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"Off Duty" mit Til Schweiger "Off Duty" mit Til Schweiger: Ein Tatort auf der Kinoleinwand

Von André Wesche 04.02.2016, 09:03
Nick Tschiller (Til Schweiger) ist auch im Kino nicht zu stoppen.
Nick Tschiller (Til Schweiger) ist auch im Kino nicht zu stoppen. Warner Bros. Ent. Lizenz

Halle (Saale) - Der Tatorte gibt es viele in „Tschiller: Off Duty“. Mit der guten, alten Fernseh-Institution „Tatort“ hat der Actionkrimi aber wenig gemein. Deshalb beginnt der Film wohl auch nicht mit dem klassischen Vorspann und Klaus Doldinger-Rhythmen, sondern mit den modernen Beats unserer Zeit.

Tschiller kommt nicht zur Ruhe

Kommissar Nick Tschiller (Til Schweiger) soll einfach nicht zur Ruhe kommen. Nach der Ermordung seiner Ex-Frau ist nun auch Tochter Lenny (Luna Schweiger) spurlos verschwunden. Die junge Dame ist auf eigene Faust aufgebrochen, den Tod ihrer Mutter zu rächen. Aber obwohl Lenny ihr Vorhaben raffiniert geplant hat, gerät sie in Istanbul in die Fänge einer kriminellen Bande.

Natürlich begibt sich Tschiller sofort auf die Suche, begleitet von seinem Freund und Kollegen Yalcin Gümer (Fahri Yardim). Istanbul ist nur das erste Ziel der Hatz durch eine Welt, in der auch das Verbrechen globalisiert ist.

Nicht zum ersten Mal findet der „Tatort“ den Weg ins Kino. Vor rund 30 Jahren hatte mit Horst Schimanski (Götz George) ein anderer unkonventioneller und in Duisburg ermittelnder Kommissar die Ehre, ein Publikum zu beglücken, das die Gebühren für „Zahn um Zahn“ nicht zwangsweise, sondern ganz freiwillig an der Kasse zahlte. Mit „Zabou“ folgte wenig später ein zweiter, weniger erfolgreicher Kino-„Tatort“. Danach kam lange nichts. Und nun also „Tschiller: Off Duty“. Ein Action-Thriller, der sich gewaschen hat.

Christian Alvart ist ein deutscher Filmemacher mit internationaler Erfahrung, er drehte den Horror-Thriller „Fall 39“ mit Renée Zellweger und den Science-Fiction-Streifen „Pandorum“ mit Dennis Quaid. Mit seinem Kino-„Tatort“ gibt der gebürtige Hesse seine Bewerbung für die nächste „James Bond“-Regie ab. Mit einem Budget, das der Portokasse eines 007-Abenteuers entsprechen dürfte, zaubert Alvart Schauwerte und Actionsequenzen, die sich zu keinem Zeitpunkt hinter Hollywood verstecken müssen.

Und weil das ganze Spektakel nicht in heimischen Gefilden stattfindet, sondern vor Kulissen, die man aus etlichen Perlen des Action-Genres kennt, hat man keine Akzeptanzbarriere im Kopf, wenn Kommissar Tschiller in wilde Schießereien und aberwitzige Verfolgungsjagden verwickelt wird.

Ein gelungener deutscher Action-Film

Man kann Til Schweiger mögen oder auch nicht, es bleibt schwer vorstellbar, dass ein anderer deutscher Kollege dieses Szenario überzeugend schultern könnte. Thiel und Boerne jedenfalls nicht.

„Tschiller: Off Duty“ hält aber auch so manche Sternstunde für Schweigers Spannemann Fahri Yardim bereit. Er sorgt als Gümer für ein gerüttelt Maß an Humor, mit einem ausgeprägten Gespür für das richtige Timing liefert er Pointe um Pointe ab. Und dann wird wieder scharf geschossen.

Ist es nun ein „Tatort“ oder nicht? Geschenkt! Dieser Film ist der bislang gelungenste deutsche Beitrag zum Action-Genre mit all seinen unterhaltsamen Stärken und inhaltlichen Schwächen. Obwohl: So mancher scheinbar flapsige Kommentar entpuppt sich sogar als ein Stück Gesellschaftskritik.

Tschiller: Off Duty

Actionkrimi, D 2015,

Regie: Christian Alvart

Fsk: ab 16 Jahre

Der Film startet unter anderem im Filmpalast Aschersleben, Cinemaxx Halle, UCI Günthersdorf, Cineplex Naumburg. (mz)