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Verkehrsumleitung über Hainichte in Meinsdorf Verkehrsumleitung über Hainichte in Meinsdorf: Rennstrecke auf Spielstraße

Von Silvia Bürkmann 12.02.2016, 17:43
Die Hainichte in Meinsdorf.
Die Hainichte in Meinsdorf. Sebastian Lizenz

Meinsdorf - Es geht um die Verkehrslage und Straßen im Ort. Mit 45 Leuten so voll besetzt wie wohl kaum in über 100 Jahren Schulgeschichte, findet die erste Ortschaftsratssitzung 2016 in der Grundschule Meinsdorf am Donnerstagabend lebhaften Widerhall in der Bürgerschaft. Den haben Ortsbürgermeister und Ortschaftsrat mit Wurfzetteln vorbereitet.

50 Haushalte aus der Hainichte, Bergstraße und angrenzenden Teilen des Europadorfes waren extra zur Ratssitzung eingeladen worden. Deren Tagesordnung sieht die erweiterte Beleuchtung und Verkehrssituation in der Hainichte vor sowie die Prioritätenliste für den Straßenunterhalt. Es sind kleine Details, aber sie erlangen für die Bürger immense Bedeutung bei der ab 2019 anstehenden innerörtlichen Verkehrsumleitung infolge einer großen Bahninvestition mit 80-wöchiger Vollsperrung der Landesstraße 120. Das Thema hatte bereits zur Projektvorstellung im Januar für heftigen Disput gesorgt.

Mit Tempo über Schleichweg

Weil nämlich die Meinsdorfer Bergstraße alt, mit Kopfsteinpflaster belegt und im schlechten Zustand ist, weichen schon jetzt immer mehr Autofahrer über die Hainichte aus. Die Straße ist zwar eher ein Weg und schmal, aber sie ist asphaltiert. Und sie gehört als Abschnitt zur Radfahr-Rundtour Dessau-Roßlau, der die lokale Leader-Aktionsgruppe zur Förderung durch die Europäische Kommission verhalf. Die insgesamt 62 Kilometer lange Rundtour verbindet die äußeren Stadtgebiete nördlich und südlich der Elbe. Nun ist die Hainichte glatt und chic. Und obwohl ausgewiesen als verkehrsberuhigter Bereich, verleitet sie nach Beobachtung der Anwohner nicht nur zum Schleichverkehr, sondern unverbesserliche Kraftfahrer auch zum Rasen.

„Die Hainichte ist zur Rennstrecke geworden“, schimpft Anwohner Horst Gehre und wird einhellig unterstützt von den Nachbarn Adler, Fiedler und Schelle: „Die Hainichte ist kreuzgefährlich, vor allem für Kinder.“ Und das in einem verkehrsberuhigten Bereich? Polizeihauptmeister Fred Obersteiner, Regionalbereichsbeamter und Ansprechpartner in den Ortschaften nördlich der Elbe, atmet schwer durch. Am Tag zuvor erst hatte die Polizei bei einer Geschwindigkeitskontrolle im verkehrsberuhigten Abschnitt der Roßlauer Hauptstraße gerade Fahrer mit Tempo 47 bei maximal erlaubter Schrittgeschwindigkeit von 7 km/h erwischt. „Da werden wir Messtermine für die Hainichte ins Auge fassen“, schüttelt Obersteiner grimmig den Kopf.

Was kann noch gemacht werden? Ausweisung als Einbahnstraße, Temporeduzierung durch Aufpflasterungen oder Poller? Was die gewünschte Verkehrsberuhigung angeht, informieren zuerst Andreas Mosch, Referatsleiter Ortschaft- und Stadtbezirksangelegenheiten, und Frank Dähne, im städtischen Ordnungsamt versiert bei Fragen zur Verkehrssicherheit, über die rechtliche Situation: Grundsätzlich ist die Hainichte eine Anliegerstraße, von Amts wegen also keine Durchfahrtsstraße wie jetzt im Alltag. Baumaßnahmen seien also prinzipiell beitragspflichtig. Über die mögliche Höhe der Kosten wird nicht spekuliert. Dähne aber rechnet für die reine Anwohnerstraße mit einer hohen prozentualen Beteiligung der Anlieger. Nunmehr solle ein Bürgervotum über den Ausbauwunsch eingeholt werden. Sind über 50 Prozent der Anlieger einverstanden, rollt das offizielle Plan- und Genehmigungsverfahren an. „Bis zum Ausbau sind es also noch gut drei Jahre“, schätzt Andreas Mosch ein.

Lieber Asphalt auf Bergstraße?

Warum die Hainichte ausbauen? Die Leute fahren hier nur durch, weil die Bergstraße so mies ist, verschiebt Anwohner Krüger vom Bachgrund den Schwerpunkt. Und findet vehemente Unterstützung bei Bürgermeister Hans-Peter Dreibrodt: Die Bergstraße als künftige Umleitungsstrecke durch Asphaltbelag verbessern und die Situation in der Hainichte automatisch entspannen! Dieser Vorschlag rückt umgehend ganz oben auf die Prioritätenliste für den Straßenunterhalt. Wonach die Meinsdorfer außerdem seit langem fragen, ist eine zusätzliche dritte Straßenlampe zur Beleuchtung der Hainichte. (mz)

Ein Straßenschild der Hainichte.
Ein Straßenschild der Hainichte.
Sebastian Lizenz