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Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Rückzug der Hebammen

12.02.2016, 18:18
Der kleine Arne aus Kropstädt fühlt sich pudelwohl bei der Massage im Kreise weiterer sechs Babys.
Der kleine Arne aus Kropstädt fühlt sich pudelwohl bei der Massage im Kreise weiterer sechs Babys. archiv/Th. Christel Lizenz

Halle - Immer weniger Hebammen in Sachsen-Anhalt helfen bei Hausgeburten. Ein Grund seien die hohen Haftpflichtkosten, sagte die Vorsitzende des Landeshebammenverbandes, Petra Chluppka, in Halle. Landesweite Zahlen erfasst der Verband allerdings nicht. Die Gesellschaft für Qualität in der außerklinischen Geburtshilfe (Quag) im brandenburgischen Storkow zählte 2005 in Sachsen-Anhalt rund 160 Geburten in den eigenen vier Wänden der Frauen oder einem Geburtshaus. Rund zehn Jahre später waren es nur noch 85 Hausgeburten.

Versicherung für freiberufliche Hebammen stark angestiegen

Quag zählt die auf freiwilliger Basis von den Hebammen gemeldeten Hausgeburten. Den Angaben zufolge können diese nicht vollständig sein. Die Versicherung für freiberufliche Hebammen stieg in den vergangenen Jahren massiv an. Nach Angaben des Bundeshebammenverbandes in Berlin wächst die Haftpflicht zum Juli um neun Prozent auf jährlich 6 843 Euro. Im Juli 2017 steigen die Kosten erneut um über elf Prozent auf dann 7 639 Euro.

Viele freiberufliche Hebammen hätten ihren Job und damit die Hausgeburten aufgegeben oder seien in einen anderen Bereich gewechselt, so Chluppka. Dabei sei das Interesse bei werdenden Müttern teilweise da. Rund zwei Prozent aller Frauen bevorzugten eine Hausgeburt. „Das ist nicht viel, aber ich glaube, dass viele Frauen einfach nur verunsichert sind.“ So würden etwa Ängste von Ärzten geschürt, sagte die Verbandschefin. Das Urvertrauen, auch ohne technische Hilfsmittel zu gebären, gehe mehr und mehr verloren. Erst während der Schwangerschaft, wenn viele Frauen eigene Informationen einholten, wachse das Interesse an einer Hausgeburt. Wie bei allen Geburten gebe es Risiken, sie seien jedoch nicht höher als bei einer Geburt in einem Krankenhaus, meint die Verbandsvorsitzende. Nur bei bestimmten Voraussetzungen, etwa einer Diabetes-Erkrankung oder Bluthochdruck der Schwangeren, würde von einer Hausgeburt abgeraten. (dpa)