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Verein in Bitterfeld Verein in Bitterfeld: Bitterfelder Schwimmverein fürchtet Kostenexplosion

Von Stefan Schröter 09.02.2016, 10:24
Der Bitterfelder Schwimmverein fürchtet unbezahlbare Ausgaben beim Heinz-Deiniger-Bad.
Der Bitterfelder Schwimmverein fürchtet unbezahlbare Ausgaben beim Heinz-Deiniger-Bad. Thomas Ruttke Lizenz

Bitterfeld - Wie viel Geld muss der Bitterfelder Schwimmverein (BSV) für die Nutzung der Schwimmhalle im Ort bezahlen? Bislang sind es laut eigenen Angaben jährlich rund 20.000 Euro, die der 550 Mitglieder starke Verein für einen Teil der Betriebskosten an die Bädergesellschaft abgibt. Mehr kann der BSV laut Vereins-Vize Klaus Gatter nicht bezahlen. „Sonst müssen wir unsere Arbeit einstellen und können unsere geschaffenen Angebote nicht mehr halten.“ Doch Gatter fürchtet Mehrkosten. Der BSV verspürt Druck, dass er sich bei der Bädergesellschaft Bitterfeld-Wolfen stärker an den Betriebskosten für das Schwimmbad beteiligen muss.

Zuschüsse der Stadt Bitterfeld

Generelle Grundlage für die Vereinszahlungen bei Strom, Wasser und Heizung ist das Sportfördergesetz des Landes Sachsen-Anhalt. Darin heißt es zwar, dass für die Nutzung von Sporthallen generell keine Miete verlangt werden darf. Allerdings dürfe „eine angemessene Beteiligung an den Betriebskosten erfolgen“. Diese Formulierung lässt im Detail viel Spielraum offen.

Gatter lud jetzt auch deshalb Sport- und Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) nach Bitterfeld ein, um über jene Angemessenheit zu reden. Sein Ziel ist es, dass die Stadt Bitterfeld-Wolfen zukünftig wie bei anderen Sportvereinen die Betriebskosten beim BSV indirekt bezuschusst.

Soziale und integrative Bedeutung von Vereinen

Außerdem ging es in der Turnhalle auch um eine Landesförderung aus der Vergangenheit, mit deren Hilfe der feuchte Keller der Bitterfelder Einrichtung trockengelegt werden konnte.

Mit dem Besuch des Ministers in Bitterfeld war der Präsident des BSV 1990, Lutz Bernhardt, zufrieden mit den Worten des Politikers. Denn Stahlknecht hob unter anderem die soziale und integrative Bedeutung von Vereinen hervor und fügte an: „Wenn das Land in fünf Jahren 110 Millionen Euro in den Sport steckt, dann muss auch auf kommunaler Ebene die Bereitschaft da sein, die Vereine vernünftig leben zu lassen“, sagte der Sportminister. „Die Verwaltung kann keine 100-prozentige Kostenerstattung über die Vereine erwarten. Ansonsten würde sie die Vereine in die Knie zwingen.“ Als Vertreter der Bitterfeld-Wolfener Hauptverwaltung erinnerte Joachim Teichmann daran, dass die Kommune natürlich ein hohes Interesse habe an der Unterstützung der Vereine. „Da gibt es keinen Dissens“, so Teichmann.

Fehlende Entscheidungskompetenz

Doch die Mittel dazu sind laut der Bitterfelder Landtagsabgeordneten Dagmar Zoschke (Die Linke) begrenzt. „Wir kommen beim Haushaltsausgleich an Schranken. Aber wenn wir die Lebensqualität hier nicht halten, gehen die Menschen in andere Städte wie zum Beispiel Halle“, sagte Zoschke in der Turnhalle des BSV dem Innenminister. Bei seiner Antwort darauf ließ Stahlknecht durchblicken, dass er Kommunen gerne mit mehr Geld ausstatten würde, wenn er die Entscheidungskompetenz darüber bekäme – die liegt momentan beim Finanzministerium.

Die zugespachtelten Löcher im Keller des BSV-Gesundheitszentrums sind noch gut zu erkennen. Dorthinein spritzten Handwerker eine Art Gel, das sich an der Außenwand wie ein Schutzfilm um das Kellergewölbe legte und es dadurch abtrocknen ließ. Auch oberirdisch sanierten Handwerker bis Mitte 2013 die Turnhalle der ehemaligen Diesterwegschule und verwandelten das Objekte gemeinsam mit dem Verein wieder in ein kleines Schmuckstück. Rund 380 000 Euro sind in die Sanierung geflossen, das Land steuerte einen Teil des Geldes bei. Der BSV 1990 schoss dabei rund 80 000 Euro zu.

Heute finden in dem BSV-Gesundheitssportzentrum täglich zwischen 10 und 20 Uhr zahlreiche Kurse statt. Dazu zählen Pilates, Reha- und Herzsport. „Rund 300 unserer Vereinsmitglieder sind über 40 Jahre alt“, gab Klaus Gatter einen Einblick in die Altersstruktur seines Vereins. Anders als bei der Turnhalle ist bei der Bitterfelder Schwimmhalle nicht der BSV 1990 der Eigentümer. Das Bad gehört – genau wie das „Woliday“ der Stadt, der Verein ist Nutzer.

Auf der anderen Seite nahm er aber auch die Kommunen in die Verantwortung für Defizite im Haushalte. Ohne eine Stadt oder Gemeinde zu benennen sagte er: „Manchmal gibt es auch Managementfehler, das muss man gelegentlich prüfen.“

Noch ist keine endgültige Lösung für das BSV-Problem gefunden. Allerdings wird sich laut Gatter voraussichtlich in den nächsten Monaten der Stadtrat noch einmal mit dem Thema befassen. (mz)

Klaus Gatter (l.) und Lutz Bernhardt (r.) reden mit Minister Holger Stahlknecht (CDU) über die Probleme ihres Schwimmervereins.
Klaus Gatter (l.) und Lutz Bernhardt (r.) reden mit Minister Holger Stahlknecht (CDU) über die Probleme ihres Schwimmervereins.
Thomas Ruttke Lizenz