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Vorwahlen in den USA Vorwahlen in den USA: Für die Demokratin Hillary Clinton könnte es peinlich werden

Von Damir Fras 31.01.2016, 17:13
Die Demokraten Bernie Sanders und Hillary Clinton
Die Demokraten Bernie Sanders und Hillary Clinton dpa Lizenz

Washington - Da tritt ein Zwerg gegen eine Riesin an. So spotteten viele Amerikaner noch vor wenigen Monaten, wenn sie nach Bernie Sanders gefragt wurden. Chancenlos sei der Senator aus dem Neuengland-Staat Vermont gegen Ex-Außenministerin Hillary Clinton, sagten sie. Mittlerweile ist vielen der Spott vergangen. Denn Sanders ist Clinton in den Umfragen bedrohlich nahe gerückt. Es scheint nicht mehr ausgeschlossen, dass Clinton noch einige Monate auf die Nominierung zur Präsidentschaftskandidatin der Demokraten warten muss. Für die Ehefrau des früheren US-Präsidenten Bill Clinton wäre das peinlich, für Sanders ein Erfolg.

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Hillary Clinton (68) muss sich ernsthafte Sorgen machen, dass sich die Geschichte wiederholen könnte. 2008 verlor sie gegen den damals unbekannten Senator Barack Obama die Vorwahl der Demokraten in Iowa. Mit der erhofften Nominierung zur ersten weiblichen Präsidentschaftskandidatin der US-Demokraten wurde es nichts.

Iowa, der kleine Staat im Mittleren Westen, ist ein Agrarstaat, bekannt für seine Maisfelder. Die etwas mehr als drei Millionen Einwohner gelten als sehr gläubig, gehören oft bibeltreuen, evangelikalen Kreisen an. Deutlich mehr als 90 Prozent sind Weiße. Iowa macht mit dem „Caucus“ den Auftakt zu den Vorwahlen bei US-Präsidentschaftswahlen.

Den Caucus als Instrument für die Bestimmung von Parteikandidaten gibt es in den USA seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Es handelt sich um kleine Parteiversammlungen. Sie finden in Versammlungshallen, Feuerwehrhäusern oder – in ländlicheren Gegenden – durchaus auch in der Küche eines Bauernhofs statt. Teilnehmen können manchmal nur 20 Wähler, manchmal auch Hunderte. Voraussetzung: Man darf als Republikaner nicht auch bei den Demokraten registriert sein – und umgekehrt.

Am Ende der Versammlung müssen die Teilnehmer darüber abstimmen, welchen Bewerber sie am überzeugendsten finden. Im Bundesstaat Iowa tun die Republikaner dies geheim, die Demokraten offen. Die Ergebnisse werden später auf Parteitagen diskutiert und in der Regel bestätigt. Dieses Prinzip wird in etwa einem Viertel der 50 US-Bundesstaaten angewendet. In den meisten Staaten stimmen die Parteimitglieder und Sympathisanten dagegen per landesweiter Vorwahl (Primary) ab. (dpa)

Heute ist die Ausgangslage ähnlich, obwohl die meisten Beobachter glauben, dass Clinton nach wie vor die Favoritin ist. In Iowa liegt sie in den Umfragen Kopf an Kopf mit Sanders. Im Bundesstaat New Hampshire, wo die Demokraten am 9. Februar abstimmen, liegt sie deutlich hinter Sanders. Sollte der 74-Jährige tatsächlich in beiden Bundesstaaten gewinnen, wäre das zumindest ein Signal, dass Clinton nicht unbesiegbar ist.

Bislang ist der Wahlkampf unter den demokratischen Bewerbern ruhig verlaufen und war an Inhalten orientiert. Erst vor wenigen Tagen wurde der Ton schärfer.

Sanders warf der Ex-Außenministerin vor, vor mehr als zwölf Jahren für den Irak-Krieg von George W. Bush gestimmt zu haben und zu eng mit der Wall Street verbandelt zu sein. Das erste Thema wurde auch schon 2008 heiß debattiert. Damals dauerte es lange, bis Clinton die Stimmabgabe als Fehler bezeichnete. Das muss sie heute nicht mehr machen.

Clinton in Umfragen vor Sanders

Die Gattin des Ex-Präsidenten Clinton hielt sich persönlich mit Attacken auf Sanders weitgehend zurück, dafür aber teilte ihr Wahlkampfteam umso heftiger aus. Das war ein Zeichen für die Nervosität im Clinton-Lager, das sich an dem sozialdemokratisch angehauchten Programm des Senators abarbeitet. Sanders nennt sich selbst einen „demokratischen Sozialisten“, fordert eine „politische Revolution“ in den USA, will die Universitätsausbildung kostenlos machen, den Reichtum umverteilen und die Finanzbranche rigoros an die Kette legen. Das hat ihn zum Lieblingskandidaten der jüngeren Generation unter den Anhängern der Demokraten gemacht.

Die über 40-jährigen Männer und Frauen tendieren dagegen überwiegend zu Clinton. Auch unter Afro-Amerikanern und Hispanics ist die Ex-Außenministerin Favoritin. Sie verspricht eine behutsame Weiterentwicklung der Politik Obamas. Das scheint für diese Wählergruppen wichtiger zu sein als die für amerikanische Verhältnisse relativ radikalen Forderung ihres Konkurrenten.

So erklärt sich auch der deutliche Vorsprung, den Clinton in US-weiten Umfragen vor Sanders hat. Die Anhänger der Demokraten trauen der Ex-Außenministerin offenbar eher zu, Gefahren wie Terrorismus und wirtschaftlichen Abschwung abzuwenden sowie das Problem der Einwanderung und internationale Krisen in den Griff zu bekommen.

Das ist aber nur eine Momentaufnahme. Wenn Sanders in Iowa und New Hampshire gewinnt, wird Clinton es schwerer haben, die Wähler davon zu überzeugen, dass sie den republikanischen Bewerber bei der Präsidentschaftswahl im November problemlos besiegen kann. Dann wird sie auch persönlich den Ton gegen den Senator aus Vermont verschärfen.