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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Kegelwettkampf muss nach Biergenuss abgebrochen werden

Von Ralf Kandel 17.02.2016, 08:50
Der Fall aus dem Südharz zeigt, dass Kegeln eine ernste Sache ist.
Der Fall aus dem Südharz zeigt, dass Kegeln eine ernste Sache ist. Kehrer

Holdenstedt - Das hat Seltenheitswert: Ein Kegelwettkampf auf Landesligaebene wird abgebrochen, weil einige der Sportler ins Bierglas geguckt haben. Nicht zu tief, aber grundsätzlich. So geschehen bei der Landesligapartie des SSV Wolferode gegen den Aufsteiger KSC Holdenstedt. Nüchtern betrachtet endete das Punktspiel mit 7:1 für Wolferode. Aber ist diese Angelegenheit wirklich nüchtern zu betrachten? Ein Versuch: Das Duell zwischen Wolferode und dem KSC wurde nach dem Startpaar abgebrochen. 1:1 stand es zu diesem Zeitpunkt.

Klares Verbot

Zuvor war es zum Eklat gekommen. Veit Stabenow, Spieler beim SSV Wolferode und Vorsitzender des Kreis-Kegelverbandes Mansfeld-Südharz, erklärt die Gründe für den durch ihn veranlassten Spielabbruch. „In unserer Spielordnung steht klar geschrieben, dass während der Partien Alkohol- und Rauchverbot herrscht. Im Spiel gegen Holdenstedt habe ich zwei Spieler der Gastmannschaft extra auf diesen Sachverhalt hingewiesen, nach dem sie sich lautstark Bier bestellt hatten. Kurz darauf habe ich die betreffenden Holdenstedter dann beim Biertrinken gesehen. Daraufhin habe ich ihnen das Mitwirken am Spiel untersagt und das Spiel wurde abgebrochen.“

Es soll ja tatsächlich solche Sportarten wie Bierathlon oder Bierball geben. Worum es da geht, kann man sich gut vorstellen. Anderswo hat man sich „Handlungsempfehlungen“ auferlegt, wie etwa der Deutsche Ju-Jutsu-Verband, bei dem es unter anderem heißt „…dass innerhalb der Veranstaltungsorganisation kein Genuss von alkoholischen Getränken, insbesondere im Bereich der Mattenflächen“ erfolgen soll.

Auch der sächsische Dartverband behandelt das Thema in seiner Sport- und Wettkampfordnung. Darin ist ein klares Rauchverbot ausgesprochen und zum Thema Alkohol heißt es: „Die Teilnehmer […] haben ihren Alkoholkonsum so weit einzuschränken, dass sie durch ihr Verhalten kein schlechtes sportliches Vorbild abgeben, insbesondere gegenüber Jugendlichen.“ Auch die sächsischen Bogenschützen haben in ihrer Wettkampfordnung ein striktes Alkoholverbot während des Wettkampfes festgeschrieben.

Beim Fußball ist ein Alkoholverbot nicht in der Spielordnung festgeschrieben. Bei Turnieren oder Sportfesten ist es nicht unüblich, dass sich der eine oder andere Spieler ein Bierchen zwischen Spielen genehmigt. (bl/rak)

Enttäuschung beim KSC Holdenstedt

Auf Nachfrage der MZ, ob das Trinken eines Bieres denn sofort zum Ausschluss führen muss, erklärt der Chef des Kreisverbandes: „Wenn das Spiel komplett vorbei ist, hat niemand ein Problem, wenn jemand ein Bierchen trinkt. 90 Prozent der Spieler kommen sowieso mit dem Auto, da fällt Alkohol ohnehin flach. Fakt ist: Die Spiel- und Wettkampfordnung untersagt das Rauchen und Trinken von Alkohol strikt. Daran müssen sich die Spieler halten.“ Die Begegnung zwischen Wolferode und dem KSC wird nun mit 7:1 Mannschafts- und 2:0 Wettkampfpunkten für die Gastgeber gewertet. Zusätzlich gibt es für die Holdenstedter noch eine Verwarnung vom Staffelleiter.

Ganz verstehen die Spieler des KSC Holdenstedt die Reaktion des Kegel-Kreisverbandes nicht. Pressesprecher Chris Dennstedt sagt zu den Vorwürfen: „Fakt ist, wir haben gegen die Spielordnung verstoßen, da der Konsum von Alkohol während des Wettkampfes untersagt ist. Fakt ist auch, dass Kegeln ein Gesellschaftssport war und ist. Das gesellige Miteinander wird in Holdenstedt anscheinend anders ausgelegt als in Wolferode. Darüber sind wir sehr enttäuscht. Wir sind der Auffassung, dass man die Kirche im Dorf lassen sollte.“ Die Holdenstedter können sich auch nicht vorstellen, dass alle Kegler aus Wolferode die Auffassung von Stabenow teilen. Zudem glauben sie nicht, dass alle Mannschaften die in Wolferode in dieser Saison gekegelt haben, bis zum Abschluss des Wettkampfes auf Alkohol verzichteten. Eine Ansicht, die sie, das erfuhr die MZ während der Recherche zu diesem Beitrag von anderen Keglern, nicht exklusiv haben.

Regel schwer umsetzbar

Frank Kullmann von Rot-Weiß Großörner sieht das Ganze nicht so verbissen. „Kegeln ist nun mal ein Mannschaftssport. Da wird schon mal ein Bierchen oder ein Radler getrunken. Das ist üblich, darf aber nicht ausarten.“ Christian Hoffmann, Kegler bei Wacker Wallhausen und Mitglied beim Kreisfachverband, sieht das ähnlich. „Klar gibt es diese Verordnung. Aber erstens ist die schwer bis in die letzte Kreisklasse umzusetzen. Und außerdem gehört für manche eben auch das Bierchen dazu.“ (mz)