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Hans-Joachim Peucker  Hans-Joachim Peucker : "Grille" verbindet Basketball-Generationen

Von Fabian Lamster 23.07.2016, 10:00
Auch als Trainer hatte Hans-Joachim Peucker - „Grille“ - Erfolg. Er coachte bis 2004 den Universitätssportverein, von dem er sich  per Landesmeistertitel verabschiedete.
Auch als Trainer hatte Hans-Joachim Peucker - „Grille“ - Erfolg. Er coachte bis 2004 den Universitätssportverein, von dem er sich  per Landesmeistertitel verabschiedete. Silvio Kison

Halle (Saale) - Wenn seine Basketballer freitags die Umkleidekabine der Sporthalle am Weinberg betreten, erwartet sie Hans-Joachim Peucker meist schon mit einem freundlichen Spruch auf den Lippen. So auch dieses Mal: „Mensch Dennis, lange nicht gesehen. Wie geht’s? Schön, dich zu sehen.“

Immer wieder schaut er auch in die Gesichter neuer Studenten, die er mit einem: „Wer bist du denn? Dich habe ich hier noch nie gesehen“ begrüßt. Das macht Peucker, den alle „Grille“ nennen, schon eine ganze Weile. Seit fast 50 Jahren engagiert er sich für den Basketball in Halle, vor allem im Hochschulsport der Martin-Luther-Universität. Er hat Hunderte Studenten und Basketballer kommen und gehen sehen.

Sportlerlaufbahn

Mit 15 Jahren beginnt Hans-Joachim Peuckers Sportlerlaufbahn. Als Fußballbegeisterter probiert er sich im Basketball und kommt in das Jugendteam vom SC Chemie Halle. Wenig später gewinnt „Grille“ in den 60er Jahren mehrere DDR-Meisterschaften und spielt sich in die Nationalmannschaft. Seinen Spitznamen „Grille“ hat er dort bereits, wie der 76-Jährige erzählt: „Als Kind war ich schnell, konnte springen und hatte eine hohe Stimme. Darum nannte mich ein Mitspieler irgendwann ,Grille’. Ein Spitzname, der mich bis heute begleitet.“

Durch den DDR-Leistungssportbeschluss von 1969 endet seine Spielerkarriere mit 29 Jahren. Nur noch Olympiasportarten wurden gefördert, zu denen Basketball nicht zählte. Dann kommt Peucker zum Hochschulsport, leitet acht und mehr Basketballkurse pro Woche und teilt sein Wissen mit Weggefährten.

Eis gebrochen

Einer davon ist Christian Huhn, Pressesprecher der USV Halle Rhinos. Er kennt „Grille“ seit 2005, pflegt einen engen Kontakt mit ihm und erinnert sich an die ersten Begegnungen: „Innerhalb von zwei Wochen hatte ich mehr Kontakte geknüpft als die Jahre vorher während des Studiums. ,Grille’ hat das Eis gebrochen.“ Auch außerhalb der Sporthalle kommt Peucker mit seinen Studenten zusammen. Seit einigen Jahren gibt es im Sommer ein „Grillen mit Grille“ auf der Ziegelwiese, bei dem sie es sich gut gehen lassen.

Damit der Kontakt zu ehemaligen Basketballern hält, haben sie ihm eine Facebook-Seite erstellt, der über 100 „Grille“-Fans ihren Daumen gegeben haben. „Er hat sich immer für die Studenten engagiert. Da ist es das Mindeste, ihm nach all den Jahren etwas zurückzugeben“, findet Huhn, der die Seite mit Anekdoten und Schnappschüssen füllt.

Leistungen und Geschichten

Ein Bild zeigt einen Pokal, den sie ihm geschenkt haben: „Für seine herausragenden Leistungen und Geschichten beim Unisport“, wie die Inschrift verrät. Aus seiner Zeit, als er mit Chemie Halle DDR-Meister wurde, für Spiele im Europacup den gesamten Kontinent bereiste und Teamkollegen die Auswärtsspiele zur Flucht in die Bundesrepublik nutzten: „Die Auswärtsfahrten hat die SED nicht gerne gesehen. Das verschärfte sich, als ein Mitspieler in die BRD abgehauen ist. Ich wurde verdächtigt, davon gewusst zu haben. Für mich war klar: Ich würde ihn nicht verraten. Das kam niemals in Frage“, erzählt Peucker. Es ist eine dieser „Grille“-Geschichten, für die die Studenten ihm dankbar sind.

Aus acht und mehr Basketballkursen pro Woche ist ein Freitagskurs geworden, den Peucker so lange wie möglich aufrechterhalten möchte. Dennoch weiß „Grille“, dass der Kurs irgendwann zu Ende geht. Mit fast 80 Jahren brauche er schließlich seinen Studenten nicht mehr erklären, wo der Ball reingehört. Er hält sich körperlich weiter in Form. Und dafür, dass er gedanklich in Schwung bleibt, sorgt der Kontakt mit den Studenten: „Das ist Fitness für den Kopf und unbezahlbar“, sagt Hans-Joachim Peucker. Darum hofft er, dass die Sache mit dem Kursende „noch ein Weilchen warten kann“. (mz)