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Alte Regenwasserleitungen in Günthersdorf Alte Regenwasserleitungen in Günthersdorf: Anwohner sollen vorerst keine Beiträge zahlen

Von Melain van Alst 21.01.2016, 18:17
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Günthersdorf - Die Zahlung der Niederschlagswasserbeiträge wird wohl vorerst ausgesetzt. Zudem soll es eine Art Musterklage geben, sagte Leunas Bürgermeisterin Dietlind Hagenau (parteilos) auf Nachfrage. Diesen ersten Erfolg haben Anwohner in Günthersdorf und umliegenden Aueortschaften im Streit mit dem Abwasserbetrieb Luppe-Aue errungen. Es handele sich dabei um ein erstes Ergebnis des Arbeitsgespräches des Verwaltungsrates des Abwasserbetriebes, das bereits am Dienstagabend stattgefunden hat. Zu dem Thema hat der Betrieb auch eine Mitteilung angekündigt, die noch am Freitag erwartet wird.

Grund für den Streit sind die rund 2.000 Bescheide, die noch vor Weihnachten vergangenen Jahres an die Kunden des Abwasserbetriebes geschickt wurden. Darin wurden Grundstückseigentümer aufgefordert, für die Herstellung von teils Jahrzehnte alten Regenwasserleitungen einen Beitrag zu entrichten. Eine Erhebung nach dem Jahreswechsel wäre nicht mehr möglich gewesen, da mit einer Neuregelung des Gesetzgebers ab diesem Jahr Nacherhebungen nur noch rückwirkend für zehn Jahre möglich sind.

Informationen durchgesickert

Unterdessen kündigte Hagenau an, dass sie den Hinweisen der Bürger, die ihr in den vergangenen Wochen geschrieben haben, nachgehen werde. „Wir werden die Zeit nutzen, um einiges zu überprüfen“, sagte sie. Gemeint seien damit die Untere Wasserbehörde, die Kommunalaufsicht und auch die Stadtverwaltung. Denkbar wäre, sich das Niederschlagswasserkonzept noch einmal anzusehen.

Auch zu einigen Anwohnern der betroffenen Ortschaften waren diese Informationen schon durchgesickert. Die fühlen sich in ihrem Protest der vergangenen Wochen bestätigt und wollen hartnäckig bleiben. „Das wäre nie so gekommen, wenn wir Bürger nicht zusammengekommen wären“, sagte Bernd Glaschke am Mittwochabend bei einer erneuten Bürgerversammlung im Feuerwehrgerätehaus in Günthersdorf.

„Wir wollen auch für die Zukunft gewappnet sein“, sagte er. Deshalb wolle er gemeinsam mit vier weiteren Mitstreitern eine Interessengemeinschaft gründen und warb im gutgefüllten Raum um Mitglieder. Gerechnet hatten sie offenbar nicht mit so viel Zustimmung. Die Listen, in die sich interessierte Bürger eintragen konnten, waren kurzerhand voll. Offenbar wollen sich die Bürger weiter stark machen. Ziel ist nun in den kommenden Wochen die Interessengemeinschaft an den Start zu bringen.

Interessengemeinschaft

Erste Anhaltspunkte hatten sich Glaschke und seine Mitstreiter offenbar in Mansfeld-Südharz geholt. So haben sich in Hettstedt ein Verein und in Eisleben eine Interessengemeinschaft gegründet, die gegen die Nacherhebung für Anschlussbeiträgen für Altanschlüsse angehen. Der Verein in Hettstedt hat sogar schon über 450 Mitglieder, und Eisleber Interessengemeinschaft bringt es immerhin auf über 150 Mitglieder. Über jeweils einen jährlichen Beitrag von 50 Euro wollen sie dort mögliche Klagen finanzieren. Ähnlich soll es auch hier sein. Denkbar wäre ein Jahresbeitrag, sagte Glaschke. Somit würden sich Kosten für Rechtsberatungen oder etwaige Klagen auf alle Mitglieder gleichermaßen verteilen.

Jene, die nicht Teil einer solchen Interessengemeinschaft wären, könnten dann allerdings auch nicht von Erkenntnissen profitieren. In den vergangenen Wochen hatten sich in den Ortschaften verschiedene Gruppen gebildet, dies soll nun ein Versuch sein, sich zu organisieren. (mz)