch schon bald zurückschlagen, zurück auf Metropolen in Lauerstellung, für die Halle fast das Paradebeispiel sein dürfte. Ein mögliches, ja fast schon unausweichliches Motto für Halles Außen- wie  Innenwerbung könnte also kurz und bündig lauten: „Halle! Wo sonst?“ Das Motto für vielerlei: Für die Ansiedlungsentscheidung, die Studienplatzwahl, für die Wahl des Einkaufs, oder Kurzurlaubsortes oder natürlich des Wohn- oder wenigstens des Sehnsuchtsortes.

Zahlreiche Trümpfe in der Hand

Für all das hat Halle jetzt schon zahlreiche Trümpfe in der Hand. Trümpfe, die den gegenwärtigen Haupttrumpf, bei vielen immer noch „nur“ als Geheimtipp zu gelten, aufs Schönste und Wirksamste zu ergänzen in der Lage sein müssten. Einer dieser Trümpfe ist Halles „urbane Wohnqualität“, von der das Isek-Papier in scharfsinniger Analyse bemerkt, dass „die Zuzugsattraktivität in hohem Maße“ auf ihr, der urbanen Wohnqualität beruhe.

Auf die gesamte Stadt und auf ihre Teilräume bezieht sich das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (Isek) - sowie auf übergreifende Einzelthemen, darunter auch die fünf großen W: Wohnen, Wirtschaft, Wissenschaft, Wandel und Wohlfühlen. Das Konzept soll unter anderem Antworten geben auf die Frage: Wohin will Halle?

Lesermeinungen dazu bitte an [email protected]

Auf einer Qualität also, die zu großen Teilen schon da ist und deren man sich auch im hiesigen Rathaus zunehmend bewusst zu werden scheint. Etwa, in dem die amtlichen Isek-Visionäre in diesem Punkt empfehlen (fußballdeutsch ausgedrückt) auf Halten zu spielen. Zitat: „Es geht um nachhaltige Sicherung des identitätsbestimmenden Wohnungsbestands.“

Priorität beim Thema Wohnen

Diese Zielvorgabe ist demnach Priorität beim Thema Wohnen. Halles im Krieg weitgehend unzerstörte und im glorreichen Sozialismus vergleichsweise glimpflich davongekommene Altstadt  ist das Juwel, das es zu hüten und zu putzen gilt. Und, so müsste man hinzufügen, auf viele Weise zu bespielen: Mit Handel und Kultur nicht irgendwo, sondern im alten Herzen der Stadt - einer Altstadt, die immer noch an viel zu vielen Orten und viel zu oft  leere oder halbleere Kulisse  ist: Denkmal alter Zeiten - und des sensationellen Sanierungspotenzials der Nachwendezeit! Dass man sich in dieser Traumkulisse abends hie und das fragt, ob hier irgendeine finstere Macht eine Ausgangssperre verhängt hat? Und ob nur man selbst es  nicht mitgekriegt ...

Das muss sich schleunigst ändern! Zumindest bis 2025 - wobei in diesem Punkt der viel tausendfache südländische Zuzug durchaus etwas Hoffnung und Anregung verspricht: dahingehend etwa, dass man die eigene  Stadt regelmäßiger auch „vor der Tür“ zu genießen kann - und sollte.

Die städtische Baupolitik will und wird laut Isek 2025 - dazu einiges beitragen: So sollen Lücken zwischen den Vierteln - zum Beispiel zwischen Neustadt und Heide-Süd - durch neue Bebauung überbrückt oder gar geschlossen werden. Und ein ebenfalls geschlossenes „grünes  Band“ soll als Lauf- und Spazierstrecke das Herz der Stadt bald schon sozusagen umranken: In Halle! Wo sonst? (mz)