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Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: 11.000 Flüchtlinge kommen auf den Arbeitsmarkt

Von Steffen Höhne 25.01.2016, 18:47
Ausländer stehen vor der Zentralen Anlaufstelle für Asylbewerber (ZASt) in Halberstadt
Ausländer stehen vor der Zentralen Anlaufstelle für Asylbewerber (ZASt) in Halberstadt dpa Lizenz

Halle (Saale) - In Sachsen-Anhalt werden in diesem Jahr nach aktuellen Berechnungen der Landesarbeitsagentur rund 11.000 Flüchtlinge auf den Arbeitsmarkt neu hinzukommen. „Um diese möglichst schnell in einen Job zu vermitteln, müssen sie deutsche Sprachkenntnisse erwerben und qualifiziert werden“, sagte Kay Senius, Chef der Landesarbeitsagentur, der MZ.

Sprachkurse mit 10.000 Teilnehmern

Nach Angaben der Agentur finden im Land bereits jetzt Sprachkurse mit 10.000 Teilnehmern statt. Im März soll dann das Programm „Perspektive für junge Flüchtlinge“ starten. Geplant ist, dass zusammen mit Unternehmen vor allem Praktika angeboten werden, die zu einer Ausbildung oder der Aufnahme eines Jobs führen sollen. Im Bauunternehmen Papenburg in Halle haben gestern die ersten 30 Flüchtlinge ein Praktikum aufgenommen. „Wir wollen in den nächsten drei Jahren rund 100 Flüchtlinge zu Berufskraftfahrern ausbilden“, sagte Unternehmer Klaus Papenburg. Das Unternehmen plane auch in den Bereichen Betonwerker, Baumaschinist und Bauhelfer Asylsuchende auszubilden. Allein in der Region Halle/Saalekreis haben 40 weitere Firmen schriftlich zugesagt, Flüchtlinge in ihren Betrieb aufnehmen zu wollen.

Flüchtlinge sind meist sehr jung

Für eine schnelle Integration spricht, dass die Flüchtlinge meist sehr jung sind. Laut dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) sind 70 Prozent unter 30 Jahre alt und 55 Prozent unter 25 Jahre. Keine gesicherten Daten liegen bisher zur schulischen oder beruflichen Qualifizierung vor. Nach Angaben des Bamf besitzen mehr als 90 Prozent eine schulische Bildung. Auf welchem Niveau ist allerdings unklar. Die Daten beruhen auf einer Selbstauskunft der Flüchtlinge. Nach einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg besitzen 80 Prozent der Flüchtlinge jedoch keine Berufsausbildung - schon gar nicht eine in Deutschland anerkannte.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sagte, es sei nicht klar, wie lange die Flüchtlinge aus Bürgerkriegsländern in Deutschland bleiben müssten. „Es ist aber wichtig, sie ins Arbeitsleben einzubinden. Nichtstun ist auf jeden Fall schlecht“, sagte der Regierungschef.

Flüchtlinge sind nur 5,4 Prozent der Arbeitslosen im Land

Wie schnell Integration abläuft, dazu gibt es nur Erfahrungswerte. Laut den IAB-Arbeitsmarktforschern lag in der Vergangenheit die Beschäftigungsquote von Flüchtlingen im Zuzugsjahr unter zehn Prozent, fünf Jahre danach stieg sie auf knapp 50 Prozent. Das heißt aber auch, dass mehr als die Hälfte dann immer noch arbeitslos und somit auf staatliche Unterstützung angewiesen war. Aktuell sind in Sachsen-Anhalt 6.200 Frauen und Männer mit anderer Staatsangehörigkeit arbeitslos gemeldet, 1.400 mehr als vor einem Jahr. Das sind allerdings nur 5,4 Prozent aller Arbeitslosen im Land.

Nach Worten von Landesarbeitsagentur-Chef Senius fehlen aufgrund der demografischen Entwicklung in Sachsen-Anhalt bis zum Jahr 2020 knapp 80.000 Fachkräfte. „Die Zahl der hiesigen Schulabgänger reicht nicht aus, um alle Stellen zu besetzen“, so Senius. Das Land sei daher auf Zuzug angewiesen. Senius sieht deshalb für viele junge Flüchtlinge eine gute Perspektive auf dem Arbeitsmarkt, wenn sie erfolgreich eine Ausbildung absolvieren. Bedarf gibt es offensichtlich. Laut Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau kann die Hälfte der Ausbildungsbetriebe nicht alle angebotenen Lehrstellen besetzen. (mz)