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Hallenser liefert in 14 Länder Hallenser liefert in 14 Länder: Der Automatenbauer

Von Michael Falgowski 23.02.2016, 19:05
Von Halle aus hat Daniel Gollmann mittlerweile in Kunden in 14 Ländern erreicht.
Von Halle aus hat Daniel Gollmann mittlerweile in Kunden in 14 Ländern erreicht. G. Bauer

Halle (Saale) - Seit fast zehn Jahren baut der Hallenser Daniel Gollmann in Halle Apotheken-Automaten. Zehn Jahre sind kein aufregendes Jubiläum, aber erst recht für ein junges Maschinenbauunternehmen in Sachsen-Anhalt sind sie ganz sicher die schwierigsten. Die Gollmann Kommissioniersysteme GmbH aus Halle jedenfalls hat sie gemeistert: In 14 Ländern - bis Australien und Shanghai - stehen in Apotheken die Automaten „made in Halle“, lagern und geben Medikamentenpackungen an die Pharmazeuten aus. „Derzeit nutzen bereits über 500 deutsche Apotheker und über 150 Kunden im Ausland unsere automatischen Warenlagersysteme“, sagt Daniel Gollmann.

Die Nachfrage steige. Allein im letzten Quartal 2015 seien die Auftragseingänge zum Vorjahr mehr als verdoppelt worden. Der Umsatz habe sich seit 2011 vervierfacht. Er lag bei 14,5 Millionen Euro im vergangenen Jahr.

Ein junger Hallenser, der in Halle ein Maschinenbau-Unternehmen aufbaut und inzwischen 150 Mitarbeiter beschäftigt; mit dieser Erfolgsgeschichte ist Daniel Gollmann so etwas wie Halles - oder auch Sachsen-Anhalts - Vorzeige-Unternehmer. So ist es auch kein Zufall, dass heute, zum Jubiläum, Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) gratuliert und sich die neue Automaten-Generation 6 vorführen lässt, deren Serienfertigung heute beginnt. Eröffnet wird zudem ein neues Servicezentrum mit Platz für spätere 40 Mitarbeiter. „Wir benötigen dringend größere Räume. Denn wir wachsen auch in diesem Jahr weiter“, sagt Geschäftsführer Daniel Gollmann.

Vor zehn Jahren hat der Hallenser die Firma gegründet. Da war er gerade 27 Jahre alt. Seine Idee, Medikamentenpackungen in Apotheken besonders platzsparend in automatisierten Rollschränken zu lagern, war so simpel wie die meisten guten Ideen. Der Jungunternehmer fand Geldgeber und rasch Mitstreiter. „Angefangen haben wir mit vier gebrauchten Schreibtischen und einem privaten Laptop. Buchstäblich in einer Garage“, so der heute 37-Jährige. Gleichwohl hat der Hallenser, der in Merseburg Mechatronik studiert, einen Abschluss an der renommierten HHL Graduate School of Management in Leipzig und bei einer Unternehmensberatung in der Schweiz Erfahrungen gesammelt hat, wenig dem Zufall überlassen. 2008 wurde der erste seiner neuartigen automatischen Apothekenschränke auf den Markt gebracht.

Da hatte das heute bekannteste Start up Halles die Garage schon lange hinter sich gelassen: Eines der schönsten Industriedenkmäler der Saalestadt, die ehemalige Kaffeefabrik Venag, wurde saniert. Auf 4 000 Quadratmetern entwickeln, montieren und liefern heute 150 Mitarbeiter die Gollmann-Automaten aus. „In diesem Jahr geht erstmals mehr als die Hälfte aller Automaten ins Ausland. Vor allem in Italien, Frankreich und Belgien ist die Nachfrage groß“, sagt Gollmann. Bisher lag die Exportrate bei 35 Prozent.

Ganz geradlinig verlief die Geschichte des jungen Unternehmens indes nicht. Infolge der Bankenkrise im Jahr 2008 brach die Zahl der Automaten-Bestellungen durch die Apotheker ein. Die Bank wollte damals kein Risiko eingehen und drohte damit, der zwar im Jahr um 80 Prozent wachsenden, aber damals noch nicht gewinnbringenden jungen Firma sämtliche Kreditlinien zu kappen. „Am Schreibtisch des damaligen Wirtschaftsminister Reiner Haseloff wurde damals ein Vergleich erreicht“, erinnert sich Gollmann. Heute dürften darüber alle Beteiligten froh sein. Die Gollmann-GmbH ist seit vier Jahren in der Gewinnzone.

Die containergroßen Automaten - jeder kostet rund 100 000 Euro - werden in Halle beim einzigen inhaberbetriebenen Apotheken-Automaten-Hersteller produziert. Vor zehn Jahren gab sechs Hersteller, heute sind es noch zwei. „Der einzige Mitbewerber ist aber von einem US-Konzern mit 80 Milliarden Umsatz geschluckt worden. Dessen Automaten sind aber ganz auf Krankenhäuser und Großhändler ausgerichtet“, sagt Daniel Gollmann. „Unsere Kunden sind aber niedergelassene Apotheker.“ Und dieser Markt sei nicht einmal im Ansatz gesättigt: In 80 Prozent der deutschen Apotheken und 97 Prozent der europäischen stehe kein Kommissionier-Automat.

„Die Vorbestellungen unseres auf der Expopharm 2015 vorgestellten Modells Nummer 6 sind bereits vielversprechend“. (mz)