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Sören Bertram beim HFC Sören Bertram beim HFC: Gerüchte um Mini-Krise sind "absoluter Quatsch"

Von Daniel George 18.02.2016, 07:02
Eine Geste persönlicher Verzweiflung: Sören Bertram ackerte gegen Münster vorbildlich, ein Treffer oder eine Vorlage gelang ihm aber nicht.
Eine Geste persönlicher Verzweiflung: Sören Bertram ackerte gegen Münster vorbildlich, ein Treffer oder eine Vorlage gelang ihm aber nicht. Imago

Halle (Saale) - Sören Bertram bereitet sich gerade mental auf den großen Fußball vor, als das Gespräch mit der MZ ansteht. Und nein, Entwarnung für alle HFC-Fans, bei denen beim Lesen solcher Zeilen gleich die Schnappatmung einsetzt: Mit großem Fußball ist in diesem Zusammenhang kein Engagement in der zweiten Bundesliga gemeint. „Gleich ist Champions League“, sagt der 24 Jahre alte Offensivmann des Halleschen FC und lümmelt sich auf seine Couch. Doch ehe der Ball auf dem großen Fernseher rollt, gewährt Bertram noch einen ehrlichen Blick in seine Gefühlswelt.

Vom Zentrum zurück nach links

Da ist die Frage, die am Anfang jedes Gespräches steht, doch diesmal hat sie einen ernsten Hintergrund: Wie geht es ihm? „An sich geht es mir gut“, sagt der 24-Jährige, schwenkt jedoch von sich aus sogleich hinüber zum unangenehmen Teil: „Ich verstehe, dass sich manche Leute fragen, warum ich seit vier Spielen nicht getroffen habe, dass Kritik an mir aufkommt - ich bin ja selber schuld.“

Für solch ein Schuldbekenntnis beneiden ihn viele seiner Kollegen. Denn es ist Ausdruck einer tollen Saison, die er bislang spielt. Bertram hat sich in den vergangenen Monaten so oft in solch glänzender Verfassung präsentiert, dass „die Messlatte jetzt auf einem sehr hohen Level liegt“, wie er sagt.

Das stört ihn nicht. Vielmehr findet er es gut, es spornt ihn an. Sören Bertram ist niemand, der sich von Kritik verunsichern lässt. Damals als junger Spieler beim Hamburger SV hat er erfahren, was medialer Druck bedeutet. Und er weiß, dass viele Fans ihre Lieblinge nur an Toren messen. „Ich reibe mich auf dem Spielfeld immer auf. Nur das sehen manche nicht.“

Bertram muss sich seit einigen Partien wieder auf der linken Außenbahn probieren, weil Trainer Stefan Böger Tobias Müller ins Zentrum gezogen hat. „Tobi macht seine Sache gut“, meint Bertram. „Als Spieler auf der Außenbahn kriege ich jetzt natürlich weniger Bälle.“ Deshalb ackert er noch mehr.

Dass selbst in dieser Spielzeit, in der Bertram mit seinen acht Toren und sechs Vorlagen bislang ein Rundumpaket liefert, mal eine Durststrecke seinen Weg kreuzen würde, war ihm klar. „Ich kann das ganz gut ausblenden und einfach weiter Vollgas geben.“ Doch es gibt auch etwas, das ihn ärgert. Unkenrufe von Fans zum Beispiel, die meinen, er wäre mit dem Kopf bereits bei einem anderen Arbeitgeber. Sein Vertrag läuft schließlich im Sommer aus. Und Sören Bertram macht keinen Hehl daraus, in seiner Karriere unbedingt noch einmal oben, sprich mindestens in der zweiten Liga angreifen zu wollen. Mit 24 Jahren ist er im besten Alter dafür. Dass er auf den Jubelfotos aus der Kabine nach dem Münster-Spiel am vergangenen Spieltag nicht sonderlich glücklich aussah, nahmen manche Fans zum Anlass, seine Einstellung zu hinterfragen. Nach dem Motto: Der gehört doch gar nicht mehr richtig zum Team, der kapselt sich ab. Aber: „Solche Aussagen sind absoluter Quatsch“, stellt der gebürtige Uelzener klar. „Ich habe in den vergangenen drei Jahren immer alles für den HFC gegeben und mache das auch momentan.“

Wer Bertram kennt, weiß, dass das keine hohle Fußballer-Phrase ist. Sein etwas gequälter Gesichtsausdruck auf den Fotos war eher Zeichen dafür, dass er sich beim 1:0-Sieg komplett ausgepowert hatte. Sein Herz hängt am HFC, in der Mannschaft ist er beliebt. Und seine Teamkollegen helfen ihm, die kleine Durststrecke zu überstehen. „Sören will immer Tore schießen und da hat er auch alle Fähigkeiten zu. Im Training klappt das wie am Fließband“, meint Max Jansen. Der Mittelfeldmann des HFC ist gut mit Bertram befreundet. „Ich wünsche ihm, dass er sich am Samstag gegen Großaspach wieder ein Erfolgserlebnis holt und dann auch mal wieder öfter lächelt“, sagt ein schmunzelnder Max Jansen.

Denn auch er ist sich darüber bewusst, dass Bertrams Mini-Krise, wenn man es so nennen will, ein Produkt einer vorbildlichen Entwicklung ist. Starke Leistungen bedingen gesteigerte Erwartungen. Die im weiteren Saisonverlauf zu erfüllen, wäre für Sören Bertram der nächste Schritt. Auf dem Weg in Liga zwei? Auf dem Weg zu einem anderen Klub?

Vertragsgespräch im Trainingslager

Fest steht noch nichts, vieles scheint möglich. Auch eine Verlängerung beim HFC steht noch im Raum. Während des Winter-Trainingslagers in der Türkei saßen Manager Ralph Kühne und der umworbene Offensivmann für ein erstes Gespräch zusammen. „Beide Seiten haben ihre Standpunkte klar gemacht, das lief ganz ordentlich“, sagt der 24-Jährige.

Dass der HFC parallel zur Drittligalizenz auch die Unterlagen für den Zweitligalizenz-Antrag vorbereitet, hat er registriert. „Es ist schön für uns Spieler zu wissen, dass der Verein höhere Ziele hat“, sagt Sören Bertram und verabschiedet sich. Denn jetzt ist erstmal Champions League. (mz)