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Jüngste Tierheim-Leiterin der Region Jüngste Tierheim-Leiterin der Region: Vanessa Homann steht auf Hund, Katze, Maus

Von Nicolas Ottersbach 25.02.2016, 12:01
Vanessa Homann fühlt sich in der Gegenwart von Tieren pudelwohl. Sie leitet das Tierheim vom Verein Tierschutz Halle am Birkhahnweg in Halles Osten.
Vanessa Homann fühlt sich in der Gegenwart von Tieren pudelwohl. Sie leitet das Tierheim vom Verein Tierschutz Halle am Birkhahnweg in Halles Osten. Nicolas Ottersbach

Halle (Saale) - Bolle hat zugebissen. Auch wenn der Hirtenhund-Mischling nur geschnappt hat und niemand verletzt ist, sitzt der Schreck bei einer Ehrenamtlichen des Vereins Tierschutz Halle tief. Vanessa Homann kümmert sich um die junge Frau, sie weiß was zu tun ist. Schließlich leitet sie das Tierheim am Birkhahnweg. Obwohl die Biologie-Studentin selbst erst 23 Jahre alt ist.

„Bolle ist manchmal etwas schwierig, er hat einen ausgeprägten Revier-Instinkt“, erzählt sie. Homann kennt fast jedes der knapp hundert Tiere, die das Heim betreut, beim Namen. Und auch ihre Eigenarten. Da ist Rüde Ben, der an Epilepsie leidet und plötzlich Krampfanfälle kriegt. Für ihn werden gerade Spenden gesammelt, um eine Untersuchung in einer Spezialklinik zu ermöglichen. Kater Moritz ist wegen seines Aussehens schwer zu vermitteln, Katze Aicha soll hingegen gar nicht mehr weggegeben werden. „Sie ist 18 Jahre alt und lebt schon seit 2003 bei uns, sie gehört zur Familie“, sagt Homann.

Zur Zeit sind 70 Katzen, vier Hunde, zwölf Meerschweinchen, elf Kaninchen und drei Ratten am Birkhahnweg untergebracht. „Wir arbeiten immer an der Auslastungsgrenze, um so effizient wie möglich zu sein“, erklärt Homann. Manchmal muss sie eine Aufnahme ablehnen, für Notfälle ist allerdings immer Platz. Sie kann auf ein großes Netzwerk von Helfern zurückgreifen, die nicht nur täglich im Tierheim ehrenamtlich arbeiten, sondern Tiere auch zu Hause pflegen.

Geringe Aufwandsentschädigung

Sie selbst verbringt etwa 40 Stunden die Woche damit, den Betrieb am Laufen zu halten, dafür gibt es eine geringe Aufwandsentschädigung. Nebenbei studiert sie in Halle für ihren Masterabschluss. „Wenn ich nicht zur Uni gehen würde, könnte ich das hier gar nicht machen“, sagt sie. Sie ist im zehnten Semester, wegen der vielen Aufgaben rückte die Regelstudienzeit schon zu Anfang in weite Ferne. Dafür kann sie ihre Erfahrungen aber auch an der Universität einbringen, zum Beispiel für ihre Masterarbeit.

So leitet sie seit einiger Zeit ein Tierschutz-Projekt, bei dem Kindern und Jugendlichen der richtige Umgang mit und Respekt vor Tieren beigebracht wird. Da geht es beispielsweise um Ernährung und artgerechte Haltung. „Das schöne ist, dass die Kinder selbst merken, was falsch ist“, erzählt Homann. Wenn sie gemeinsam einen Käfig für ein Meerschweinchen bauen, falle beim Einrichten mit Hamsterrad und Co sofort auf, dass es zu wenig Platz sei. Für Katzen basteln sie sogenannte Fummelteppiche, in denen Leckerlis versteckt werden, um die Stubentiger zu beschäftigen. „Ich kann mir gut vorstellen, später im Bildungssektor tätig zu sein“, so die Studentin, die aus Hartha in Sachsen stammt und zum Studium nach Halle kam.

Herz für Tiere

Ein Herz für Tiere hatte sie schon immer, pflegte sie bereits bevor sie beim Tierschutz Halle, der früher in der Halberstädter Straße war, anfing. Nach und nach übernahm sie mehr Tätigkeiten, bis sie der Vorstand zur Verantwortlichen wählte. Sie spricht mit den städtischen Veterinären, die regelmäßig kontrollieren, kümmert sich um Hygienevorschriften und macht den Telefondienst. „In den Sprechstunden passieren auch interessante Sachen“, sagt Homann. Dabei werden nicht nur Tiere vermittelt, sondern auch die Anrufer beraten, wie sie mit Tieren umgehen sollten und ihnen wird Hilfe angeboten, wenn beispielsweise ein verletzter Fuchs gefunden wird. Weil das sehr aufwendig ist, wird sie mittlerweile von ihrer Kommilitonin Elisa Schütze unterstützt.

Derzeit gibt es nämlich auch viele Baustellen auf dem großen Gelände mit viel Freilauf, die geplant werden müssen. „Wir finanzieren uns durch Spenden und die Beiträge der etwa 350 Mitglieder“, sagt Homann. Wenn es Fördergelder des Landes gibt oder eine Firma mit Sachspenden, Arbeitskräften und einer größeren Summe aushilft, kann das ehemalige Schützenhaus Stück für Stück ausgebaut werden. So ist schon eine Quarantäne für Neuzugänge und ein Zwinger für Hunde entstanden. (mz)