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50 Jahre Fotoclub Merseburg 50 Jahre Fotoclub Merseburg: Von analog bis digital

Von Undine Freyberg 25.02.2016, 10:38
Die beiden Fotoclub-Mitglieder Hubert Storch (l.) und Jürgen Vogel bei den letzten Vorbereitungen für die Ausstellung.
Die beiden Fotoclub-Mitglieder Hubert Storch (l.) und Jürgen Vogel bei den letzten Vorbereitungen für die Ausstellung. Peter Wölk

Merseburg - „Zu DDR-Zeiten wurde ja sogar das Badezimmer als Dunkelkammer in Beschlag genommen, um die Filme und Fotos zu entwickeln. Da konnte die Mutti eben mal nicht zur Toilette gehen“, lacht Hubert Storch, der Chef des Merseburger Fotoclubs. Heute sei das natürlich anders. Da könne jeder gleich sehen, welche Fotos entstanden sind, wenn man sie von der Speicherkarte der Digitalkamera auf Rechner oder Laptop ziehe.

Einen Ausschnitt dessen, was die aktuellen und ehemaligen Mitglieder des Merseburger Fotoclubs in den vergangenen 50 Jahren mit ihren Kameras festgehalten haben, zeigt die Jubiläumsschau „Momente“ im Kulturhistorischen Museum. 30 Autoren zeigen 60 Fotografien, die in der Region, aber auch in der ganzen Welt entstanden sind - zum Beispiel die „Jugendbrigade“, die auf ihren Werkbänken schläft von Klaus Ulrich, das Hemingway ähnliche Porträt, das Frank Wäschle fotografiert hat, die „Raseninspektoren“ im Stadion des FC Barcelona, die Jürgen Vogel eingefangen hat, oder auch das mit Selbstauslöser gemachte Foto von Jochen Ehmke mit seinem Sohn Sebastian aus dem Jahr 1983.

Ehmke war es auch, der den Fotoclub 1966 mit seinem Kollegen Kurt Güttel von der Alufolie aus der Taufe gehoben hatte und deshalb bei seiner Rede anlässlich der Vernissage am Freitagabend auch ein wenig in Erinnerungen schwelgen wird. Ehmke, der Werkstoffkunde und Metallographie studiert hatte und sich zunächst als Forschungsingenieur mit Fotografie auf wissenschaftlicher Ebene beschäftige, wandte sich zunehmen der Straßenfotografie zu. Wie andere Fotoclubmitglieder auch hielt er einfach das Leben zu DDR-Zeiten fest und bekam dafür die Quittung. „Eine Ausstellung, die ich 1982 gemeinsam mit Harald Hirsch im Kulturhistorischen Museum hatte, wurde von der Kreisleitung der SED verboten“, erzählt Ehmke der MZ.

50 Zentner Kohle

Der Grund: Die Fotos störten den positiven Eindruck, den die Partei vom Sozialismus vermitteln wollte - das Pferdefuhrwerk, dass 50 Zentner Kohle auf die Gotthardstraße kippte, „Das sozialistische Wartekollektiv“ - Menschen, die Schlange standen, um ihre Anmeldung für ein Auto, dass sie in zehn Jahren bekommen würden, abgeben wollten, oder auch das Bild mit dem Betriebsleiter der Alufolie in der mit Orden dekorierten Bergmannsausgehuniform (die Firma gehörte zum Mansfeld-Kombinat) wie er einer Mitarbeiterin in Dederonschürze zum Frauentag gratuliert. Als die Ausstellung geschlossen wurde, habe er seine Mitgliedschaft im Künstlerverband beantragt und sei Freiberufler geworden, so Ehmke.

Die Mitglieder des Fotoclubs haben landesweit und international Maßstäbe gesetzt und Preise geholt. Frank Wäschle aus dem Burgenlandkreis (die wenigsten Mitglieder des Klubs kommen aus Merseburg) hat zum Beispiel zweimal die Barnack-Biennale, einen Leica-Wettbewerb, gewonnen. 1975 vergab die Gesellschaft für Fotografie der DDR an den Fotoclub den Auftrag, das international renommierte FIAP–Foto-Forum „Jugend“ in Merseburg auszurichten. Merseburg erlebte dadurch erstmalig eine Weltfotoschau. Sieben Kreisfotoschauen organisierte der Fotoclub Merseburg von 1969 bis 1989, seit 1993 findet sie aller zwei Jahre statt. Seit der Gründung des Merseburger Fotoclubs vor 50 Jahren hat sich einiges verändert - nicht nur bei der Technik, sondern auch bei der Fotografie. „Die Straßenfotografie, also das einfache Festhalten von Szenen aus dem Leben der Menschen, gibt es kaum noch“, bedauert Hubert Storch. Das liege daran, dass man wegen des Rechts am eigen Bild immer fragen müsse.

Die Mitglieder des Fotoclubs Merseburg treffen sich einmal im Monat in der Galerie ben zi bena. „Da bringt dann jeder seine neuesten Fotos mit, die dann positiv oder negativ verrissen werden“, lächelt Storch. „Na ja, man will ja schließlich weiterkommen.“ (mz)

27. Februar bis 10. April, „Momente - 50 Jahre Fotoclub Merseburg“, Sonderausstellung im Kulturhistorischen Museum; weitere Infos unter www.fotoclub-merseburg.de

„Die Raseninspektoren“ von Barcelona
„Die Raseninspektoren“ von Barcelona
Jürgen Vogel
Jürgen Ehmke mit Sohn Sebastian
Jürgen Ehmke mit Sohn Sebastian
Repro/Peter Wölk
Frank Wäschle fotografierte dieses Porträt.
Frank Wäschle fotografierte dieses Porträt.
Frank Wäschle