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Nitrat im Grundwasser Nitrat im Grundwasser: Drohen Probleme bei der Versorgung mit Trinkwasser?

Von Michael Bertram 01.06.2016, 05:00
Trinkwasser läuft aus einem Wasserhahn in ein Glas.
Trinkwasser läuft aus einem Wasserhahn in ein Glas. dpa

Merseburg/Querfurt - Die Europäische Kommission verklagt Deutschland wegen der anhaltend hohen Nitratbelastung in Gewässern - und auch im Saalekreis sehen die gemessenen Werte nicht berauschend aus. Wie MZ-Recherchen ergaben, lag die Belastung des Grundwassers im gesamten Kreisgebiet an fast jeder dritten der 52 Messstellen über dem gesetzlich festgeschriebenen Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter. An acht Stellen wurde sogar ein Nitratgehalt von über 100 Milligramm je Liter festgestellt.

„Die Höhe der Nitratbelastung des Grundwassers ist stark von der Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen abhängig“, erklärt Harald Gülzow von der VSR-Gewässerschutz. Seit den 80er Jahren nimmt diese deutschlandweit Messungen vor. Für den Saalekreis führte sie über einen Vierjahreszeitraum Messungen an privaten Brunnen durch und kam auf eine durchschnittliche Belastung von 40 bis 50 Milligramm pro Liter.

Zu wenig Grünland der Grund?

Während das Umweltbundesamt die hohen Werte vor allem auf die häufig nicht standort- und nutzungsgerechte Ausbringung von Düngemitteln verweist, sieht Gülzow das Problem an anderer Stelle. „Es gibt schlichtweg zu wenig Grünland“, sagt er. Im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft hätte der Bedarf an Weiden und Wiesen, die insbesondere für die Ernährung von Kühen wichtig sind, abgenommen.

Die Tiere würden statt mit frischem Gras, Heu und Grassilage vermehrt mit Kraftfutter versorgt, während auf den Flächen immer stärker der Raps blüht, der als Biomasse eine lukrative Energiequelle ist. Das Problem daran: Die Nitratauswaschung ist auf Äckern deutlich höher. Denn Dauergrünland nutze über die gesamte Wachstumsperiode die aufgebrachten Nährstoffe, weil der Boden im Gegensatz zu Ackerland ständig mit Pflanzen bedeckt ist. Für die Landwirte ist das Thema Grünland im Saalekreis allerdings eine knifflige Sache - aufgrund der niedrigen Regenmengen stellen Wiesen und Weiden ihrer Ansicht nach keine Alternative dar.

Unbelastetes Grundwasser reicht nicht aus

Wichtig wird der Nitratgehalt zudem beim Aspekt Trinkwasser, denn 74 Prozent des Aufkommens in Deutschland werden laut Bundesumweltamt aus dem Grundwasser entnommen. Droht dem Saalekreis angesichts der Werte, die vor allem im Raum Querfurt und rund um den Petersberg alarmierend sind, womöglich ein ernstes Problem? Denn zunehmend beklagen auch Wasserwerke, dass nicht ausreichend unbelastetes Grundwasser zur Verfügung steht, um die Konzentration des Nitrats im Trinkwasser zu senken.

„Unsere Kunden müssen sich keine Sorgen machen“, gibt Uwe Störzner, Geschäftsführer der Midewa, Entwarnung. Das Unternehmen versorgt im Süden Sachsen-Anhalts 330.000 Menschen jeden Tag mit frischem Trinkwasser, auch die Bewohner des Saalekreises. „Wir beziehen Fernwasser aus dem Harz und der Elbaue“, sagt er. Eine Vielzahl von Parametern werde bei der Qualitätskontrolle überwacht. „Die Nitratwerte sind alle unauffällig, liegen im unteren einstelligen Milligramm-Bereich“, erklärt er. Nicht erst beim Erreichen des gesetzlichen Grenzwertes werde gehandelt. „Die Ursachensuche beginnt schon viel früher und natürlich schauen wir auch, wie wir umgehend nutzbares Wasser bereitstellen können“, so Störzner. (mz)