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Neue Rechte in Schnellroda Institut für Staatspolitik als neue Rechte in Schnellroda: Verfassungsschutz wird auf ein Dorf aufmerksam

Von Michael Bertram 26.07.2016, 09:30
Der kleine Ort Schnellroda wirkt beschaulich.
Der kleine Ort Schnellroda wirkt beschaulich. Peter Wölk

Schnellroda - Die Mittagssonne brennt erbarmungslos. Nur das Zirpen der Grillen in der weiten Natur rund um Schnellroda sorgt für Geräusche in dem kleinen Steigraer Ortsteil. Es ist jedoch nicht nur das Wetter, generell ist in dem kleinen Ort, den selbst das Navigationsgerät verschweigt, still - bis auf wenige Tage im Jahr, wenn das hier seit einigen Jahren ansässige Institut für Staatspolitik (IfS) zu seinen Akademien einlädt.

Die Organisation unter Leitung des Intellektuellen Götz Kubitschek ist ein Zentrum der Neuen Rechten in Sachsen-Anhalt. Dieser Umstand hat Schnellroda jüngst nicht nur des öfteren bundesweit in die Schlagzeilen gebracht, sondern nun auch für den Verfassungsschutz interessant gemacht.

IfS in Augenschein genommen

Erst vor wenigen Tagen hatte dessen Behördenchef Jochen Hollmann nämlich erklärt, das IfS in Augenschein genommen zu haben. Wie die NPD, die Partei Die Rechte oder mehrere linke Gruppierungen könnte es einmal Beobachtungsobjekt werden, wie es hieß.

Dabei fühlen sich die Schnellrodaer keineswegs bedroht von der Nachbarschaft des IfS und den vielen Gästen der regelmäßig stattfindenden Veranstaltungen für rechtsintellektuelle Kreise. Angesprochen auf die Einrichtung, zeigen die wenigen Passanten nur in Richtung des Ritterguts, in dem Kubitschek wohnt. Hier hat auch das IfS seinen Sitz sowie der Verlag „Antaios“ der rechtsintellektuelle Bücher offeriert. „Mir ist diesbezüglich nie etwas Negatives aufgefallen“, sagte eine Frau, die nicht namentlich genannt werden will. „Mir haben die nichts getan, also sollen sie doch machen“, meint eine andere. Auch eine Malerin, die gerade der Matthäuskirche einen neuen Anstrich verpasst, könne nicht klagen, meint sie einsilbig.

„Das ist eine zugelassene Vereinigung“

Der Steigraer Bürgermeister Walter Wrede von den Freien Wählern, der sich auch um die Belange Schnellrodas kümmert, sieht das Thema IfS ebenfalls gelassen. „Das ist eine zugelassene Vereinigung“, sagt er demonstrativ. Auch bei einer Versammlung, zu der die Bürger eingeladen wurden, sei niemandem etwas sauer aufgestoßen. Dass sein Ort nun ein Ziel der Mitarbeiter des Verfassungsschutzes werden könnte, das könne man nicht verhindern. „Es wäre ja aber nicht die einzige Gruppierung, die unter Beobachtung steht.“

Nicht erst seit dem Wahlerfolg der rechtspopulistischen AfD ist Schnellroda zum Mekka für rechte Kreise geworden. Bereits im Jahr 2002 war Kubitschek in den Ort gezogen. Für den rechten Flügel der AfD ist Schnellroda ein Ort der Inspiration. Allen voran der Sprecher der Patriotischen Plattform innerhalb der AfD, Hans-Thomas Tillschneider, der das örtliche Gasthaus „Zum Schäfchen“ gar zu seinem Lieblingsort im Saalekreis auserkoren hat. Hier veranstaltet das IfS in aller Regelmäßigkeit nämlich seine Akademien, Diskussionsrunden und Lesungen. Dann erwacht auch der Ort zu Leben. (mz)

Der kleine Ort Schnellroda wirkt beschaulich.
Der kleine Ort Schnellroda wirkt beschaulich.
Vincent Grätsch