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Bildung Abitur in Sachsen-Anhalt ohne Mathe

Von Anja Förtsch 28.06.2016, 22:09
Schüler sitzen in ihrer Abiturprüfung.
Schüler sitzen in ihrer Abiturprüfung. dpa

Magdeburg - Sachsen-Anhalt will die Regelungen für das Abitur deutlich entschärfen - vor allem die von vielen Gymnasiasten gefürchtete Mathematik-Prüfung soll nicht mehr Pflicht sein. Bildungsminister Marco Tullner (CDU) stellte die entsprechenden Pläne am Dienstag vor.

„Wir wollen damit nicht in einen Wettbewerb um das leichteste Abitur eintreten“, betonte Tullner. „Wir werden weiter am Qualitätsanspruch festhalten. Aber wir wollen mehr Vergleichbarkeit und Transparenz schaffen.“

Zentraler Punkt der Änderungen ist die Wahl der schriftlichen Prüfungsfächer: Künftig sollen die Schüler aus Deutsch, Mathe, Geschichte, einer Fremdsprache und einer Naturwissenschaft vier Prüfungen wählen können - in einem der Fächer können die Abiturienten also die schriftliche Prüfung umgehen.

Das könnte in vielen Fällen Mathematik betreffen: In dem Fach sind in den vergangenen Jahren die meisten Abiturienten im Land durchgefallen.

Verhaltene Reaktionen bei Gewerkschaften

Der Jubel bei den Schülern dürfte groß sein, bei den Gewerkschaften und Interessenverbänden ist er allerdings verhalten. „Mathematik ist ohne Frage ein wichtiges Fach“, sagte Winfried Borchert von der Aktion Faires Abi. „Das Abitur sollte deshalb auch weiterhin eine Prüfung in dem Fach beinhalten.“

Das Problem sei in seinen Augen weniger die Prüfung, sondern die Unterrichtsform: In der Prüfung können sich die Schüler derzeit zwischen Grund- und Leistungskursniveau entscheiden, gelehrt wird das Fach aber nur auf Leistungskursniveau. Dadurch würden viele Schüler schon auf dem Weg zur schriftlichen Abiturprüfung scheitern, so Borchert.

Auf mehr Zustimmung stoßen derweil die weiteren Neuregelungen. So sollen nur noch 36 Halbjahresnoten aus den elften und zwölften Schuljahren in die Abiturnote einfließen. Die Kultusministerkonferenz gibt einen Wert zwischen 32 und 40 vor - in Sachsen-Anhalt sind es bisher 44. Das ist der Spitzenwert unter den Bundesländern.

Alexander Pistorius, Sprecher der Bildungsgewerkschaft GEW, sieht daher in den Änderungen einen „Schritt in die richtige Richtung“. Die Pläne basieren auf dem, „was wir in entsprechenden Gesprächen bislang auf dem Schirm hatten“.

Einen Anstoß zur erneuten Diskussion über die Abitur-Standards im Land hatte kürzlich der Fall eines Bernburger Schülers gegeben: Dieser war 2013 zur mündlichen Abiturprüfung angetreten - und mit null Punkten gleich durch die gesamte Abi-Prüfung gefallen.

Er klagte und bekam Recht: Die entsprechende Null-Punkte-Regelung sei unverhältnismäßig und damit unwirksam, so das Verwaltungsgericht Magdeburg. Bildungsminister Tullner hatte daraufhin die nun vorgestellte „Variation der Leistungsansprüche“ angekündigt. Sie beinhaltet neben der Wahl der schriftlichen Prüfungen und der Absenkung der einzubringenden Noten auch das Ende der Null-Punkte-Regelung und die Möglichkeit der Einsichtnahme in die Protokolle der mündlichen Prüfung.

Der Minister rechnet damit, dass die Änderungen im Herbst in Kraft treten könnten. Die Aufhebung der Prüfungspflicht in Mathe könnte so schon für die dann elften Klassen gelten. Leichter werden soll der Abschluss laut Tullner jedoch nicht: „Abitur heißt Abitur und hat etwas mit Qualität und auch mit Mühe zu tun.“ (mz)