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Schüsse auf Asylunterkunft in Gräfenhainichen Schüsse auf Asylunterkunft in Gräfenhainichen: Ein Geständnis, aber noch keinen Täter

23.08.2016, 06:00
Kriminalpolizei und Staatsschutz untersuchten die geplante Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge.
Kriminalpolizei und Staatsschutz untersuchten die geplante Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge. Klitzsch Lizenz

Gräfenhainichen - Die Schüsse auf die Asylbewerberunterkunft in Gräfenhainichen vom Dezember 2015 sind noch nicht aufgeklärt. Das bestätigte die Polizei am Montag auf MZ-Anfrage. „Es gibt viele Spuren, die wir vor Ort sichern konnten, aber keinen Tatverdächtigen“, sagte Polizeisprecher Maik Strömer.

Das Objekt im Gewerbegebiet West der Heidestadt war zum Zeitpunkt des Anschlags zwar unbewohnt, trotzdem nahmen der die oder Täter die Verletzung von Menschen - Mitarbeiter eines Wachdienstes waren im Ort - billigend in Kauf. Die Polizei geht von einer politisch motivierten Tat aus. Die rechte Szene der Region Gräfenhainichen ist in diesen Wintertagen sehr aktiv.

Umso überraschter sind die Beamten, als ein 40-Jähriger am Telefon ein Geständnis ablegt. Was der Anrufer schildert, klingt überzeugend und vor allem glaubhaft. Wenige Minuten später stürmt ein Spezialeinsatzkommando der Polizei das Haus des Anrufers. Der Mann wird vorläufig festgenommen und ins Polizeigewahrsam nach Halle gebracht. Doch die akribische Durchsuchung der Räume verläuft ergebnislos und vor allem wird keine „scharfe Waffe“ gefunden.

Ringo B. ist ein Tag später wieder auf freiem Fuß. Der Schlaitzer ist für die Ermittler aber alles andere als ein Unbekannter. Der 40-Jährige hält mit seinen Telefonaten Behörden auf Trab. Laut Paragraf 20 des Strafgesetzbuches ist er schuldunfähig wegen seelischer Störungen. Eine Zwangseinweisung in eine Klinik, sei aber nur möglich, wenn „erhebliche Straftaten“ zu erwarten sind. Doch das sei eben nicht der Falle.

Allerdings muss Ringo B. in einem anderen Fall 1500 Euro Zwangsgeld bezahlten. Und auch die Nacht in Gewahrsam zeigte schon eine gewisse Wirkung. Der „Telefonist“ legte zumindest eine Atempause ein. Doch die hielt nicht wirklich lange an. „Er ist aber schon wieder aktiv“, erklärte ein Beamter am Montag.

Der Anrufer hatte auch schon für großen Wirbel im Berliner Kanzleramt gesorgt. Dabei gab er sich als Bitterfelder Polizeichef aus. „Ich bin der Lage nicht mehr gewachsen. Geben Sie den Schießbefehl“, forderte er den Diensthabenden in der Hauptstadt auf. Der Name des Revierleiters inklusive der privaten Telefonnummer waren korrekt. Ein Rückruf beim echten Polizeichef sorgte dann aber schnell für Aufklärung und für Entwarnung in Berlin (die MZ berichtete). (mz)