1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Stillinge-Mord: Stillinge-Mord: Freundin bringt Kind von Mordopfer zur Welt

Stillinge-Mord Stillinge-Mord: Freundin bringt Kind von Mordopfer zur Welt

Von Steffen Brachert 23.08.2016, 07:32
Am zweiten Weihnachtsfeiertag wurde die Leiche des 29-jährigen René A. im Dessauer Freibad Stillinge gefunden.
Am zweiten Weihnachtsfeiertag wurde die Leiche des 29-jährigen René A. im Dessauer Freibad Stillinge gefunden. Steffen Brachert

Dessau-Roßlau - Am späten Sonntagnachmittag wurde überraschend eine Belohnung von 10.000 Euro ausgelobt, am frühen Sonntagabend war der Dessauer Staatsanwalt Olaf Braun zu Gast in der MDR-Sendung „Kripo Live“: Im Fall des weihnachtlichen Stillinge-Mords verstärken Polizei und Staatsanwaltschaft in Dessau die Öffentlichkeitsarbeit, warten aber weiter auf den Durchbruch in den komplizierten Ermittlungen nach der Hinrichtung des 29-jährigen René A. aus dem Oranienbaumer Stadtteil Goltewitz.

Am Montag gingen trotz der hohen Belohnung nur wenige konkrete Hinweise auf den Fall ein, dafür kommen neue Details aus dem Umfeld des Opfers bekannt: So war die 25-jährige Lebensgefährtin von René A. zum Zeitpunkt des Mordes in der fünften Woche schwanger. Das Kind ist inzwischen geboren - und heißt René wie der Vater.

Leiche des 29-jährigen René A. im Dessauer Freibad Stillinge gefunden

Der junge Mann war am zweiten Weihnachtsfeiertag nahe dem Dessauer Freibad Stillinge ermordet aufgefunden. Vier Tage zuvor hatte man im Hinteren Tiergarten seinen ausgebrannten Ford Focus gefunden.

Die Polizei und Staatsanwaltschaft sprachen früh von einem Gewaltverbrechen, in der vorigen Woche erklärten beide, dass die Tat „Hinrichtungscharakter“ hatte.

Freundin des Mordopfers aus Oranienbaum bei „Kripo Live“

Verbunden war diese Feststellung mit einem neuen Fahndungsaufruf - mit Fotos des Ermordeten, von seinem Auto und zahlreichen Fundstücken rund um Tatort. Zehn konkrete Fragen haben die Ermittler formuliert. Die machen vor allem eines deutlich: Auch nach acht Monaten ist noch völlig unklar, was mit René A. an jenem 22. Dezember passiert ist und was er an jenem Tag überhaupt gemacht hat.

Am Sonntag bei „Kripo Live“ war erstmalig die Lebensgefährtin von René A. zu Wort gekommen, ohne dass allerdings viel Neues bekannt wurde. Die zweifache Mutter erklärte aber, dass A. am 22. Dezember überraschend schon gegen 4 Uhr das Haus verlassen hat - ohne Handy. Diesen Fakt bestätigte Staatsanwalt Olaf Braun auf MZ-Nachfrage. Das nicht mitgenommene Handy dürfte ein Grund sein, warum der Weg von A. an jenem Tag für die Ermittler bislang nicht nachvollziehbar ist.

Staatsanwaltschaft weist Spekulationen um Verwicklung von René A. in Drogenmilieu zurück

In der MDR-Sendung blieb die Staatsanwaltschaft weiter sehr zurückhaltend mit Informationen zur Tat. So sprach Staatsanwalt Olaf Braun in Leipzig zwar erneut davon, dass René A. an diesem 22. Dezember eine größere Summe Bargeld dabei gehabt haben soll. Welche Indizien es aber für diesen Verdacht gibt, um wie viel Geld es sich handelt, dazu machte Braun auch auf MZ-Nachfrage keine konkreten Angaben.

Nur eines erklärte die Staatsanwaltschaft, nachdem die „Bild“-Zeitung zuletzt über eine Tat im Drogen-Milieu spekuliert hatte: A. sei zuvor nicht im Zusammenhang mit Drogen-Delikten auffällig geworden und auch nicht vorbestraft.

Offen ließ Braun auch eine andere Auffälligkeit: Polizei und Staatsanwaltschaft suchen nach Hinweisen auf Brandbeschleuniger, mit dem der schwarze Ford Focus im Hinteren Tiergarten, aber auch eine an den Stillingen gefundene Matratze angezündet wurde. Hat die Leiche von René A. Verbrennungen aufgewiesen? Hatte die Matratze Spuren von René A.? „Das ist Täterwissen. Aus ermittlungstaktischen Gründen“, sagte Braun, „machen wir dazu keine Angaben.“ Der Fall René A. bleibt mysteriös. (mz)