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Paritätischer Wohlfahrtsverband Paritätischer Wohlfahrtsverband: Jeder Fünfte in Sachsen-Anhalt gilt als arm

23.02.2016, 14:31
Ein Obdachloser liegt am 20.11.2014 in einem Hauseingang. Die Kommunen des Landes Sachsen-Anhalt geben sich Mühe, um ihnen ein Dach über dem Kopf und ein warmes Zuhause zu bieten.
Ein Obdachloser liegt am 20.11.2014 in einem Hauseingang. Die Kommunen des Landes Sachsen-Anhalt geben sich Mühe, um ihnen ein Dach über dem Kopf und ein warmes Zuhause zu bieten. dpa

Berlin/Magdeburg - In Sachsen-Anhalt ist nach Berechnungen des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes mehr als jeder fünfte Einwohner arm. Die Armutsquote habe zuletzt bei 21,3 Prozent gelegen, teilte der Verband am Dienstag in Berlin mit. Schlechter schnitt bundesweit nur Bremen mit 24,1 Prozent ab, Mecklenburg-Vorpommern wies ebenfalls eine Quote von 21,3 Prozent auf.

Im Bundesdurchschnitt liegt der Anteil der Armen demnach bei 15,4 Prozent. Die Daten beziehen sich auf das Jahr 2014. Gezählt werden laut der Armuts-Definition des Verbandes Menschen, die in Haushalten mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens in Deutschland leben. Bundesweit sank die Armutsquote leicht, in Sachsen-Anhalt stieg sie im Vergleich zu 2013 dagegen um 0,4 Punkte.

Der Verband nutzt einen Armutsbegriff, der nach eigenen Angaben einer mehr als 30 Jahre alten EU-Konvention entspricht. Er unterscheidet sich von absoluten Armutsbegriffen, die sich an Obdachlosigkeit oder Nahrungsmangel orientieren. Zudem nimmt er einen bundeseinheitlichen Mittelwert als Messlatte. Ein regionaler Vergleichswert würde nach Auffassung der Autoren aber nur dazu führen, dass Armut aus ganzen Regionen „verschwindet“, obwohl die Menschen dort viel weniger verdienten als der Durchschnitt. Auch das je nach Region sehr unterschiedliche Preisniveau wurde nicht einberechnet, weil es dafür keine methodisch saubere Berechnungsart gebe.

Die Linksfraktion bezeichnete den Armutsbericht als ein Armutszeugnis für die Landesregierung. „Der heute vorgestellte Armutsbericht des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes ist ein erneuter trauriger Beweis für das Scheitern der jetzigen Landesregierung“, erklärte Landesvorsitzende Birke Bull. Eine Niedriglohnstrategie oder auch Kürzungen bei Hochschulen zählten zu den Ursachen der hohen Armutsquote im Land. (dpa)