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Windräder bei Teuchern Windräder bei Teuchern: Die 200-Meter-Riesen kommen

Von Jan Iven 20.01.2016, 08:59
In mehreren Orteilen von Teuchern stehen wie in Prittitz bereits zahlreiche Windräder.
In mehreren Orteilen von Teuchern stehen wie in Prittitz bereits zahlreiche Windräder. Peter Lisker Lizenz

Teuchern - Das Projekt ist in der Region heftig umstritten. Innerhalb der nächsten zehn Jahre sollen die 74 Windräder bei Teuchern durch größere und leistungsfähigere Anlagen ersetzt werden. Statt bisher 120 Meter werden die Riesen dann stolze 200 Meter über das Land ragen. Diese Woche stellten Vertreter des Planungs- und Betreiberbüros Alternatives Energiezentrum Tröglitz ihre Pläne während der Sitzung des Teucherner Stadtrates erstmals vor.

„Wir wollen in etwa fünf Jahren damit anfangen, die Windräder zu ersetzen“, sagte Claudia Schilling, Geschäftsführerin des Alternativen Energiezentrums. Ziel sei es, mehr Energie zu produzieren. So werden die größeren Windräder eine Leistung von drei bis vier Megawatt haben, statt bisher 1,5 Megawatt. Zudem will das Planungsbüro des Bau von Photovoltaikanlagen zur Gewinnung von Sonnenenergie in der Region vorantreiben.

Das Unternehmen habe zudem entschieden, als direkter Ansprechpartner vor Ort in Teuchern präsent zu sein. „Wir werden unseren Firmensitz von Tröglitz nach Teuchern verlegen“, sagte Geschäftsführerin Claudia Schilling. „Wir sehen uns bereits nach einer Immobilien in der Stadt um.“ Zusätzliche Arbeitsplätze zu den bestehenden zehn Mitarbeitern des Energiezentrums würden zwar nicht entstehen. Dafür würden 30 Prozent der anfallenden Gewerbesteuer in Zukunft Teuchern zugute kommen. Des Weiteren möchte das Unternehmen Vereine in der Stadt finanziell unterstützen.

Reaktionen der Stadträte

Die Reaktionen der Stadträte auf die Vorstellung der Pläne fielen sehr unterschiedlich aus und waren zum Teil extrem kritisch. „Ich wohne selbst da draußen und finde die Windräder einfach nur schlimm“, sagte Stadträtin Antje Treber (SPD). Die Region zahle einen hohen Preis für die Windenergie. Zumal die eigene Kohleenergie immer weiter beschnitten werde.

Kritisiert wurde von mehreren Stadträten, dass sie selbst gar nicht über das Projekt entscheiden könnten. Tatsächlich ist die Aufrüstung der Windräder, das sogenannte Repowering, in dem vom Land eingerichteten Windvorranggebiet ohne Zustimmung der Kommune möglich. Dafür stellt das Energiezentrum einen Bebauungsplan auf.

Geschäftsführerin Schilling stellte sich den zum Teil sehr kritischen Nachfragen der Stadträte. „Wenn wir die Erneuerung nicht übernehmen, macht es ein anderes Unternehmen“, erklärte sie den Stadträten. Und viele Konkurrenten würden in anderen Bundesländern sitzen und sich nie vor Ort zeigen. „Wir hingegen werden in Teuchern für die Bürger ansprechbar sein“, betone Claudia Schilling.

„Nicht besonders schön“

Einige Stadträte zeigten hingegen Verständnis für das Vorhaben. „Natürlich sind die Anlagen nicht besonders schön“, sagte Dirk Angermann, Vorsitzender der Freien Wähler und Ortsbürgermeister von Teuchern, auf Nachfrage der MZ. „Man kann aber nachvollziehen, dass die Grundstückseigentümer Geld verdienen müssen.“

Auch Bürgermeister Frank Puschendorf (parteilos) hatte keine grundsätzlichen Bedenken gegen die Erneuerung der Windkraftanlagen. „Ich bin nicht dagegen, weil in der Gegend sowieso schon Windräder stehen“, sagte das Stadtoberhaupt. Außerdem sei es positiv, dass sich das Unternehmen in Teuchern niederlassen, Steuern zahlen und sich auch sozial engagieren möchte. „Wir müssen uns aber auch weiterhin ganz klar zur Kohle bekennen, weil viele unserer Leute in der Branche arbeiten“, sagte der Bürgermeister auf Nachfrage.

Für die Erneuerung der Windräder bei Teuchern gründet das Alternative Energiezentrum Tröglitz mit dem Energie-Konzern Enercon aus Ostfriesland eine neue Gesellschaft. Das Unternehmen betreibt insgesamt 104 Windkraftanalgen, davon 74 in der Region Teuchern. Im Jahr werden dort rund 370 Millionen Kilowattstunden erzeugt, was für die Versorgung von rund 84 000 Vier-Personen-Haushalte reicht. Das Energiezentrum zahlt für die Windräder im Jahr rund 1,2 Millionen Euro Pacht an die privaten Grundstückseigentümer. (mz)