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Schauspielstar Erol Sander  Schauspielstar Erol Sander : Kein Mann für Facebook & Co.

Von Undine Freyberg 11.02.2016, 15:40
Schauspieler Erol Sander
Schauspieler Erol Sander dpa/Archiv Lizenz

Halle (Saale) - Am Wochenende wird er als Kommissar Mehmet Özakin wieder Millionen vor die Fernsehbildschirme ziehen - Erol Sander, der smarte Schauspieler mit dem ewig gewinenden Lächeln und dem eleganten Gang. MZ traf den Mann, der vor 47 Jahren in Istanbul geboren wurde, sprach mit ihm über neue Drehs, seine Familie, Eitelkeit und schnelle Autos.

Herr Sander, was macht "Mordkommission Istanbul" so erfolgreich?

Sander: Wir reden über 3 000 Jahre Geschichte, über Konstantinopel, die Kreuzzüge. Es ist diese Stadt voller Geheimnisse. Da haben die Griechen gewohnt, da haben die Römer gewohnt. Wir haben für unsere Drehs die besten Locations am Bosporus. Und jeder träumt doch davon, mal nach Istanbul zu fahren. Und wer nicht selbst hinfahren kann, dem zeigen wir es eben - mit interessanten Geschichten und spannenden Typen. Jetzt gab es natürlich diese schlimme Geschichte mit dem Verrückten, der sich in die Luft gejagt hat, zwischen Menschen, die sich einfach nur erholen wollten. Das ist sehr traurig.

Läuft die Krimi-Serie auch im türkischen Fernsehen?

Sander: Nein. Wir wollten nicht, dass jemand in unsere Drehbücher reinquatscht. Aber das wäre passiert, wenn sich ein türkischer Sender eingekauft hätte. Und wir wollen kritisch sein. Die Werte in der Türkei sind ja andere, als wir sie hier in Deutschland haben. und wir wollen mit diesen Werten ein bisschen spielen, entweder sarkastisch, humorvoll oder auch aufklärend.

Wieviele neue Folgen von "Mordkommision Istanbul" sind denn schon fertig?

Sander: Wir haben im Frühjahr eine Folge als Zweiteiler abgedreht - "Taurus", und im November noch zwei weitere Folgen. Die werden voraussichtlich ab Herbst gesendet.

Kann ihre Familie Sie begleiten, wenn Sie zum Besipiel zum Dreh in Istanbul sind?

Sander: Manchmal passt es, wenn Schulferien sind. Ansonsten haben meine Frau und ich die Abmachung, dass wir beide nicht länger als zwei Wochen auseinander sind. Also kommt sie dann entweder zum mir, oder ich flieg kurz nach Hause.

Was Schauspieler Erol Sander auf weitere Fragen antwortet, lesen Sie auf Seite 2.

Wer spricht Sie eigentlich mit ihrem Geburtsnamen an?

Sander: Urçun Salihoglu? Keiner. Außer meine Cousine, die ich 30 Jahre nicht gesehen hab. Ansonsten sagen alle Erol. (Aber ich hab auch noch eine Spitznamen - der ist Ufo. Als ich zehn war, waren wir Ski fahren und wir sind den Berg runter, und dabei bin ich über eine Sprungschanze gefahren, die ich nicht gesehn habe.)

Sie sollen sich angeblich nach Errol Flynn benannt haben. Stimmt das?

Sander: Oh, das das Hat harald Schmidt mal in die Welt gesetzt - Errol Flynn und Jil Sander. Aber das stimmt nicht. Ich wollte einfach einen Namen, den man überall leicht aussprechen kann. Mein Name ist viel zu lang und den kann sich auch niemand merken.

Sie sind nicht in sozialen Netzwerken vertreten - weder bei Facebook, noch bei Instagram oder Twitter. Das ist eine sehr bewusste Entscheidung. Wie ist es dazu gekommen?

Sander: Ich hab zwei Jungs - Elyas ist 13 und Marlon ist sechs. Ich finde, dass Kinder in ihrer Jugend auch Fehler machen dürfen, aber wenn dann der Chef, wenn sie vielleicht 25 sind, mal schnell bei Facebook schaut, wie ihre Jugend war und sie danach beurteilt - dann finde ich, das geht nicht. Kindern ist auch nicht bewusst, dass das für die Ewigkeit bleibt. Meine Kinder wissen, dass Facebook und Twitter nicht mag. Ich bin nicht der Typ, der alles ausplaudert, und es ist gut, wenn die Leute nicht alles wissen.

Sie sind nicht oft live zu erleben, auch nicht in Talkshows Wie kommt das?

Sander: ich hab das früher sehr häufig gemacht - damit die Zuschauer mich kennenlernen und sich über mich eine Meinung bilden können. Und dann wollte ich eigentlich nur meiner Leidenschaft nachgehen, Schauspieler zu sein und nicht ständig über den roten Teppich laufen. Ich mach das aber schon, wenn ich einen eigenen neuen Film promote, um den Leuten zu sagen: Hey, ich habe einen Film gemacht, und es wär' schön, wenn Ihr einschaltet oder ins Kino geht. Aber ohne Grund in eine Talkshow? Erst wollen sie dich allein, dann wollen sie dich mit Kind, dann mit deiner Frau - Aber ich möchte meine Familie nicht in die Öffentlichkeit zerren. Na klar haben meine Fans ein Recht darauf zu wissen, was für eine Frau ich habe, wieviele Kinder ich habe. Und man kann das zeigen, ab und zu spricht man auch darüber - aber in Maßen.

