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Wirtschaft investiert Wirtschaft investiert: Handelsriese will in Jessen Wasser zapfen

Von Frank Grommisch und Andreas Richter 19.01.2016, 17:49
Noch sagt niemand, wann hier in Jessen wieder Mineralwasser abgefüllt wird. Bestätigt ist, dass Edeka den Standort Troy Aqua gekauft hat.
Noch sagt niemand, wann hier in Jessen wieder Mineralwasser abgefüllt wird. Bestätigt ist, dass Edeka den Standort Troy Aqua gekauft hat. a. richter Lizenz

Jessen - Das Gelände des frühere Mineralwasserherstellers Troy Aqua in Jessen ist verkauft. Die Edeka AG und Co. KG bestätigte gestern gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung: „Es ist richtig, dass wir den Standort des ehemaligen Getränkeherstellers Troy Aqua in Jessen erworben haben.“

Keine Details zu erfahren

Mehr ist zum jetzigen Zeitpunkt allerdings nicht zu erfahren. Denn dazu heißt es aus der Zentrale in Hamburg: „Aus Wettbewerbsgründen nennen wir keine weiteren Details.“ Auch von allen anderen an diesem Vorgang Beteiligten sind außer dem Fakt, dass das Objekt an das Handelsunternehmen veräußert wurde, keine Angaben zu bekommen. Grund scheint eine Vereinbarung zu sein, dass man sich dazu derzeit nicht weiter in der Öffentlichkeit äußern will. Bei allen Anfragen der MZ wurde darauf verwiesen.

Edeka ist der größte deutsche Einzelhandelsverbund und zählt auch in Sachsen-Anhalt zu den großen Arbeitgebern. Eigentümer der Edeka-Gruppe sind Genossenschaften, in denen sich selbstständige Einzelhändler zusammengeschlossen haben. Regionalgesellschaften sind für das Großhandelsgeschäft verantwortlich und beliefern die Händler wie Filialbetriebe, die über die Regionalgesellschaften oder die Edeka-Zentrale zur Gruppe gehören oder mit ihr kooperieren. Zuletzt machte Edeka Schlagzeilen durch die Genehmigung der Übernahme der Supermarktkette „Kaiser’s Tengelmann“.

Dass die Meldung an sich an die Öffentlichkeit gelangte, löste bei einigen Beteiligten große Verwunderung aus. Thomas Barthel, der Jessener betreut mit seiner Bau-Plan-Investment GmbH das Vorhaben, gibt aktuell keine Stellungnahme ab. Er war überrascht, dass die Information zum jetzigen Zeitpunkt publik wurde. Denn auch Barthel beruft sich auf eine Klausel, „dass über das Vorhaben bislang keiner etwas sagen sollte, also nicht einmal die Information, dass Troy Aqua an Edeka verkauft worden ist, publik werden darf.“

Landkreis-Pressesprecher Ronald Gauert zeigte sich gestern Vormittag allerdings verwundert über eine angebliche Vertragsvereinbarung zwischen allen Beteiligten, derzeit überhaupt noch nichts zum Edeka-Vorhaben in Jessen in der Öffentlichkeit zu sagen. „Solch ein Passus ist mir unbekannt. Bekannt ist, dass es derzeit keine Angaben zu Details geben soll. Daran haben wir uns gehalten. Daher bin ich erstaunt über die im Rundfunk geäußerten 70 Millionen Euro, die investiert werden sollen. Darüber und zu anderen Details gab es keine Auskunft durch uns. Keine Ahnung, woher die Zahl stammt.“

Landrat Jürgen Dannenberg (Linke) habe lediglich beim Neujahrsempfang am vergangenen Freitag erwähnt, „dass schon bald Edeka im Jessener Gewerbegebiet wieder Mineralwasser fördert“. Mehr sei dazu bislang nicht aus dem Landratsamt mitgeteilt worden, so Gauert. „Weder zum Neujahrsempfang noch später.“ Er freue sich über das Projekt, sagte Jessens Bürgermeister Michael Jahn (SPD). Er erhofft sich davon weitere positive Effekte für die Stadt, die als Wirtschaftsstandort gestärkt werde. Das bedeute aber auch, in Zusammenarbeit mit der zuständigen Landesstraßenbaubehörde die Verkehrsinfrastruktur im Auge zu behalten, vor allem die Anbindungen der Firmen in diesem Bereich an die Bundesstraße 187.

Start 2003

Die Geschichte der Troy Aqua GmbH begann verheißungsvoll. Das Unternehmen, hinter dem eine luxemburgische Investorengruppe stand, startete im Januar 2003 mit der Produktion. Zu Beginn waren über 60 Frauen und Männer beschäftigt, rasch erhöhten sich Mitarbeiterzahl und Produktion. Am Ende waren circa 160 Leute in Lohn und Brot (129 allein am Standort Jessen). Der jährliche Umsatz wurde mit etwa 30 Millionen Euro angegeben. Allerdings wurde die maximale Kapazität von 600 Millionen Abfüllungen pro Jahr nie erreicht. 2008 meldetet die GmbH Insolvenz an. Es standen Verbindlichkeiten in Millionenhöhe aus. Alle Versuche einer Neuansiedlung scheiterten bislang. (mz)