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Kommentar zur Schießbefehl-Umfrage Kommentar zur Schießbefehl-Umfrage: Verblüffend aktuelles Szenario

Von Christian Bommarius 08.02.2016, 18:10

Was die AfD-Forderung betrifft, notfalls auf illegale Zuwanderer zu schießen, hat der in Deutschland vor 25 Jahren ausgestrahlte BBC-Film „Der Marsch“ ein verblüffend aktuelles Szenario geliefert:

Wegen einer anhaltenden Dürre verlassen eine Million Sudanesen ihre Dörfer und suchen Zuflucht in Flüchtlingscamps der Vereinten Nationen. Steigende Getreidepreise und der Massenzustrom, so ein UN-Sprecher, hätten dazu geführt, dass eine Familie mit der wöchentlichen Getreideration mittlerweile einen Monat auskommen müsse. Weil die EU sich zu Hilfe nicht in der Lage sieht, rufen die UN zu Spenden für die Hungernden in den Camps auf. Auf dem Weg zur marokkanischen Küste schwillt das Heer der Hoffnungslosen auf Hunderttausende Menschen an.

Einer ihrer Anführer sagt: „Als ich klein war, sagte man uns: »Wenn ihr studiert, werdet ihr eines Tages auch reich.« Ich studierte hart. Ich arbeitete hart. Doch mein Land wurde arm und ärmer. Warum habt ihr so viel und wir so wenig? Seid ihr bessere Menschen? Es heißt, ihr in Europa habt viele Katzen. Es heißt, eine Katze kostet mehr als 200 US-Dollar im Jahr. Lasst uns nach Europa kommen als eure Haustiere! Wir können Milch trinken. Wir können vor dem Feuer liegen. Wir können eure Hand lecken. Wir können schnurren – und wir sind viel billiger zu füttern!“

Im Film endet die Geschichte damit, dass sich die Armee der Habenichtse und westliches Militär gegenüberstehen. Man weiß nicht, was geschehen wird und wie die Konfrontation endet. Aber heute weiß man, wie sich führende Politiker der AfD und – einer Umfrage zufolge – fast ein Drittel der Deutschen den Ausgang des Konflikts im Ernstfall wünschten: Feuer frei auf die Elenden!

Der Schießbefehl brächte ungezählten Menschen den Tod, den Hungermarsch könnte er allenfalls für einen Augenblick zum Stillstand bringen. Für die europäische Idee aber wäre ein solches mörderisches Wüten das sichere Ende.