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Lesben, Schwule, Transsexuelle Lesben, Schwule, Transsexuelle: Kita-Kinder in Sachsen-Anhalt sollen über Geschlechtervielfalt aufgeklärt werden

Von Alexander Schierholz 19.08.2016, 04:34
Eltern, die zum Wunschtermin keinen Betreuungsplatz für ihr Kleinkind bekommen und deshalb erst später arbeiten gehen können, haben grundsätzlich Anspruch auf Schadensersatz.
Eltern, die zum Wunschtermin keinen Betreuungsplatz für ihr Kleinkind bekommen und deshalb erst später arbeiten gehen können, haben grundsätzlich Anspruch auf Schadensersatz. dpa

Magdeburg - In Sachsen-Anhalt sollen schon Kindergarten-Kinder mit sexueller Vielfalt und unterschiedlichen Familienmodellen vertraut gemacht werden. Dazu können Kita-Erzieher auf entsprechende Kinderbücher zurückgreifen, die das Thema altersgerecht behandeln. Das Ministerium für Justiz und Gleichstellung hat 2.000 Broschüren mit entsprechenden Empfehlungen an Kitas und Grundschulen verteilt.

Damit setzt das Land den ersten Teil eines Aktionsplans um, mit dem mehr Akzeptanz für Lesben, Schwule, Transsexuelle und andere sexuelle Minderheiten geschaffen werden soll. Im kommenden Jahr sollen Kitas auch einen sogenannten Kita-Koffer nutzen können, der Bücher und Lehrmaterialien zum Thema enthalten soll.

Aktionsplan für mehr Toleranz gegenüber Lesben, Schwule und Transsexuellen

„Wir wollen gegen Gewalt und Diskriminierungen eintreten und Anliegen dieser Personengruppen als Querschnittsthemen etablieren“, sagte Justizministerin Anne-Marie Keding der MZ. Die CDU-Politikerin hat den Aktionsplan von ihrer Amtsvorgängerin Angela Kolb (SPD) geerbt. Kolb hatte das Papier Ende vorigen Jahres ins Kabinett eingebracht.

Aus der CDU hatte es zunächst Widerstand gegeben. So hatte der damalige CDU-Fraktionschef André Schröder erklärt, Kita-Koffer als Verpflichtung gingen ihm zu weit.

Regierung in Sachsen-Anhalt sieht Kita-Koffer als Angebot

Daran ist auch jetzt nicht gedacht. „Wir wollen den Kitas ein Angebot machen“, sagte eine Sprecherin Kedings. So könne das Personal in Kitas anhand der in der Broschüre vorgeschlagenen Bücher „bei Bedarf“ mit Kindern über das Thema ins Gespräch kommen.

Der oppositionellen Linksfraktion geht das nicht weit genug. „Für den Anfang ist das sehr, sehr mager“, sagte die gleichstellungspolitische Sprecherin der Linken, Eva von Angern, der MZ. Das Thema sexuelle Vielfalt müsse in das Kita-Bildungsprogramm des Landes aufgenommen werden, „dann bekommt das eine größere Verbindlichkeit“. Das Programm ist die Grundlage, auf der die einzelnen Kitas Konzepte für frühkindliche Bildung entwickeln müssen.

Linke Sachsen-Anhalt fordert sexuelle Aufklärung an Schulen

Von Angern forderte darüber hinaus, das Thema auch an Schulen stärker zu verankern. „Lehrer müssen fit gemacht werden, um mit homophoben Tendenzen umgehen zu können.“ Da sei bisher noch gar nichts passiert. Der Aktionsplan sieht dazu unter anderem vor, Geschlechter- und Familienvielfalt in einer Neufassung der Rahmenpläne für Gymnasien zu berücksichtigen sowie Lehrern Materialien an die Hand zu geben; dies soll allerdings erst in den kommenden zwei Jahren umgesetzt werden.

Scharfe Kritik an dem Projekt kommt von der AfD. Deren rechtspolitischer Sprecher Jens Diederichs hält es für „überflüssig“ und „Steuerverschwendung“, schon Kita-Kinder zu sensibilisieren. „Erziehung ist zunächst einmal Sache der Eltern“, sagte Diederichs der MZ. Es sei nichts dagegen einzuwenden, im Kindergarten Zahlen, Buchstaben oder Sozialverhalten zu erlernen, „aber bei Sexualerziehung hört der Spaß auf, da hat der Staat sich rauszuhalten“. Hätten Kinder Fragen zu dem Thema, dann könnten diese individuell besprochen werden, „aber nicht mit der ganzen Kita-Gruppe“.

Erst im Juni war die AfD mit einem Beitrag zu dem Thema negativ aufgefallen. Der Abgeordnete Andreas Gehlmann hatte in einem Zwischenruf im Landtag indirekt Haftstrafen für Homosexuelle gefordert. AfD-Fraktionschef André Poggenburg hatte sich nicht eindeutig von der Bemerkung distanziert. (mz)