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Die Hassliebe zur Großstadt Die Hassliebe zur Großstadt: Gehört Leipzig zu den unbeliebtesten Wohnorten?

Von Theresa Münch 11.02.2016, 13:40
Das Leipziger Gewandhaus
Das Leipziger Gewandhaus dpa Lizenz

Berlin - Der Berliner ist ja so: Der nölt und meckert ständig über seine Stadt - und würde trotzdem niemals wegziehen. Er lästert über Hundeverbot am See, verspießerte Hausbesetzer, Verwaltungschaos - und das Berghain ist auch nicht mehr das, was es mal war. Zugleich liebt er seine Stadt für „die besten Clubs der Welt“, Street Art, Multikulti und die raue Berliner Schnauze. Die Hauptstadt hinterlässt so ein seltsam zwiegespaltenes Gefühl. Und das nicht nur bei den „Einheimischen“.

Fragt man die Deutschen, in welcher Großstadt sie am wenigsten gern leben wollen, landet Berlin ganz oben. Die wilden Jahre sind vorbei, die Hauptstadt hat an Charme eingebüßt. Hipster-Limonade und Cafés mit Flohmarktmöbeln gibt es anderswo auch.

111 Gründe um Berlin zu hassen

„Berlin ist nicht nur Scheiße. Es ist noch beschissener, als es war“, sagt Schriftsteller Kristjan Knall. Er hat 111 Gründe gefunden, Berlin zu hassen. „Jeder, der mindestens noch das Hirn einer Ratte hat, verlässt das sinkende Schiff - jetzt“, ist sein Rat. Seine Hasserklärung an Currywurst mit Darm, Absturzclubs und Prenzlberg- Muttis erscheint als Anti-Reiseführer am 1. März.

Doch zieht die Karawane wirklich weiter nach Leipzig, das schon länger als das „neue“ Berlin gehandelt wird? Der Umfrage der Meinungsforscher von YouGov zufolge nicht. „Hypezig“ landet in der Rangliste der unbeliebten Wohnorte überraschend auf Platz zwei. Im Vergleich zur letzten Umfrage vor drei Jahren stürzen auch die Pediga-„Heimatstadt“ Dresden und Köln deutlich ab.

Weitere Informationen lesen Sie auf Seite 2.

Wo zieht es die Leute stattdessen hin? Die Antwort enttäuscht fast ein wenig: Wenn sie unter den Großstädten mit mehr als einer halben Million Einwohnern wählen dürften, würden die Bundesbürger am liebsten nach Hamburg oder München ziehen. Nicht gerade überraschende Boomstädte.

Auf Platz drei allerdings: wieder Berlin. Wie das? Die Hauptstadt wird gehasst und geliebt zugleich. Berlin spaltet.

Umfrage passt mit Bevölkerungsprognosen nicht zusammen

Mehr als 40.000 Menschen ziehen jedes Jahr hierher - mehr als so manche Kleinstadt Einwohner hat. Irgendwas muss sie also haben, die Hauptstadt. „Romantisch wie Bullerbü, mondän wie die Côte d'Azur und weltstädtisch wie London“, schwärmen die Autoren im neuen „Geo special“. Sie feiern bunte Bars am Landwehrkanal, die Seen am Stadtrand und den „Sound der Straße“. Auch Knall muss zugeben: „Berlin ist sicher lustig, einmal im Jahr oder so“.

Als Wohnort aber, kann man fast sagen, spielt Berlin für die meisten kaum eine Rolle. Nicht einmal jeder achte nennt die Hauptstadt überhaupt, wenn es um attraktive oder unattraktive Wohnorte geht.

Sieger in der Großstadt-Umfrage sind gar nicht die Großstädte. Mehr als jeder vierte Befragte möchte in keiner von ihnen wohnen. Mit aktuellen Bevölkerungsprognosen passt das allerdings nicht zusammen. Demnach wachsen die Städte, die Dörfer schrumpfen. (dpa)

Hell leuchtet Berlin-Mitte und der Fernsehturm am Alexanderplatz.
Hell leuchtet Berlin-Mitte und der Fernsehturm am Alexanderplatz.
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