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Fan-Boykott im DFB-Pokal Fan-Boykott im DFB-Pokal: Wieso BVB-Fans beim VfB Stuttgart schweigen werden

Von Clemens Boisserée 04.02.2016, 12:47

Dortmund/Stuttgart - Zwei Jahre in Folge durften die Fans von Borussia Dortmund zuletzt zum DFB-Pokal-Finale nach Berlin reisen. Nach den Niederlagen gegen Bayern (2014) und Wolfsburg (2015) soll es dieses Jahr zum Hattrick und endlich auch zum Titelgewinn reichen. Auf diesem Weg muss der BVB am Dienstag, 9. Februar, zum VfB nach Stuttgart reisen.

Ein Duell zweier Traditionsvereine in der heißen Phase des Pokalwettbewerbs - eine lukrative Angelegenheit - und zwar für beide Clubs, schließlich werden im Pokal die Ticketeinahmen geteilt. "Wir brauchen mehr Geld“, sagte VfB-Präsident Bernd Wahler SWR. "Und da ist es eine Möglichkeit, in dem wir in so einem Spiel dann ein bisschen mehr einnehmen." Entsprechend verlangen die Stuttgarter für das Duell mit dem BVB jene Topspiel-Preise der höchsten Kategorie, bis zu 88.50 Euro, mindestens aber 20.50 Euro für den Stehplatz müssen die Fans zahlen. In denen kocht es nun.

Kampf gegen hohe Ticketpreise

"Wir sehen uns in der Pflicht, erneut zum Protest gegen diese Preisstruktur aufzurufen", teilt das Fanbündnis "Kein Zwanni" auf seiner Website mit. Die Initiative kämpft seit 2010 gegen steigende Ticketpreise im deutschen Profifußball. Angetrieben wird sie vor allem durch Fans von Borussia Dortmund, die sich im Zuge des sportlichen Erfolgs immer häufiger mit Preiszuschlägen für Auswärtskarten konfrontiert sehen.

Beim Pokalspiel in Stuttgart wollen nun BVB-Fans die ersten 20 Minuten des Spiels den Gästeblock in der Stuttgarter Arena nicht betreten, um auf die Ticketpreise aufmerksam zu machen. Im Vergleich: Für dieselben Plätze verlangt der VfB gegen Hertha BSC oder Hannover 96 nur 15.50 Euro (Stehplatz), bzw. 56.50 Euro (bester Sitzplatz).

Der VfB steht bereits seit längerem im Fokus von "Kein Zwanni" und den BVB-Fans. In der vergangenen Saison sollten sie beim Auswärtsspiel in Stuttgart Preise von knapp 20 Euro für den Steh- und knapp 40 Euro für den günstigsten Sitzplatz bezahlen. Damals verzichtete ein Großteil der Dortmunder Anhängerschaft auf die Reise in die baden-württembergische Landeshauptstadt und unterstützt stattdessen die Dortmunder U23 in der dritten Liga.

"Wir haben im Anschluss an diese Aktion lose Gespräche mit den Stuttgartern geführt, diese haben aber kein Ergebnis gebracht", erklärt Marc Quambusch, Sprecher der Initiative. Während ähnliche Fanproteste in Hoffenheim, Wolfsburg, Schalke, Dortmund oder Berlin Erfolg hatten und Topspielzuschläge zumindest für Gästefans abgeschafft wurden, müssen vor allem Anhänger des FC Bayern und eben der Dortmunder Borussen in Stuttgart weiter tiefer in die Tasche greifen.

Nicht ausverkauft

Doch für das Pokalspiel scheint sich der VfB nicht nur hinsichtlich des Fanärgers in Dortmund verkalkuliert zu haben. 60.000 Tickets standen für das Pokalduell zur Verfügung, die knapp 29.000 Stuttgarter Dauerkarteninhaber mussten für das Duell die üblichen Tageskartenpreise zahle. Im Online-Shop der Schwaben sind für den Pokalschlager noch Tausende Tickets auf allen Tribünen erhältlich und so ist das Topspiel dieser Pokalrunde längst nicht ausverkauft. Laut der Vereinswebsite wurden bislang etwa 44.000 Tickets verkauft.

"Das ist ein gutes Zeichen. Die Fans lassen sich solche Mondpreise nicht länger bieten. Damit greift auch das sonst häufig genannte Argument von 'Angebot und Nachfrage' nicht mehr", sagt Quambusch. Lediglich die vergleichsweise günstigen Stehplätze in der VfB-Fankurve sind nicht mehr verfügbar. Für die protestierenden Dortmunder Fans und "Kein Zwanni" ein Grund zur Hoffnung. "Unser Protest und leere Blöcke im Stadion sollten Grund genug sein, künftig über die Preisgestaltung nachzudenken", fordert Quambusch.

Unterstützung für ihre Aktion werden die BVB-Fans aus der Stuttgarter Fankurve allerdings kaum bekommen. Das Verhältnis ist spätestens seit dem Bundesliga-Duell im November angespannt. Damals provozierten Dortmunder Ultras die VfB-Fans mit gestohlenen Fahnen. Während die eine Seite schweigt, werden die Heimfans ihre Elf wohl ganz normal unterstützen - dem Ärger über die teuren Tickets zum Trotz.