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Ticketvergabe an Gästefans beim FCM Ticketvergabe an Gästefans beim FCM: Auch Dresdener Ultras demonstrieren in Magdeburg

Von Clemens Boisserée 23.02.2016, 14:26

Halle (Saale) - Was passiert, wenn sich drei der größten und berüchtigtsten Fanszenen im Osten solidarisieren? Diese Frage kann möglicherweise nach dem 5. März beantwortet werden. An diesem Tag treffen der FCM und Hansa Rostock in er dritten Fußball-Liga aufeinander, doch darum geht es mittlerweile kaum noch. Im Mittelpunkt der Fans steht ein Streit um die Vergabe von Eintrittskarten für Gästefans.

Nur 700 statt 2600 Tickets

Zur Erinnerung: In Absprache mit der Polizei hatte der FCM nur 700 statt der sonst vorgesehenen 2600 Eintrittskarten nach Rostock geschickt. Diese sollen personalisiert, also nur gegen Vorlage eines Ausweises, an die Hansa-Anhänger verkauft werden. Die Fanszene Rostock kündigte daraufhin an, die Reduzierung nicht zu akzeptieren, stattdessen meldete sie eine Demonstration vom Bahnhof bis zum Stadion an. Ein Sonderzug soll bis zu 1000 Hansa-Fans in die Bördestadt bringen - die dort womöglich auf Ultras von Dynamo Dresden treffen werden.

Die veröffentlichten am Dienstag auf ihrer Website nämlich ebenfalls eine Demonstrationsankündigung für den 5. März. Ebenfalls in Magdeburg. Und ebenfalls geht es gegen die Reduzierung von Gästekarten-Kontingenten. Hintergrund ist die Sorge, von einer solchen Politik oder sogar der kompletten Streichung des Gästekontingents betroffen zu sein, wenn Dynamo am 16. April in Magdeburg antreten muss. Vier Spieltage vor Schluss könnte der unangefochtene Spitzenreiter dann ausgerechnet beim Erzrivalen den Aufstieg in die zweite Liga perfekt machen. "Traurig, aber wahr: Dynamo steigt auf, und wir Fans sollen nicht dabei sein", heißt es von Dynamo-Fanseite. Um dies zu verhindern, wollte man schon jetzt ein "ein klares Zeichen setzen, dass einzig und allein das volle Gästekontingent an Karten allen Gästefans in Deutschland in jedem Stadion bei jedem Spiel zur Verfügung gestellt wird", so die Ultras Dynamo.

Solidarität aus Magdeburg

Solidarität für ihre Aktionen können die Dresdner und Rostocker Fans von der Fanszene des 1. FC Magdeburg erwarten. Die Reduzierung des Kartenkontingents sei "nicht ansatzweise zu akzeptieren", schreibt die FCM-Ultragruppe "Blue Generation" auf ihrer Website. Mehr noch: Auch aus Magdeburger Fankreisen ist von Protesten zu hören. "Für den Spieltag halten wie uns weiterhin alle Optionen offen", heißt von den FCM-Ultras. Gut möglich also, dass am Spieltag drei verschiedenen Fangruppen in Magdeburg nicht ins Stadion, sondern auf die Straße gehen.

Nach aktuellem Stand würden sich die Demonstrationsmärsche der Hansa- und Dynamo-Fans in der Magdeburger Innenstadt treffen, ein gemeinsamer Zug sei jedoch nicht geplant, wie die Ultras Dynamo klarstellen: "Am gleichen Tag wird es auch von den Fans des 1. FC Magdeburg und dem FC Hansa Rostock eine jeweils eigene Aktion in Magdeburg geben. Diese sind in ihrer Durchführung unabhängig von der unseren. Grundsätzlich verfolgen wir jedoch dieselben Ziele an diesem Tag."

Bislang keine Demo-Anmeldung aus Dresden

Ob es soweit überhaupt kommt, ist jedoch fraglich. Bei der Magdeburger Polizei ist bislang lediglich die Rostocker Demonstration angemeldet. Von Dresdner Seite habe man nur die Mitteilung auf der Website der Ultras zur Kenntnis genommen, hieß es bei der Magdeburger Polizei. Ein Verbot zeitgleicher Aktionen der sonst so verfeindeten Fanszenen hält man im Magdeburger Polizeipräsidium für kaum möglich, wie ein Sprecher der MZ erklärte: "Das Versammlungsrecht ist eines der höchsten Güter in unserer Demokratie. Bislang liegt keine Anmeldung aus Dresden vor, im Fall der Fälle werden wir jedoch Kooperationsgespräche führen und die genauen Demonstrationswege besprechen."

Beim 1. FC Magdeburg hält man sich mit Kommentaren zu den Demonstrationsplanungen der Fans zurück und verweist auf ein gemeinsames Treffen der Vereinsvertrerter mit der Polizei am Mittwoch. Dabei wird es auch noch einmal um die Anzahl der Gästetickets beim Hansa-Spiel gehen. "Wir haben grundsätzlich ein Interesse daran, das Kontingent noch zu erhöhen", sagte FCM-Sprecher Norman Seidler der MZ.

Unterdessen sprach sich FCM-Präsidiumsmitglied Dirk Weber für die grundsätzliche Personalisierung von Eintrittskarten im Fußball aus. "Es hat eine Abschreckungswirkung, wir könnten Problemfans fernhalten. Wir sollten das machen“, wird Weber von der Magdeburger Volksstimme zitiert. Auch Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht bezeichnete die Registrierung von Ticketinhabern als "wirkungsvolle Maßnahme." (mz)