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Linie 131 zwischen Leipzig und Merseburg Linie 131 zwischen Leipzig und Merseburg: Schwarzfahren mit goldener Umweltcard

Von Dirk Skrzypczak 10.02.2016, 18:26
Und immer schön entwerten: Einige Fahrgäste, die Tickets im Vorverkauf erworben haben, nehmen es damit aber nicht so genau. Sie schummeln, um die Scheine mehrfach nutzen zu können.
Und immer schön entwerten: Einige Fahrgäste, die Tickets im Vorverkauf erworben haben, nehmen es damit aber nicht so genau. Sie schummeln, um die Scheine mehrfach nutzen zu können. Peter Wölk Lizenz

Merseburg - Die Buslinie 131 zwischen Merseburg und Leipzig zählt mit 600 000 Fahrgästen pro Jahr zu den umsatzstärksten Strecken der Personennahverkehrsgesellschaft (PNVG) Merseburg-Querfurt, die im südlichen Saalekreis den öffentlichen Nahverkehr auf der Straße abdeckt. Wie stichprobenartige Kontrollen der PNVG ergeben, sind auf der Linie 131 allerdings auch die meisten Schwarzfahrer unterwegs. „Im November und Dezember haben wir intensiver als sonst kontrolliert und pro Monat etwa 100 Personen ohne gültiges Ticket erwischt“, sagt PNVG-Geschäftsführer Lothar Riese. Die Konsequenz für die Sünder: 60 Euro Strafe.

Auffallend oft sind es Leipziger, die schwarz fahren, möglicherweise aber auch aus Unkenntnis. So nutzen viele Einwohner der Messestadt die „Umweltcard Gold“. Diese Dauerkarte berechtigt ihre Besitzer, innerhalb der Leipziger Stadtgrenzen alle öffentlichen Verkehrsmittel nach Lust und Laune zu nutzen. Und natürlich gilt dieser Freifahrtschein auch zwischen Leipzig und Merseburg - allerdings nur bis Rückmarsdorf. Dort endet das Leipziger Hoheitsgebiet. „Und wenn die Leute dann bis Günthersdorf zum Nova Eventis weiterfahren, müssten sie ein Ticket lösen, was viele aber nicht machen“, so Riese.

Die Zahl der notorischen Schwarzfahrer ist nach Angaben der Hallesche Verkehrs AG (Havag) gestiegen. Im vergangenen Jahr stellte die Havag 1 600 Mal Strafanzeige wegen Schwarzfahrens. 2014 waren es 990 Strafanzeigen. „Die Zahl der Strafanzeigen ist gestiegen, weil wir häufiger die Polizei rufen mussten und auch mehr Fahrgäste mehrfach aufgeschrieben wurden“, sagte Iris Rudolph, Sprecherin der Stadtwerke.

Strafanzeige wird nur dann gestellt, wenn jemand mehrfach in kürzester Zeit ohne Fahrschein erwischt wird. Schwarzfahren fällt unter den Straftatbestand des „Erschleichens von Leistungen“. Die höhere Anzeigebereitschaft zeigt sich auch in den Anklagen. So stieg deren Zahl bei der Staatsanwaltschaft Halle im vergangenen Jahr um rund ein Drittel – von 285 auf 375. Auch die Zahl der Strafbefehle wuchs von 218 auf 292. Die Zahl der Verurteilungen sank hingegen von 407 auf 371. Die Zahl jener, die wegen Schwarzfahrens in Haft sitzen, konnte das Justizministerium nicht Angaben nennen.

Die Verkehrsbetriebe haben große Probleme mit der Zahlungsmoral erwischter Schwarzfahrer. Laut Rudolph werden gut ein Drittel der Strafen freiwillig gezahlt. Die restlichen Forderungen müssen an ein Inkassounternehmen abgetreten werden.

Die Kontrolleure, hier setzt die PNVG auf Mitarbeiter von Subunternehmen aus Halle und Leipzig, hätten keinen Ermessensspielraum. „Kulanz gibt es nur im Einzelfall und dann auch nur von uns als Geschäftsführung“, sagt Riese. 20 000 Euro zahlt die PNVG pro Jahr für die Kontrolleure. Die Einnahmen aus den Schwarzfahrten würden diese Summe nicht abdecken. „Aber so ist es auch nicht gewollt. Wir setzen auf Abschreckung.“ Geschummelt wird auch auf der Stadtlinie in Merseburg. Tickets, die zuvor an Automaten gezogen worden sind, werden im Rücken der Busfahrer oft nicht entwertet - um sie mehrfach nutzen zu können. Da hilft es auch nicht, dass neue Passagiere nur noch vorn einsteigen dürfen, damit sie der Fahrer auch sieht. Wie hoch der wirtschaftliche Schaden ist, der durch das Schwarzfahren der PNVG entsteht, sagt Riese indes nicht. „Entsprechende Hochrechnungen machen wir nicht.“

Die Zahlungsmoral der Schwarzfahrer lässt indes auch zu wünschen übrig. 50 Prozent berappen die 60 Euro sofort, weitere 30 Prozent zeigen sich erst einsichtig, wenn sie Post vom Rechtsanwalt der PNVG erhalten. Mit den übrigen 20 Prozent gebe es dann härtere Auseinandersetzungen. (mz)