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"Seepferdchen" in Dessau-Roßlau "Seepferdchen" in Dessau-Roßlau: In welchen Bädern das Schwimmabzeichen abgelegt werden kann

Von Sylke Kaufhold 04.02.2016, 09:29
Schwimmen lernen kann Spaß machen.
Schwimmen lernen kann Spaß machen. DPA Lizenz

Dessau-Rosslau - Zwar sind noch fünf Monate bis Sommerbeginn, doch haben die Vorbereitungen für den Urlaub in den meisten Familien bereits begonnen. Das Baden im Meer oder im großen Hotelpool ist dabei besonders bei den Jüngsten der Favorit. Damit der Sommer- und Urlaubsspaß ungetrübt bleibt, sollten die Kinder auch schwimmen können. Dies zu lernen, dafür sind die Winter- und Frühlingsmonate die richtige Zeit. Wo und wann aber kann man das am besten?

Kurse in der Südschwimmhalle

Größter Anbieter von Schwimmkursen für Kinder ist die Stadt Dessau-Roßlau selbst. In der Südschwimmhalle können Kinder ab sechs Jahren in siebenwöchigen Kursen (14 Stunden) das Schwimmen lernen. „Die Kinder müssen 25 Meter schwimmen, einen Gegenstand aus dem Wasser holen und tauchen“, beschreibt Gudrun Rudel, Bäderbetriebsleiterin in der Stadtverwaltung, das Ziel des Kurses. Nach Rudels Aussage schaffen mehr als 80 Prozent der Kinder diese Aufgaben.

Derzeit führen zwei Schwimmmeister diese Kurse durch, an denen jeweils zehn Kinder teilnehmen können. Ab April, so die Planung, soll ein dritter Schwimmmeister dazukommen.

Die Kurse finden Mittwoch und Donnerstag von 13.45 bis 14.30 Uhr statt. Die Kursgebühr liegt bei 45 Euro. „Die Uhrzeit ist der Knackpunkt“, gibt Gudrun Rudel zu, „denn berufstätige Eltern können sie kaum wahrnehmen.“ Deshalb säßen bei den Kursen vorwiegen die Großeltern auf den Bänken in der Halle.

Der Frühschwimmer ist eine vorbereitende Qualifikation im Schwimmen. Umgangssprachlich wird er wegen des Schwimmabzeichens in Deutschland Seepferdchen genannt.

Für das Seepferdchen, das Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre ablegen können, sind ein Sprung vom Beckenrand zu absolvieren und 25 Meter zu schwimmen. Außerdem muss ein Gegenstand mit den Händen aus schultertiefem Wasser geholt werden. Das Seepferdchen wird in dieser Form bereits seit Jahrzehnten abgenommen.

Der Landesschwimmverband Sachsen-Anhalt sieht das Seepferdchen kritisch: Seit einigen Jahren ist das Seepferdchen kein geschütztes Markenzeichen mehr, sondern auf dem "freien Markt". Das habe privaten Anbietern Tür und Tor geöffnet, deren Kursqualität niemand hinterfrage, schildert Edda Kaminski, Präsidentin des Verbandes, die Situation. So führten beispielsweise viele die Kurse nicht mal im tiefen Wasser durch. Private Anbieter würden Kurse aus wirtschaftlichen Beweggründen oftmals auch kürzer anbieten. „Das halten wir für gefährlich.“ Vermittelt werden müsste den Eltern auch, dass es wichtig ist, nach der Seepferdchen-Prüfung mit dem Kind weiter zu üben, um die Fähigkeiten zu festigen. „Sonst geht das Können wieder verloren und es stellt sich keine Sicherheit ein.“ Der Landesschwimmverband hat deshalb einen Lehrgang für Schwimmlehrkräfte freier Anbieter initiiert, der im nächsten Jahr starten soll.

Auch die Anforderungen an das Seepferdchen hält der Verband für zu gering. „Das Seepferdchen muss in seiner Qualität angehoben werden“, sagt die Präsidentin. Mit seinen jetzigen Anforderungen mache es die Kinder nicht zu sicheren Schwimmern. „Das Seepferdchen gibt Eltern unserer Meinung nach eine trügerische Sicherheit.“ Der Verband hofft, gemeinsam mit dem Kultusministerium und Partnern die Richtlinien ändern zu können und „Seepferdchen plus“ einzuführen. Zudem sollen die Schwimmlernkurse angepasst werden.

Zwar ist der Schwimmunterricht an Sachsen-Anhalts Grundschulen Pflicht, aber viele Schulen können ihn nicht voll umfänglich anbieten, weil es keine Bäder in der Nähe mehr gibt. So behelfen sich etliche Schulen mit einwöchigen Kompaktkursen, die bei schlechtem Wetter öfter mal ausfallen und die den Kindern aufgrund der Kürze zu wenig Übungsmöglichkeit geben.

