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IHK Neujahrsempfang in Leuna IHK Neujahrsempfang in Leuna: Flüchtlinge als Chance gegen die Landflucht

Von Steffen Höhne 19.01.2016, 21:12
Leuna Neujahrsempfang der IHK: Dr. Hajo Schumacher (freier Jurnalist, Autor und Moderator), Carola Schaar (Präsidentin IHK-Halle), Reiner Hasselof, Thomas Brockmeier, Christof Günther (Chef Infra Leuna), Dieter Steinecke (von links nach rechts)
Leuna Neujahrsempfang der IHK: Dr. Hajo Schumacher (freier Jurnalist, Autor und Moderator), Carola Schaar (Präsidentin IHK-Halle), Reiner Hasselof, Thomas Brockmeier, Christof Günther (Chef Infra Leuna), Dieter Steinecke (von links nach rechts) Peter Wölk Lizenz

Leuna - In vielen Dörfern und Städten in Sachsen-Anhalts sieht man sie beim ersten Durchfahren: leere Häuser. Vor allem durch Wegzug drohen ganze Straßenzüge zu verwaisen. Um der Landflucht zu begegnen, macht die Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK), Carola Schaar den Vorschlag, Flüchtlingen und anderen Zuwanderern diese Häuser zu geben. „Hier in Sachsen-Anhalt gibt es noch genügend Platz, um sich anzusiedeln“, sagte sie am Rande des Neujahrsempfang der Kammer im Kulturhaus Leuna. „Wir sollten den Menschen kostengünstig Land geben, wo sie bauen können.“

Nach Ansicht von Schaar ist die Wirtschaft im südlichen Sachsen-Anhalt auf Zuwanderung angewiesen, um auch künftig alle Stellen besetzen zu können. „Die Firmen sind auch bereit, Flüchtlinge zu schulen und einzuarbeiten“, so die IHK-Chefin. Um diese anzustellen, seien jedoch deutsche Sprachkenntnisse, ein geklärter Rechtsstatus und gewisse Qualifikationen nötig. Dies könne durch staatliche Stellen geleistet werden. Es gebe dazu bereits gute Ansätze etwa durch Assistenten für Flüchtlinge, die diese beraten. Nach Ansicht von Schaar dürfte ein großer Teil der anerkannten Flüchtlinge aus Sachsen-Anhalt in andere Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen oder Berlin ziehen, da dort bereits Familien-Angehörige oder andere Migranten aus ihrem Land leben. „Wir sollten versuchen, diejenigen, die sich etwas aufbauen wollen, hier zu integrieren.“ Die Landesregierung könnte dies unterstützen, indem kostengünstig Immobilien angeboten werden. „Wer hier ein Haus besitzt, will und muss sich in die Gemeinschaft einleben.“

Hajo Schumacher: Große Angst, Fehler zu machen

In ihrer Rede wandte sich die Präsidentin zudem gegen die staatliche Bevormundung der Unternehmer. Grundsätze der sozialen Marktwirtschaft würden ausgehebelt. Schaar nennt den gesetzlichen Mindestlohn sowie die angekündigte Regulierung von Zeitarbeit. Angesichts der zum Teil „lebensfremden“ Aufzeichnungspflichten beim Mindestlohn sagte sie: „Es entsteht der Eindruck, dass die Unternehmerschaft unter Generalverdacht stünde.“

Der Autor und Journalist Hajo Schumacher, der die Festrede beim Neujahrsempfang hielt, beklagte, dass es in Deutschland eine zu große Angst gebe, Fehler zu machen. Der Aufstieg von Apple, Google & Co. in den USA sei nur möglich gewesen, da Investoren bereit waren, finanzielle Risiken einzugehen - und Fehler zu machen. „Fehler sind fester Bestandteil einer modernen sich stetig entwickelten Gesellschaft“, so Schumacher. „Keine Fehler, kein Fortschritt“. Auf Schaars Vorschlag gemünzt könnte das heißen: Erst wenn man Flüchtlingen Häuser gibt, die sie sich ausbauen können, wird man sehen, ob sie sich besser integrieren. (mz)