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Vorwürfe Vorwürfe: Hat die Stadt Weißenfels ein Tierheim verhindert?

Von Jan Iven 07.01.2016, 18:32
Das alte Tierheim in Weißenfels wurde zum Jahresende geschlossen.
Das alte Tierheim in Weißenfels wurde zum Jahresende geschlossen. Peter Lisker Lizenz

Weissenfels - Nach der Schließung des Katzenheims erheben nun die Mitglieder eines anderen Tierschutzvereins in Weißenfels schwere Vorwürfe gegen die Stadt. „Wir haben den Eindruck, dass die Verwaltung unser Konzept für unser eigenes Tierheim bewusst teuer gerechnet hat, um das Projekt zu verhindern“, sagte Rolf Schumann vom Tierschutzverein Weißenfels und Umgebung, der die Reptilienauffangstation betreibt und bisher kein eigenes Tierheim hat.

So hatte der Verein in den vergangenen Monaten nach eigenen Angaben ein relativ günstiges Konzept für den Neubau eines Tierheims mit Holzhäusern erarbeitet, das alle Tierarten beherbergen sollte (die MZ berichtete). Nach den Berechnungen von Schumann hätte diese Variante 100 000 Euro gekostet. „Wir hatten den Stadträten das Konzept vorgestellt und waren zunächst auf Zustimmung gestoßen“, sagte Schumann.

Absichtliche Verteuerung?

Doch die Verwaltung hätte die Vorstellungen des Vereins nach Aussagen von Schumann gar nicht richtig aufgenommen. „Das Ordnungsamt hat stattdessen in einem Gegenentwurf mit festen Gebäuden aus Stein gerechnet und war so auf Gesamtkosten von 300 000 Euro gekommen. Das war den Stadträten aber zu teuer und damit war unser ganzer Vorschlag vom Tisch“, sagte Schumann. „Wir glauben, dass unser Tierheim durch die Verteuerung absichtlich verhindert werden sollte. Anders können wir uns das nicht erklären.“

Die Stadt wies die Vorwürfe zurück. „Die im Konzept vorgestellten Investitionskosten sind aus Sicht der Verwaltung nicht realistisch“, teilte Stadtsprecherin Katharina Vokoun mit. So seien die Kosten für die Einrichtung der Außenanlagen, die Grundstückserschließung und die Preisentwicklung nicht berücksichtigt worden.

Zudem sei eine Einrichtung, die nur aus Holzhütte besteht, nicht genehmigungsfähig. Notwendig seien ein festes Hauptgebäude mit Quarantänestation und Aufenthaltsräumen, auch um Energiesparanforderungen zu erfüllen.

Nach den Berechnungen der Stadtverwaltung würden sich die tatsächlichen Investitionskosten auf insgesamt 300 000 Euro belaufen. Diese Zahl sei auch mit Rolf Schumann abgestimmt worden. „Dass dies nicht unrealistisch ist, zeigt ein Blick nach Zeitz, wo für den Neubau des Tierheims 1,4 Millionen Euro kalkuliert werden“, so Stadtsprecherin Vokoun. Für den teueren Entwurf hatte es bei der Sitzung des Hauptausschusses im Oktober jedoch keine Mehrheit gegeben, so dass er verworfen wurde.

Zudem würden sich die laufenden Kosten für ein Tierheim nach Berechnungen der Verwaltung auf 75 000 Euro belaufen, wovon die Stadt 65 000 Euro tragen müsste. Für die Weitergabe von Fundtieren an die Tierauffangstation in Blösien, mit der die Stadt einen Vertrag hat, würde hingegen nur bis zu 35 000 Euro fällig, so Vokoun.

Tierschutzverein hält Konzept für realistisch

Der Tierschutzverein Weißenfels und Umgebung hält sein Konzept trotzdem für realistisch. Weitere Bemühungen werde es vorerst allerdings nicht geben. „Wir haben keine Lust mehr, immer wieder gegen Wände zu laufen. Damit doch noch etwas passiert, müsste nun die Stadt auf uns zukommen“, sagte Rolf Schumann. Große Hoffnungen habe er aber nicht mehr.

Skeptisch äußerte sich Schumann über die Schließung des Katzenheims an der Zeitzer Straße zum Jahreswechsel. „Das wurde schon so oft geschlossen. Und nun gibt es wieder eine Verlängerung um zwei Monate, um die restlichen Katzen zu vermitteln. Wer weiß schon, ob Ende Februar wirklich Schluss ist“, sagte Schumann.

Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos) hatte allerdings versichert, dass das Kapitel Zeitzer Straße im März endgültig zu Ende geht. „Es wird keine weitere Verlängerungen geben“, hatte er jüngst im Gespräch mit der MZ bekräftigt.

Das Katzenheim an der Zeitzer Straße wurde offiziell zum Jahreswechsel wegen zahlreicher Mängel geschlossen. Seitdem versucht ein neugegründete Katzen- und Kleintierschutzvereins, die etwa 30 übrigen Katzen zu vermitteln. Außerdem werden Partner für den Neubau eines Tierheims gesucht. (mz)