Daniel Guth aus der Alpenklinik, Mehmet Özakin, der türkische Kommissar, Hauptrollen in verschiedenen Liebesfilmen - was mögen Sie an diesen unterschiedlichen Charaktere?

Sander: Ich fühle mich total geehrt, dass man mir die Möglichkeit gibt, diese unterschiedlichen Rollen zu spielen. Ich spiele einen Kriminalkommissar, ich hab Winnetou gespielt, ich hab viele romantische Filme gemacht, ich hab Schah Reza Pahlavi gespielt. Ich finde es toll, dass man mir das alles zutraut. Ich hab letztes Jahr in Paris gespielt, in der "Entführung aus dem Serail" von Mozart den Bassa Selim. Ich musste nicht singen.

Können Sie denn singen?

Sander: Nein.

Unter der Dusche?

Sander: Pfeifen kann ich unter der Dusche.

Was Schauspieler Erol Sander auf weitere Fragen antwortet, lesen Sie auf Seite 3.

Sie haben früher ziemlich erfolgreich gemodelt, arbeiteten als Fotomodell für Armani ,Dolce&Gabbana und Dior. Gibt es heutzutage manchmal noch Anfragen?

Sander: Es kommen regelmäßig Anfragen, aber ich bin ja kein normales Model mehr. Da geht es dann eher darum, Markenbotschafter zu sein. Ich bin zum Beispiel seit zwölf Jahren Botschafter für Volkswagen. Ich stand damals total auf Phaeton - zu einer Zeit als niemand ihn haben wollte. Ein Schauspielkollege hatte das damals mal bei VW fallen lassen, und so kam das.

Sie haben eine Rennlizenz. Wozu brauchen Sie die?

Sander: Ich hab zwei Lizenzen. Eine für Oldtimer. Die braucht man, um auf den Rennstrecken zu fahren. Ich fahre also manchmal Tests - Golfs oder größere Autos - auf dem Nürburgring Grand-Prix-Strecke Nordschleife, Estoril, Le Castellet. Und Hans-Joachim Stuck ist mein Mentor. Den liebe, ich den Stucki.

Welches war das schnellste Auto, das Sie jemals gefahren sind?

Sander: Ein Bugatti Vitesse mit 1 200 PS - der fährt 410 Spitze, aber das kann man natürlich nirgendwo ausfahren. Ich durfte dieses moderne Auto zur Mille Miglia fahren. Wir hatten eine Polizeieskorte und sind dann 1 200 Kilometer in Italien mit dem Wagen rumgefahren. Da hab ich dann endlich mal gesehen wie es ist, George Clooney zu sein in Pisa. Ich kam da angefahren, und alle Männer kamen auf die Straße gerannt.

Alle Männer, nicht die Frauen?

Sander: Nein, alle Männer. Es kam mir so vor, als ob ich der Papst oder George Clooney wäre. Aber der Fahrer war unwichtig. Nur das Auto zählte.

In der szenischen Lesung "Das Bildnius des Dorian Gray", für die Sie in die Oper Halle gekommen waren, geht es um die Jagd nach ewiger Jugend. Wie wichtig ist Ihnen Ihr Äußeres?

Sander: Es geht um Ästhetik, auf jeden Fall. Bei mir ist das so, ich bin auch ein bisschen eitel. Ab und zu steh ich vor dem Spiegel und denk: Mein Gott - vielleicht bleibst Du heut besser zuhause. (lacht). Und wenn man sich nicht wohl fühlt, da kann man noch so toll ausschaun. Das hilft einem dann nicht.

Sie hatten mehrfach mit Regisseur Oliver Stone gedreht, dem Onkel ihrer Frau. Hat es weitere Angebote aus Hollywood gegeben?

Sander: Ich hab immer wieder Angebote bekommen. Aber das Problem ist im Augenblick - ich bin beschäftigt. Ich bin ausgebucht. Aber wenn ein Angebot käme, das mich reizt, ein guter Hollywood-Film, dann ließe sich da bestimmt etwas machen. Aber nicht im September/Oktober oder April/Mai - da drehe ich Mordkommission Istanbul.

Schauen Sie sich die Erstausstrahlungen an?

Sander: Die schaue ich mir am liebsten an. Zuhause. Mit meiner Frau. In dem Moment, wenn es zum ersten Mal ausgestrahlt wird, kann man es auch am besten kritisieren. Ob es gut oder schlecht ist, entscheiden allerdings die Zuschauer.

 

Erol Sander war auf Einladung des Cultourbüros Herden nach Halle gekommen. Zu Lesungen in der Oper waren bereits Senta Berger, Hannelore Elsner, Iris Berben, Marianne Sägebrecht, Mario Adorf, Fritz von Thun und Rolf Hoppe zu Gast. Die nächste Lesung wird ein "Auswärtsspiel". Schauspielerin Katja Riemann ist am 21. Januar 2017 Im Freylinghausen-Saal der Franckeschen Stiftungen zu erleben.

 

13. Februar, 22.05 Uhr, ARD, Erol Sander in "Das Ende des Alp Atakan" (Erstausstrahlung 2014)