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American Football in Kropstädt American Football in Kropstädt: Sport für harte Jungs

Von Andreas Benedix 03.05.2016, 14:05
Cheftrainer Tobias Wothe (links) will in Wittenberg eine American-Football-Mannschaft aufbauen. Sein Ziel sind 40 bis 50 Spieler. In Kropstädt fand für alle Interessierten der erste „Schnupperkurs“ statt.
Cheftrainer Tobias Wothe (links) will in Wittenberg eine American-Football-Mannschaft aufbauen. Sein Ziel sind 40 bis 50 Spieler. In Kropstädt fand für alle Interessierten der erste „Schnupperkurs“ statt. Benedix

Kropstädt - „Warum ich American Football spielen will? Weil das einfach eine geile Sportart ist.“ Oliver Brehme aus Coswig ist einer von 15 Männern, die sich am Dienstagabend in der ehemaligen Schule von Kropstädt eingefunden haben. Groß sind die Erwartungen, als Tobias Wothe, Cheftrainer der sich neu formierenden „Wittenberg Saints“, eintrifft. An seiner Seite ist Christian Weise, Präsident des Vereins. „American Football ist in Deutschland noch sehr wenig verbreitet. Hier in der Gegend gibt es das überhaupt nicht. Da kam mir die Idee, eine Mannschaft aufzubauen. Tobias Wothe kannte ich und wusste, dass er bereits andere Teams trainiert hatte. Anfang Februar erfolgte dann die formale Gründung des Vereins“, erzählt Präsident Weise.

Erfahrener Chefcoach

Tobias Wothe kann auf eine lange Karriere als Coach zurückblicken. Seit 26 Jahren führt er Sportler zu Höchstleistungen, darunter seit acht Jahren auch American-Football-Teams. Für seine Erfahrung spricht, wie er seinen Schützlingen die ersten Schritte in diese Disziplin vermittelt und dabei deren Begeisterung aufbaut. „Die Sicherheit steht an erster Stelle. Dazu benötigt ihr eine entsprechende Ausrüstung. Besonders wichtig ist ein Helm. Spart da nicht an der falschen Stelle. Je eher ihr den auf der Birne habt, desto besser“, so die klare Ansage von Wothe. Auch die anderen Ausrüstungsgegenstände, wie Protektoren und Kleidung, werden kurz erläutert.

In seinen Anfangsjahren war American Football weitaus gefährlicher als heute. Die Spieler hatten keine Schutzausrüstung, viele der heutigen Sicherheitsregeln existierten nicht. Nachdem es in der Sportart 1905 in den USA 18 Tote gab, forderte Präsident Theodor Roosewelt neue Vorschriften.

Eine weitreichende Änderung war die Einführung des Vorwärts-passes. Bis zu diesem Zeitpunkt waren lediglich Laufspielzüge und Rückwärtspässe erlaubt.

1910 wurden die verschränkten Formationen (wie im Rugby) verboten, was zu einem Rückgang von Verletzungen führte. Bis in die heutige Zeit werden die Regeln modifiziert, um die Sicherheit der Spieler und die Attraktivität des Footballs zu erhöhen.

„Wer Schwierigkeiten hat, den Ball zu fangen, sollte die speziellen Handschuhe tragen. Da bleibt der Ball nämlich kleben“, erklärt Wothe. Weniger humorvoll widmet er sich einem anderen Thema. „Wer raucht von Euch?“ Fünf bis sechs Hände gehen nach oben. „Damit ist jetzt Schluss. Hört mit der Qualmerei auf“, mahnt der 1,91 Meter große Hüne. Seine Erläuterungen über die schädliche Wirkung und den damit verbundenen Leistungsverlust sind einleuchtend.

Großer Kader geplant

Der Trainer hat Großes vor. Sein Ziel ist es, in der Lutherstadt einen Kader von 40 bis 50 Spielern aufzubauen und diesen schrittweise in die höheren Ligen zu führen. „Ich möchte drei Dinge: Spaß, Gesundheit und Erfolg. Ihr seid das Start-Team. Gewöhnt Euch daran, dass ihr im Dienst einer Mannschaft steht. Wer das nicht möchte, sollte sich lieber für Tennis oder Golf entscheiden“, schreibt der Coach seinen künftigen Aktiven ins Stammbuch. In das reguläre Training wird die Truppe am Montag um 20 Uhr in der Sporthalle des Berufsschulzentrums im Wittenberger Mittelfeld einsteigen. Im Sommer wird der Kunstrasenplatz in Kemberg zur Verfügung stehen.

In den Sportraum hat sich auch Florian Kieselstein begeben. Er kennt sich im American Football bereits aus. „Ich komme aus Elster, studiere zur Zeit an der Universität in Hamburg und gehöre dem dortigen Football-Team an. Nach Abschluss meiner Ausbildung möchte ich in die heimische Gegend zurückkehren, weiter aktiv bleiben und Tobias unterstützen“, so Kieselstein. Seinen relativ zierlichen Körperbau sieht er nicht als Handicap. „In dieser Disziplin sind alle Typen gefragt“, erläutert er.

Erste Schweißperlen

Wothe lässt seine Männer Aufstellung nehmen. Die Arme werden abwechselnd seitlich ausgestreckt, eine zeitlang so gehalten, dann wieder nach vorn gerichtet, um in dieser Stellung zu verharren. Nach wenigen Minuten zeigen sich auf einigen Gesichtern die ersten Schweißperlen. Die Arme beginnen nach unten zu sinken. „Beißt Euch durch, Ihr schafft das“, motiviert der Coach seine Jungs. „Okay. Ich zähle von zehn rückwärts. Zehn, neun, acht..., acht..., acht. Kurze Pause. „Sieben..., sieben...“ Der Cheftrainer macht es seinen Schützlingen nicht leicht. „Im harten Training liegt ein großer Teil des Erfolges“, sagt er. (mz)