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Herzerkrankungen in Sachsen-Anhalt Herzerkrankungen in Sachsen-Anhalt: Bundesweit höchstes Infarktrisiko

Von Jan Schumann 27.01.2016, 19:15
Ein Arzt trägt ein Stethoskop um den Hals.
Ein Arzt trägt ein Stethoskop um den Hals. dpa/Symbol

Magdeburg - Sachsen-Anhalt ist das Herzinfarkt-Land der Republik: In keinem anderen Land ist die Wahrscheinlichkeit höher, an einem Infarkt oder einer anderen Herzerkrankung zu sterben. Nach dem aktuellen Bericht der Deutschen Herzstiftung lag die Sterbeziffer für Herzinfarkte im Land zuletzt bei jährlich 99 Fällen pro 100.000 Einwohner. Zum Vergleich: Der Bundesdurchschnitt liegt laut Bericht bei 64 Fällen. Als eine Ursache sieht Simone Heinemann-Meerz, Präsidentin der Landesärztekammer und Kardiologin, das hohe Durchschnittsalter im Land. „Weitere Gründe sind der Facharztmangel und die teils fehlende Sensibilität der Hausärzte.“

Hohe Krankheitszahlen in Ostdeutschland

Der Jahresbericht der Herzstiftung gilt als Gradmesser für Deutschlands Herzgesundheit. Zuletzt hatten die ostdeutschen Länder regelmäßig überdurchschnittlich hohe Krankheitszahlen aufgewiesen - im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl der Herzinfarkt-Toten in Sachsen-Anhalt leicht.

Laut Bericht verzeichnet Sachsen-Anhalt zudem die höchsten Erkrankungszahlen in der Bundesrepublik: Die Ärzte registrierten 2.552 stationär behandelte Herzerkrankungen pro 100.000 Einwohner, Herzrhythmusstörungen und Herzklappenkrankheiten inbegriffen. Der Bundesschnitt lag bei 1.947. Der aktuellen Studie liegen Zahlen aus dem Jahr 2013 zugrunde.

Ungesunde Lebensweise und Ärzteversorgung als Faktoren

Laut Heinemann-Meerz ist neben dem vergleichsweise starken Hang der Sachsen-Anhalter zur ungesunden Lebensweise auch die Ärzteversorgung ein zentraler Faktor für die hohen Zahlen. „Es gibt im Land rund 30 niedergelassene Kardiologen“, so die Präsidentin. „Wenn wir über Ärztemangel sprechen, stellen sich mir die Nackenhaare auf.“ Zudem ließen viele Hausärzte aufgrund fehlender Fortbildungen das nötige Gespür für Herzerkrankungen vermissen.

Gesundheitsminister Norbert Bischoff (SPD) sagte, die neue Statistik sei nicht überraschend und dürfe nicht erschrecken. Er verwies auf Gegenmaßnahmen des Landes: Seit 2013 existiert ein Herzinfarktregister, mit dessen Hilfe die Universitätskliniken regionale Krankheitsdaten genau analysieren. Das Register leiste wertvolle Arbeit, so Bischoff. Im April wird zudem in Halle das Mitteldeutsche Herzzentrum eröffnet - Spezialisten-Behandlungen werden dort künftig von Forschern begleitet. (mz)