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Kinder- und Jugendkriminalität Kinder- und Jugendkriminalität: Wenn Kinder töten

09.03.2016, 13:23
Der Ort, an dem der 13-jährige Fabian in der Nähe von Bad Schmiedeberg sein junges Leben verlor. Eine Kerze erinnert an den Schrecken.
Der Ort, an dem der 13-jährige Fabian in der Nähe von Bad Schmiedeberg sein junges Leben verlor. Eine Kerze erinnert an den Schrecken. Thomas Klitzsch

Bad Schmiedeberg - Kinder können aus Expertensicht auch vor ihrer Strafmündigkeit mit 14 Jahren die möglicherweise schwerwiegenden Folgen ihres Handelns abschätzen. „Die Altersgrenze bedeutet nicht, dass sie kein Schuldbewusstsein hätten oder nicht wüssten, was sie tun“, meint der Wiesbadener Kriminologe Rudolf Egg.

Der Gesetzgeber habe damit nur festgelegt, dass für diese Kinder nicht die Strafjustiz zuständig ist, sondern Eltern, Erziehungsberechtigte und Jugendämter.

Dass Kinder andere Kinder töten, wie es in Bad Schmiedeberg geschehen sein soll, ist laut Egg äußerst selten. „Das kommt vor, aber meist handelt es sich um Geschwister-Streitigkeiten.“ Unter völlig fremden Kindern komme so ein Delikt so gut wie nicht vor, weil es immer um Gefühle gehe.

Im Fall des 13-jährigen Tatverdächtigen in Bad Schmiedeberg werden die Behörden nach Eggs Einschätzung nun genau auf die Familie schauen. Es müsse geprüft werden, ob die Eltern ihre erzieherischen Pflichten erfüllt hätten und ob sie sich weiter um das Kind kümmern könnten.

„Folgenlos wird die Tat nicht bleiben“, sagte der Kriminologe, der bis 2014 die Kriminologische Zentralstelle in Wiesbaden leitete. Egg sagte das auch mit Blick auf die psychologischen Folgen für den jungen Tatverdächtigen. „Selbst Erwachsene brauchen Hilfe, um nicht zu verzweifeln nach solch einer monströsen Tat.“

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Auch Kinder können zu Tätern werden

Strafunmündige Kinder unter 14 Jahren begehen zwar nur selten schwere Straftaten, bisweilen töten sie aber sogar andere Menschen. Hier einige schockierende Fälle:

Februar 2014: Ein zündelnder 13-Jähriger löst einen Brand mit drei Todesopfern in einer Hamburger Flüchtlingsunterkunft aus. Der Junge wird zunächst in der Kinder- und Jugendpsychiatrie betreut.

August 2005: Ein erst zehn Tage altes Baby wird im thüringischen Ilmkreis vermutlich von seiner sechsjährigen Schwester getötet, als die Kinder kurz alleine in der Wohnung sind.

November 2004: Im Streit um schlechte Noten erschießt ein zwölfjähriger Schüler aus Braunschweig (Niedersachsen) seine Eltern. Anschließend verletzt sich der Schüler mit einem Kopfschuss schwer. Waffen und Munition gehörten seinem Vater.

Juli 2000: Bei einem Raubüberfall in Augsburg (Bayern) verletzen ein 13-Jähriger und sein 14 Jahre alter Freund eine Rentnerin so schwer, dass die 75-Jährige einen Monat später stirbt.

April 2000: In einer Ferienanlage in Nentershausen (Hessen) tötet ein 13 Jahre alter Berliner Gymnasiast nach einem Streit beim Billardspiel einen 20-Jährigen mit einem Messerstich ins Herz.

Januar 2000: In Itzehoe (Schleswig-Holstein) misshandelt ein Vierjähriger einen zwei Monate alten Säugling so schwer, dass das Mädchen an den Kopfverletzungen stirbt.

Oktober 1999: In Würselen (Nordrhein-Westfalen) ersticht ein 13-Jähriger eine 15-jährige Gymnasiastin aus der Nachbarschaft aus enttäuschter Liebe.

Juni 1997: Mit einem Ziegelstein erschlägt ein 13-Jähriger in Seebeck (Brandenburg) eine Achtjährige, weil sie ihn gehänselt hatte. (mz)