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Schwimstar Paul Biedermann Schwimstar Paul Biedermann: Saisonstart in der zweiten Liga

Von Petra Szag 28.01.2016, 21:33
Weltrekordler Paul Biedermann - hier bei der WM letzten Sommer in Kasan - arbeitet intensiv an den ersten Metern der Rennen.
Weltrekordler Paul Biedermann - hier bei der WM letzten Sommer in Kasan - arbeitet intensiv an den ersten Metern der Rennen. Reuters Lizenz

Halle (Saale) - Der elektronische Kontrolleur gilt als schonungsloser Kritiker. Was das geschulte Auge von Trainer Frank Embacher in den Bruchteilen einer Sekunde gar nicht wahrnehmen kann, zeichnen die mit dem Startblock verbundenen Kameras in der Robert-Koch-Schwimmhalle auf und übermitteln die gemessenen Daten an einen Computer am Beckenrand. Wie ist die Reaktionszeit von Paul Biedermann, wenn er ins Wasser springt? Auf welche Sprungweite kommt der Weltrekordler? Wann taucht er wieder auf? Und wie lange braucht er für die ersten fünf, zehn und 15 Meter?

Wöchentlich auf Startmessplatz

Insgesamt vier Mal ließ sich Halles Schwimmstar am Mittwochmorgen vermessen. In einer Woche soll das Prozedere - begleitet von einem Trainingswissenschaftler des Olympiastützpunktes - wiederholt werden. Das alles hat natürlich einen klaren Hintergrund: Olympia.

„Am Start“, so erklärt Embacher, „kann man immer noch ein bisschen feilen.“ Denn die internationalen Konkurrenten nehmen dem Hallenser dort seit jeher wertvolle Hundertstel ab. Sei es nun Michael Phelps, Ryan Lochte oder Yannick Agnel.

Der Mittwoch war der erste Trainingstag von Biedermann im heimischen Becken. Montagnacht erst waren er und sein Trainer aus dem Nationalmannschafts-Camp in Thailand zurückgekommen. 210 Kilometer hat der Weltrekordler dort im Wasser unter freiem Himmel in der Sonne zurückgelegt. „Das Niveau war deutlich höher als zu Hause“, sagt Embacher, „was gut ist, um sich zu pushen.“ Denn auch Biedermanns Staffelkollegen um Florian Vogel und Jacob Heidtmann haben voll mitgezogen.

Kurios: Mit dem Franzosen Agnel hat Biedermann in Thailand einen seiner schärfsten Widersacher für Rio wiedergetroffen. Der Olympiasieger von London hatte sich mit seinem neuen Verein Mulhouse ebenfalls auf der Anlage eingemietet „und auch schon einmal geguckt“, wie Embacher bestätigt.

Neben dem Wassertraining absolvierten die deutschen Olympiakandidaten auch viele Einheiten im Kraftraum. Embacher: „Die Doppelbelastung war schon sehr hart.“ Deshalb kommt der internationale Wettkampf jetzt am Wochenende in Luxemburg für seinen Schützling zu früh. In den vergangenen Jahren hatte er diesen als erste Standortbestimmung genutzt.

Dafür nimmt Biedermann eine Woche später in Oldenburg den Kampf gegen die Uhr auf. Der Doppel-Weltmeister von 2009 will seine Trainingskollegen in der zweiten Bundesliga unterstützen. Am letzten Februar-Wochenende genießt Biedermann beim vereinseigenen SV-Halle-Meeting in Neustadt Heimvorteil. Dann wird der 29-Jährige einen Großteil seiner Auswahlkollegen wiedersehen. Weltrekordhalter Steffen Deibler aus Hamburg hat schon zugesagt. Die Entscheidung von Weltmeister Marco Koch (Darmstadt) steht noch aus.

Bevor Anfang Mai bei den deutschen Meisterschaften dann auch für Biedermann Teil eins der Olympia-Qualifikation ansteht, stellt sich der Hallenser der internationalen Konkurrenz in Marseille.

Sprintstaffel oder doch 400 Meter?

Welche Strecke er neben seiner Paradedisziplin über 200 Meter Freistil sowie der langen Kraulstaffel im letzten Jahr seiner Karriere favorisiert, ist noch offen. Das hängt wohl auch vom Leistungsvermögen der deutschen Freistilsprinter ab. Wenn auch sie sich zu großer Form aufschwingen können, ist ein Staffelstart gleich zu Beginn der olympischen Schwimm-Wettbewerbe durchaus denkbar. Wenn nicht, bleibt Biedermann noch der lange Kanten über die ungeliebten 400 Meter. Dass er einen Wettkampf praktisch zum Einschwimmen für sein Hauptrennen braucht, weiß der Weltrekordmann nicht erst seit der letzten WM in Kasan.

Die nächsten Wettkämpfe von Biedermann und seinen Mitstreitern werden darüber wohl Aufschluss geben.

In Luxemburg sind in diesem Jahr vom SV Halle Marek Ulrich, Julia Willers, Mandy Feldbinder, Laura Riedemann und Lukas Thielicke am Start. (mz)