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Ganztagsschule Zoberberg Ganztagsschule Zoberberg: Lehrermangel als Herausforderung

Von Sylke Kaufhold 15.01.2016, 09:14
Ein wichtiger Partner für Schulleiter Andreas Weyprachtitzky ist der Elternrat. Beatrix Reimert, Susanne Scheithauer und Rita Mansfeld (v.l.) waren auch beim Tag der offenen Tür am Mittwoch vor Ort.
Ein wichtiger Partner für Schulleiter Andreas Weyprachtitzky ist der Elternrat. Beatrix Reimert, Susanne Scheithauer und Rita Mansfeld (v.l.) waren auch beim Tag der offenen Tür am Mittwoch vor Ort. L. Sebastian Lizenz

Dessau - Kaum sind die Weihnachtsferien vorbei, zählen die Schüler bis zum Beginn der nächsten Ferien schon wieder die Tage: In zwei Wochen gibt es Winterferien. Das erste Halbjahr des Schuljahres ist damit geschafft.

Nicht nur die Schüler werden da Bilanz ziehen. Auch die Lehrer schauen, wie die erste Halbzeit des Schuljahres gelaufen ist. So auch an der Ganztagsschule Zoberberg. Darüber sprach MZ-Redakteurin Sylke Kaufhold mit dem Schulleiter Andreas Weyprachtitzky.

Wie zufrieden sind Sie mit dem ersten Halbjahr?

Weyprachtitzky: Der Unterricht ist gelaufen, aber nicht optimal. Wir haben den Ausfall von zwei langzeiterkrankten Kolleginnen zu kompensieren. Das so hinzukriegen, dass möglichst wenig Unterricht ausfällt und der Lehrplan dennoch erfüllt wird, war schwierig. Wir haben dafür das Potenzial genutzt, das wir als Ganztagsschule haben. Das hat uns gerettet.

Wieviel Lehrer für wie viele Schüler stehen ihnen denn aktuell zur Verfügung?

Weyprachtitzky: Im Stellenplan stehen 32 Stammlehrer für 360 Schüler im Ganztagsbetrieb. Wie gesagt, zwei davon sind seit Monaten nicht da. Zum Vergleich: Im vorigen Schuljahr hatten wir 340 Schüler in 17 Klassen und 32 Lehrer. In diesem Jahr haben wir eine Klasse mehr.

Gibt es keine festgelegten Mindestschülerzahlen pro Klasse mehr?

Weyprachtitzky: Das Land hat die Basis für die Klassenbildung verändert. Maßgebend für den Personalschlüssel ist jetzt eine Schülerzahl bezogene Stundenzuweisung. Damit wurde die Klassenbildung in das Ermessen der Schule gelegt. Die können große oder kleine Klassen bilden und damit mehr oder weniger Stunden für die Unterrichtsabsicherung einsetzen. Wir haben uns für die Bildung von kleinen Klassen entschieden, im Interesse der Schüler. Damit haben wir allerdings auch weniger Freiraum für andere Sachen, wie Projekte, Nachhilfe, Kursangebote. Das heißt also, wir bräuchten eigentlich mehr Lehrer und pädagogische Mitarbeiter, um alle schulischen und außerschulischen Aufgaben zur vollen Zufriedenheit erfüllen zu können.

Das Schuljahr 2015/16 ist 20 Tage kürzer als das vorige. Abstriche an den außerschulischen Angeboten und Projekten will die Zoberbergschule aber nicht machen. Deshalb wird der Terminkalender im zweiten Schul-Halbjahr eng gefüllt sein. Für die 6. Klassen wird das traditionelle Mittelalterprojekt nebst -fest im Mittelpunkt stehen.

Ein Schwerpunkt - trotz Streichung der Stunden für die Wahlpflichtkurse - wird an der Ganztagsschule die Berufsorientierung bleiben. Entsprechend stehen viele Veranstaltungen, auch mit den Kooperationspartnern wie dem DB Ausbesserungswerk, auf dem Plan.

Sie Demokratieerziehung wird ebenfalls weiterhin eine große Rolle spielen. Die Dessauer Zoberbergschule trägt den Titel „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“, den sie bereits mehrfach verteidigt hat.

Eine Ganztagsschule muss doch aber außerschulische Angebote unterbreiten?

Weyprachtitzky: Stimmt. Das versuchen wir zunehmend mit außerschulischen Kräften hinzubekommen. Dabei unterstützen uns auch immer mehr Eltern, die Kurse übernehmen. So beispielsweise kreatives Gestalten Floristik, Ballsport und ab Februar einen Kurs Ton und Licht. Das Land hat die finanziellen Mittel dafür in diesem Schuljahr aufgestockt. Die Organisation, Verwaltung, Abrechnung liegt aber in Verantwortung der Schulen. Hier wächst also der Verwaltungsaufwand.

Welche Probleme die Schule bei der Inklusion von Schülenr mit Förderbedarf hat, lesen Sie auf Seite 2.

Ein Schulleiter ist also zunehmend auch ein Manager?

Weyprachtitzky: Ja, Schule ist heute viel mehr als Unterrichten. Die Situation erfordert in jeder Art und Weise unsere Kreativität und stellt uns immer wieder vor große Herausforderungen. Das betrifft die Teamsituation ebenso wie die oft nicht einfache Lebenssituation unserer Schüler.

Wie machen Sie das?

Weyprachtitzky: Glücklicherweise haben wir seit fünf Jahren einen Schulsozialarbeiter, der sich der oft vielfältigen Probleme der Schüler annimmt. Unterstützung vor allem bei massiven schulischen und Lernproblemen gibt außerdem eine Beratungslehrerin. Ich gebe aber zu, wir könnten gut einen zweiten Schulsozialarbeiter gebrauchen. Um die Unterrichtsqualität unter den gegebenen Bedingungen zu optimieren, haben wir vor einem Jahr unsere Teamstrukturen verändert.

Die klassische Dienstberatung gibt es bei uns nicht mehr. Stattdessen haben wir Jahrgangsteams gebildet, wo jeweils Klassenleiter und Kernfachlehrer der Klassen 5/6, 7/8 und 9/10 zusammenarbeiten und sich um schulische und organisatorische Belange kümmern. Damit können die Kollegen ihre Kompetenzen konkreter einfließen lassen und schnell aktiv werden. Die Umstellung war anfangs schwierig, hat sich aber inzwischen aus meiner Perspektive bewährt.

Stichwort Inklusion. Sie ist 2012 von der Landesregierung als Aufgabe für die Schulen gestellt worden. Umzusetzen unter anderem im gemeinsamen Unterricht aller Schüler. Wie sieht es an Ihrer Schule aus?

Weyprachtitzky: Wir haben derzeit 23 Schüler mit Förderbedarf im gemeinsamen Unterricht. Aber nur 15 Stunden können durch eine Förderschulkraft abgedeckt werden. Den Rest müssen unsere Kollegen schaffen, ohne die erforderliche Förderschul-Qualifizierung und zusätzlich zum Unterricht für die nicht auffälligen Schüler. Die Bedingungen sind also nach wie vor nicht stimmig. (mz)