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City-Sänger Toni Krahl City-Sänger Toni Krahl: Toni Krahl ist auch mit 66 lieber Sänger als Rosenzüchter

14.02.2016, 09:24
City-Sänger Toni Krahl: "Wir denken nicht ans Aufhören."
City-Sänger Toni Krahl: "Wir denken nicht ans Aufhören." imago/Kai Horstmann Lizenz

Berlin - Seine erste Gitarre gehörte eigentlich seiner Schwester - und seine zweite hat ihm der Schauspieler Henry Hübchen „etwas zu teuer“ verkauft. Musik spielt bei Toni Krahl (66), dem Sänger der Berliner Band City, seit seiner Schulzeit die Hauptrolle. In seiner am Montag erscheinenden Autobiografie - „Toni Krahls Rocklegenden“ - beschreibt er seine Musiker-Karriere. Anders als bei den befreundeten Kollegen von den Puhdys ist die Rockerrente auch ein Jahr vor dem 45. Geburtstag der Band noch kein Thema.

Einen runden Geburtstag oder ein rundes Band-Jubiläum gibt es dieses Jahr nicht - was war der Anlass für das Buch?

Die Idee kam vom Verlag. Ich hatte vorher keine Ambitionen, so was zu machen. Ich bin ja nicht Goethe.

Toni Krahl wurde am 3. Oktober 1949 in Berlin geboren. Als Schüler begann seine musikalische Karriere: In der Band Wurzel minus 4 spielte er die Gitarre.

1968 protestierte Krahl als Abiturient gegen den Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts in Prag - und saß danach in Haft.

Seit 1975 ist er Sänger der Band City („Am Fenster“). Krahl ist zum dritten Mal verheiratet.

Es fällt auf, dass die Frauen von Toni Krahl in dieser Biografie keine Rolle spielen. Warum?

Ich habe bewusst keine privaten Namen genannt und das Private draußen gelassen. Ich wollte das nicht. Es geht um Rocklegenden.

Im Buch heißt es, dass die Beatles-Single „Please Please Me“ 1963 die Initialzündung war, dass Sie sich für Musik interessieren. Welche Musik inspiriert Sie heute?

Ich höre querbeet alles bis zur Klassik; außer Oper, Operette und Musical. Mich interessieren in erster Linie Songs. Ich höre auch gerne Hip Hop und fühle mich bei Rammstein wohl. Ich höre Musik bewusst und konzentriert - nicht als Tapete.

Die Puhdys gehen ja bald in die Rockerrente - ist das für City auch ein Thema?

Wir denken nicht ans Aufhören - solange wir fit genug sind, auf der Bühne zu stehen und die Leute uns haben wollen. Wir betrügen die Leute nicht, wir bieten ein ordentliches Programm. Ich habe keine Alternative zur Musik, etwa Rosenzüchten, auf die Berge klettern oder eine Weltreise.

Die fehlende Meinungsfreiheit und die Mangelwirtschaft zählten in der DDR zu den größten Problemen auch für Musiker. Was sind heute die größten Hindernisse im Musikerleben?

Ob nun wir oder Heinz-Rudolf Kunze oder Peter Maffay: Wir haben Schwierigkeiten, neue Songs und Alben in die Medien zu bekommen. Die Sender spielen bevorzugt altes Material. Wir sind keine Youtube-Künstler. Es gibt kaum noch Rock-Musik-Sendungen. Es wird zunehmend schwer, neue Songs an die breite Masse zu bringen. Die Konzerte sind zwar gut besucht - aber dennoch wurde unser letztes Album nur 20.000 Mal verkauft - nicht mehr millionenfach.

Interview: Sophia-Caroline Kosel, dpa

Toni Krahls Rocklegenden“ erscheinen am 15. Februar im Eulenspiegel-Verlag.