Mit Inbetriebnahme der neuen Schwimmhalle im Jahr 2018 in der Ludwigshafener Straße wolle man über die Zeiten noch einmal nachdenken. „Wir überlegen, dann auch einen Schwimmkurs in den späten Nachmittagsstunden anzubieten - für berufstätige Eltern“, bestätigt Benjamin Völker, amtierender Referatsleiter Sportförderung.

Etwa 120 Kinder lernen jährlich in diesen Kursen das Schwimmen. Diese finden von Mai bis September, also in der Sommersaison, nicht statt. „Im April, kurz vor dem Urlaub, haben wir die größte Nachfrage“, sagt Gudrun Rudel. Viele Eltern seien bestrebt, dass ihr Kind vor dem Schuleintritt schwimmen lernt. „Vor dem sechsten Lebensjahr halte ich es aber nicht für ratsam“, erklärt die langjährige Schwimmtrainerin, „da den Kindern dann noch die koordinierenden Fähigkeiten fehlen.“

In der Schule steht das Schwimmen in der 2. Klasse auf dem Unterrichtsplan. Auch das findet in der Südschwimmhalle statt. „Montag bis Freitag ist jeden Vormittag die Halle voll“, so Völker.

In welchen Bädern in Dessau-Roßlau Schwimmkurse angeboten werden, lesen Sie auf Seite 2.

In den Freibädern finden im Sommer in der Regel keine Schwimmkurse statt. „Das können die Schwimmmeister nicht leisten“, erklärt Gudrun Rudel, „denn die Bäder sind von 9 bis 20 Uhr geöffnet und da haben sie die Aufsicht zu gewährleisten.“ Möglich sei es aber, in den Bädern die Seepferdchen-Prüfung oder später das Schwimmabzeichen abzulegen.

Freibad Rodleben

Im Freibad Rodleben kommen die Knirpse des Kindergartens außerhalb der Öffnungszeiten regelmäßig zum Schwimmen, um das Seepferdchen zu erlangen, berichtet Ortsbürgermeister Frank Rumpf. Eine Nachfrage nach einem Schwimmkurs habe es bisher noch nicht gegeben. „Wenn es die gibt, werden wir auch darüber nachdenken.“ Immer möglich sei es aber, vor Ort die Schwimmabzeichen abzulegen oder die Seepferdchen-Prüfung zu machen.

Waldbad und Adria

Im Waldbad und der Adria, Dessaus größten und inzwischen gemeinsam verpachteten Freibädern, werden keine Schwimmkurse angeboten. Aus Sicherheitsgründen. Ein Natursee sei keine Halle, wo man bis auf den Grund schauen kann. Außerdem sei es schwer, bei Seen dieser Größe immer alle im Blick zu behalten. Deshalb wolle man kein Risiko eingehen.

Bad Meinsdorf

„Wir bieten im Meinsdorfer Bad Schwimmkurse an - und das schon seit 20 Jahren“, sagt Rainer Süßmann, stellvertretender Vorsitzender des Traditions- und Schwimmvereins Meinsdorf. Die Kurse liegen in der Verantwortung des jeweiligen zweiten Schwimmmeisters. „Der erste Schwimmmeister ist ausschließlich für die Beckenaufsicht zuständig“, erklärt Süßmann die Einteilung. Vorzugsweise würden die Kurse aber in besucherschwache Zeiten gelegt. „Das wird individuell abgestimmt.“

Für die Kurse wird eine Basisdauer mit einer entsprechenden Gebühr veranschlagt. „Aber der Kurs geht so lange, bis das Kind schwimmen kann“, betont Süßmann. Das sei eine Frage der Verantwortung, die sie für ihre Schützlinge hätten. Für die „zusätzlichen“ Stunden würden weitere Gebühren pro Stunde fällig. Die Kurse sind oftmals individuelle Einzelkurse und stehen jedem Interessierten offen. Anmeldungen sind am 2., 9. und 16. April möglich, wenn sich die Mitglieder des Freibadvereins zu Arbeitseinsätzen treffen.

Die Saison beginnt dort am 14. Mai. Das Meinsdorfer Bad ist auch für die Grundschule des Ortes Anlaufpunkt für den Schwimmunterricht. (mz)

In den meisten Familien haben die Vorbereitungen für den Sommer schon begonnen: Dazu gehört auch, dass die Kinder rechtzeitig schwimmen können.
In den meisten Familien haben die Vorbereitungen für den Sommer schon begonnen: Dazu gehört auch, dass die Kinder rechtzeitig schwimmen können.
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