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Zaun auf dem Bolzplatz Kusey: Zaun auf dem Fußballplatz wird bleiben

Von Alexander Schierholz 19.07.2016, 18:41
Unterbrochener Spielfluss: Die Kicker von Kusey am Zaun, der ihren Fußballplatz teilt.
Unterbrochener Spielfluss: Die Kicker von Kusey am Zaun, der ihren Fußballplatz teilt. Andreas Stedtler

Kusey - Wolfgang Mosel wirkt ernüchtert und abgeklärt, als man ihn am Dienstagmittag ans Telefon bekommt. „Für uns ist die Sache erledigt“, sagt der Vize-Chef des TSV 1919 Kusey in der Altmark, „wir schauen jetzt nach vorne.“

„Die Sache“, das ist der Zaun - 2,20  Meter hoch, Maschendraht, Holzpflöcke, steht er seit kurz vor Ostern mitten auf dem Sportplatz der Kuseyer Kicker. Training, Spielbetrieb? Unmöglich. „Die Sache“ wurde schnell bundesweit bekannt, und das 900-Einwohner-Dorf zur Lachnummer Fußball-Deutschlands

Knapp vier Monate später ist - nein, keine Lösung in Sicht: Der Zaun bleibt stehen, der Platz filetiert. „Wir planen jetzt neu“, sagt Mosel. Der verbliebene Rest des Sportplatzes solle zur Kleinspielfläche umgebaut werden, auf der die Kicker dann wenigstens trainieren können.

Auch eine Laufbahn und eine Weitsprunganlage für die benachbarte Grundschule seien denkbar, so Mosel,  Gespräche mit der zuständigen Stadtverwaltung in Klötze liefen.

Den Zaun hatte Herwig Bierstedt, ein örtlicher Landwirt, aufstellen lassen. Er hatte schon vor Jahren einen Teil des Sportplatzes gekauft, der insgesamt fünf Eigentümern gehörte und von der Kommune für den Verein nur gepachtet war. Bierstedt sagt, er brauche das Gelände für seine Pferde und Fahrzeuge.

Von einer von der Stadt angebotenen Ausweichfläche will er nichts wissen: „Die ist viel zu weit weg von meinem Hof, ich kann nicht immer drei Kilometer fahren.“ Im übrigen gehöre die angebotene Alternative gar nicht der Stadt, sondern dem Land.

Vielleicht ist das das Problem: Dass man es in Klötze offenbar nicht immer so genau damit nimmt, wem was gehört. Die zersplitterte Eigentümerstruktur des Platzes interessierte in der DDR niemanden, und auch mehr als zwei Jahrzehnte lang nach ihrem Untergang nicht.

Bis 2013 Landwirt Bierstedt kam, sah und kaufte.

Dann wurde es hektisch: Die Stadt Klötze änderte den Flächennutzungsplan, um ein Vorkaufsrecht für den Sportplatz ausüben zu können, scheiterte damit aber vor dem Verwaltungsgericht.

Und nun? „Wir haben uns damit abgefunden“, sagt Vereins-Vize Mosel. Bis das neue Kleinspielfeld fertig sei, könnten die Kicker bei einem benachbarten Verein trainieren. Und Punktspiele würden schon längst auf einem anderen Platz im Ort ausgetragen. Von so viel Pragmatismus sieht Bauer Bierstedt sich bestätigt: „Ich verstehe die ganze Aufregung nicht.“ (mz)