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Wehen Wiesbaden vs. Borussia Mönchengladbach II Wehen Wiesbaden vs. Borussia Mönchengladbach II: Mauschelei im Pinienwald?

Von frank hellmann 12.01.2016, 08:10
Ein Schiedsrichterassistent beim Testspiel zwischen Hannover 96 und SV Wehen Wiesbaden in Belek.
Ein Schiedsrichterassistent beim Testspiel zwischen Hannover 96 und SV Wehen Wiesbaden in Belek. dpa Lizenz

belek - Die Schwierigkeiten waren offensichtlich. Eine Viertelstunde war es am Montag in Belek noch bis zum Anpfiff des Testspiels zwischen Wehen Wiesbaden und Hannover 96 (1:2), als die als vierte Schiedsrichterin vorgesehene Leman Bozacioglu den Namen des Gespanns auf ein Formblatt mit Fifa-Aufdruck eintragen sollte. Hektisch schwirrten zwei Mitarbeiter der Hamburger Agentur Match IQ um die junge Frau herum und forderten sie auf, lesbar zu schreiben. Sodann waren Referee Gökyen Toprak und seine Assistenten Nazif Alan und Süleyman Özer schwarz auf weiß verewigt. „Wir sind alle aus der Türkei“, sagte Bozacioglu noch, ohne dass aber die Ausweise der Schiedsrichter kontrolliert wurden.

Kontrollorgan schlägt Alarm

Was sich auf der Anlage des Cornelia Golf Club abspielte, ist Alltag bei den unzähligen Testspielen, die gerade an der türkischen Riviera ausgetragen werden. Und von denen immer wieder welche unter Manipulationsverdacht stehen. Jetzt ist das Freundschaftsspiel des Drittligisten Wehen Wiesbaden gegen die zweite Mannschaft von Borussia Mönchengladbach (3:1) ins Visier der Ermittler geraten. Vom Kontrollorgan Sportsradar, das im Auftrag von DFB und DFL die Spiele auf sportwettenbezogene Unregelmäßigkeiten überwacht, ging der Hinweis ein, dass in Asien im großen Stil auf eine bestimmte Anzahl von Toren gewettet wurde.

Fakt ist: Der türkische Schiedsrichter Ali Can Soudal verhängte zwei Elfmeter, die Kevin Schindler kurz vor und Nils-Ole Book nach der Pause für Wehen zum 1:1 und 2:1 verwandelten. Wehens Sportdirektor Christian Hock erneuerte sichtlich genervt die Unschuld seines Klubs: „Wir haben damit nichts zu tun. Wir hatten keinen Einfluss.“ Er habe am Samstag die besagten Szenen nicht genau gesehen, „die Sonne stand zu tief“. Sein Trainer Sven Demandt sprach allerdings offen von einem „Elfmeter-Geschenk“, der Gladbacher Arie van Lent von einem „Slapstick-Elfmeter“. Ein mitgereister Borussen-Fan meinte sogar: „Wir haben sofort gesagt: Entweder war der Schiedsrichter betrunken oder bestochen.“

Die Verantwortung für die verdächtige Partie trug der Reiseveranstalter Bluebird, der für den Drittligisten Wehen das Trainingslager organisiert hat. „Wir haben den Schiedsrichter aber bei der Agentur TSS Tour bestellt“, sagte Bluebird-Mitarbeiter Erkan Ak und schob den schwarzen Peter weiter. Die Spurensuche gestaltet sich schwierig. Generell gelte vor Ort, dass die Schiedsrichter „beim türkischen Verband bestellt werden“, so Ferit Turgut von Match IQ.

Großes Glück für Ruprecht

Insofern war Hannovers erster Test unter Thomas Schaaf ein Fortschritt: Das türkische Gespann leitete unauffällig. Ein Handspiel des Ex-Hallensers und jetzigen Weheners Steven Ruprecht vor dem 96-Siegtreffer auf der Torlinie übersah Referee Toprak deshalb, weil der Nachschuss ins Netz fand. SVW-Trainer Demandt fand die Geste generös: „In Deutschland hätte es dafür Rot und Elfmeter gegeben.“ (mz)

Steven Ruprecht
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