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Direktkandidaten im Wahlkreis 25 Direktkandidaten im Wahlkreis 25: Siegfried Borgwardt tritt für die CDU an

Von Michael Hübner 25.02.2016, 14:30
Siegfried Borgwardt (CDU) in seinem Gräfenhainichener Büro
Siegfried Borgwardt (CDU) in seinem Gräfenhainichener Büro Thomas Klitzsch

Gräfenhainichen - Siegfried Borgwardt (CDU) sitzt in seinem Büro in Gräfenhainichen und liest Zeitung. Seine eigene. Er ist nicht nur Autor, sondern auch Korrektor, setzt die fehlenden Kommata. Alles soll perfekt sein. „Andere begnügen sich mit einem Flyer“, sagt der Politiker, der nicht nur im Wahlkampf mehr bieten will als all die anderen. Sein Wahlkreis ist - von der Fläche her - der zweitgrößte im Land. Deshalb betreibe er zwei Büros.

Siegfried Borgwardt wurde am 27. Juni 1957 in Naumburg geboren. Gelernt hat er Vollmatrose der Hochseefischerei mit Abitur. Er nutzte dann eine überleitende Ausbildung zum Elektromonteur, als der er bis 1983 in Leuna arbeitete. Es folgten hauptamtliche Tätigkeiten bei der CDU, in die er bereits 1979 eingetreten war. Zwischenzeitlich studierte er und darf sich seit 1988 Diplom-Verwaltungswirt nennen. Seit 1982 ist Borgwardt verheiratet. Seine beiden Töchter - 31 und 33 Jahre alt - sind Ärztinnen.

In die Wittenberger Region kam er zuerst wegen dienstlicher Aufgaben. 1988, nach Jahren täglichen Pendelns, zog dann die Familie aus Halle seiner Arbeit hinterher. Seit 1994 leben die Borgwardts in Reuden. Beim Thema Hobbys kommt Borgwardt zuerst darauf zu sprechen, dass er ein leidenschaftlicher Koch ist. Daneben ist er Sportschütze und spielt gern Skat oder Doppelkopf mit Freunden.

So bietet der 58-Jährige auch in Jessen Sprechstunden an. „Das Angebot wird von Hausfrauen, die Ärger mit den Mietern haben, genauso genutzt wie von Geschäftsführern, die Unterstützung benötigen“, so Borgwardt, der als einziger in seinem Wahlkreis diese Form der Bürgernähe kontinuierlich anbietet. „Von mir erhält jeder eine Antwort, aber ich sage auch deutlich, wenn etwas nicht geht“, so der Reudener, für den es selbstverständlich ist, dass er - falls ein Problem nicht sofort lösbar ist - einen Zwischenbescheid erteilt. Er sei eben kein Sprücheklopfer. „Da wird man an der Basis schnell entlarvt“, meint der Experte, dem es wichtig ist, dass die „Einwohner und ihre Probleme“ ernst genommen werden. Und da reiche es eben nicht - und das ist so ein Seitenhieb auf die Konkurrenz - „nur zur Übergabe einer Deichsanierung hin zu rammeln“. Borgwardt betont, „Schickimicki“-Denken - also dem Mainstream zu folgen - sei nicht sein Ding. Vielleicht sind auch deshalb seine Reden nie langweilig. Sie enthalten Pointen und streitbare Sätze.

Welche Maßnahmen würden Sie treffen, um die hohe Zahl von Flüchtlingen gut zu integrieren?

BEGRENZEN:  Um erfolgreich integrieren zu können, müssen wir die Zuwanderung auf ein Maß begrenzen, das die gesellschaftliche Akzeptanz nicht übersteigt und die Integrationsfähigkeit unseres Landes langfristig gewährleistet. Grundvoraussetzung ist das Erlernen der deutschen Sprache.

Es fehlt  im Land vor allem an hoch qualifizierten und gut bezahlten Jobs. Wie soll das geändert werden?

ANPASSEN:  Die CDU steht für eine rechtzeitige Berufsorientierung an den Schulen, für die Ausweitung von Schülerpraktika und für enge Kooperationen mit den Unternehmen. Im Facharbeiterbereich müssen die Berufsbilder an die Entwicklung des Arbeitsmarktes sowie an den Bedarf der Unternehmen angepasst werden.

Wofür wollen Sie sich - im Falle Ihrer Wahl - als Landtagsabgeordneter ganz besonders einsetzen?

FÜR DEICHBAU: Den zügigen Lückenschluss der Deichbauten und die Senkung der Kita-Elternbeiträge durch ein reformiertes Kinderförderungsgesetz. Ich kämpfe für die Weiterführung der B 6n durch Verlängerung der Trasse über Gräfenhainichen in Richtung Wittenberg.

Orte werden vom Bahnverkehr abgekoppelt. Welche Chancen sehen Sie, die Tendenz zu stoppen?

GEMISCHT: Wir setzen auf einen Verkehrsmittelmix. Dort, wo der Bahnverkehr finanziell nicht mehr aufrechterhalten werden kann, sind Busersatzkonzepte zu entwickeln. Der Bus ist günstiger und kann anders als die Bahn direkt in die Ortschaften fahren.

Grundschulen sind in ihrem Bestand bedroht. Setzen auch Sie auf Mindestschülerzahlen?

VERBUNDEN: Die CDU favorisiert in der Fläche das Modell eines Grundschulverbandes aus mindestens zwei einzelnen Standorten mit mindestens 120 Schülern. Einzelne Standorte dieses Schulverbandes dürften die jetzige Mindestzahl von 60 Schülern unterschreiten.

„Ich bin Büttenredner und erzähle auch gern Witze“, erklärt er. Trotzdem applaudiert nicht jeder Zuhörer bei Sätzen wie: „Früher hatten wir Arbeitslose hinter den Werktoren, heute davor.“ Borgwardts Botschaft ist deutlich: Er halte nichts von Ostalgie. Aber es ist auch ein Stück Lebenserfahrung. „Aus meiner Zeit in Leuna“, sagt er und hält ein Balsam für die ostdeutsche Seele parat: „Wir können auf das Geschaffene nach der Wende stolz sein. Mehr als jene, die weiter westlich geboren sind.“ Trotz dieser Zitate gehört für den Politiker vor allem Diplomatie zum Tagesgeschäft. Er ist Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Fraktion im Landtag und damit Manager, Stabschef und Personalverantwortlicher. Die Arbeit werde oft hinter den Kulissen in Magdeburg geleistet. Aber als Vorsitzender der Arbeitsgruppe Recht, Verfassung und Gleichstellung steht er auch im Mittelpunkt des Interesses. Borgwardt bewertet die Justizreform als erfolgreich: „Fakt ist, es gibt weniger Häftlinge. Darauf mussten wir reagieren.“ Doch nicht alles hat funktioniert. Ein Stichwort sind da die elektronischen Fußfesseln. „Wir haben diese teuren Geräte anschaffen müssen. Leider müssen wir feststellen, dass diese kaum zur Anwendung kommen“, so Borgwardt.

Rund 1,9 Millionen Menschen sind wahlberechtigt. Bei der Landtagswahl 2011 lag die Wahlbeteiligung bei 51,2 Prozent. Es treten landesweit 15 Parteien zur Wahl an. Insgesamt 423 Kandidaten wollen ins Parlament einziehen. Sachsen-Anhalts Landtag hat künftig nach einer Parlamentsreform mindestens 87 Abgeordnete.

Jeder Wähler hat zwei Stimmen. In den 43 Wahlkreisen wird per Erststimme je ein Abgeordneter direkt gewählt. Die übrigen Mandate werden entsprechend der Zweitstimmen über die Landeslisten verteilt.

Bislang sind vier Parteien im Landtag. Zuletzt gehörten 68 Abgeordnete der Regierungskoalition (CDU 42, SPD 26) an. Die Linke stellte 28 und die Grünen 9 Abgeordnete. Zu Beginn der Wahlperiode war die Sitzverteilung noch leicht anders, weil eine Linke-Abgeordnete zwischenzeitlich zur CDU wechselte.

Spitzenkandidat der CDU ist Ministerpräsident Reiner Haseloff (61). Die Linkspartei stellte ihren Fraktionsvorsitzenden Wulf Gallert (52) auf Platz eins. Die SPD zieht mit Fraktions- und Parteichefin Katrin Budde (50) in den Wahlkampf. Bei den Grünen ist Fraktionschefin Claudia Dalbert (61) das Aushängeschild. Die Alternative für Deutschland (AfD) tritt mit Landeschef André Poggenburg (40) an, die FDP mit Frank Sitta (37).

Das Flüchtlingsthema dominiert zahlreiche Debatten. Aber auch die Wirtschaftslage, die Personalausstattung bei der Polizei oder Kosten für die Kinderbetreuung sind wichtige Themen.

Das letzte ZDF-„Politbarometer“ sah die CDU bei 33 Prozent, Linke und SPD jeweils bei 19 Prozent. Die AfD käme auf 15 Prozent, die Grünen müssten mit 5 Prozent um den Wiedereinzug in den Landtag bangen, die FDP würde scheitern.

Keine Partei will mit der rechtspopulistischen AfD zusammengehen. Daher wäre eigentlich nur die Fortsetzung der schwarz-roten Koalition möglich. Linke, SPD und Grüne zusammen hätten keine Mehrheit im Landtag.

Auch die Bilanz der Arbeit in seiner Heimatregion fällt positiv aus: die Deichsanierungen, die Turnhalle in Bad Schmiedeberg und die Mehrzweckhalle in Jessen sowie das Vorantreiben der Ortsdurchfahrt Eutzsch sind auch mit seinem Namen verbunden. Und als Verwaltungsratsmitglied der Sparkasse hat er die Stiftung des Geldinstituts maßgeblich initiiert, die die Vereine unterstützt. (mz)