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eSports in Leipzig eSports in Leipzig: Arena der Dreamhack-Zocker

Von Steffen Höhne 22.01.2016, 19:08
Zocken auf der Dreamhack: Spieler sitzen an ihren Rechnern.
Zocken auf der Dreamhack: Spieler sitzen an ihren Rechnern. Andreas Stedtler Lizenz

Leipzig - Die enge Gasse sieht beschaulich aus. Im oberen Stockwerk eines Hauses brennt Licht, in einer Seitenstraße parkt ein Auto. Doch dann ruft jemand: „Lauf“. Von der Seite ist eine Explosion zu hören. Ein Blick - das Fahrzeug brennt. Es ertönt das Knattern von Maschinen-Pistolen, eine Schrotflinte oder eine andere Art von Gewehr wird durchgeladen. Willi Eßer und seine vier Mitspieler blicken gebannt auf ihre Monitore. Ihre Waffen: Tastatur und Maus. Sie haben sich zur Mannschaft „Teamkill“ zusammengeschlossen und spielen „Counter-Strike“ - es ist eines der populärsten Online-Actionspiele der Welt.

Eßer ist am Freitag einer der ersten Amateurspieler, der auf das neue Leipziger Spiele-Event „Dreamhack“ gekommen ist. Bis Sonntag findet auf der Neuen Messe Deutschlands größte Lan-Party statt. Mehr als 1 000 Gamer kommen zusammen und treten gegeneinander an. 56 Stunden dauert das sogenannte E-Sports-Festival. Dabei wird auch um Preisgelder im sechsstelligen Bereich gespielt.

Wie die meisten Spieler hat „Teamkill“ seine eigenen Computer mitgebracht. Auf dem Boden stehen Isomatten und Schlafsäcke, auf dem Tisch sind Schokoriegel und Energy-Drinks verteilt.

Die DreamHack Leipzig ist die offizielle deutsche Plattform der schwedischen DreamHack, dem weltgrößten eSports-Festival. Sie vereint Deutschlands größte LAN-Party mit mehr als 1.000 Plätzen, hochkarätige eSports-Turniere und den Ausstellungsbereich DreamExpo mit DreamStore. Abgerundet wird der Festivalcharakter durch ein umfangreiches Eventprogramm an allen drei Veranstaltungstagen.

Der Ausstellungsbereich der DreamHack Leipzig ist am 22. und 23. Januar 2016 von 10 bis 20 Uhr sowie am 24. Januar von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Der Turnierbereich ist am 22. und 23. Januar von 10 bis 22 Uhr sowie am 24. Januar von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Die DreamHack Leipzig LAN-Party dauert von Freitag 8 Uhr bis Sonntag 16 Uhr. Zutritt zur DreamHack Leipzig ab 16 Jahren, LAN-Bereich ab 18 Jahren.

Über die Autobahn 14: Abfahrt Leipzig Messegelände; aus der Leipziger Innenstadt führt die Bundesstraße B2 in zehn Minuten zum Messegelände. Noch unkomplizierter verläuft die Anreise mit dem dynamischen Parkleitsystem der Leipziger Messe und den aktuellen Verkehrsmeldungen aus der Region.

S-Bahn: Die Linien S1, S2 und S5 fahren zur Haltestelle „Leipziger Messe“ (S-Bahnhof Messe), ab Leipzig Hauptbahnhof in sechs Minuten, ab Marktplatz in acht Minuten. Vom Flughafen Leipzig-Halle verkehrt die S5 und erreicht den S-Bahnhof Messe innerhalb von acht Minuten. Ab hier führt ein kurzer Fußweg zum Eingang Ost, dem Portal zur DreamHack Leipzig. Die Straßenbahn-Linie 16 fährt zur Haltestelle „Messegelände“, ab Hauptbahnhof in 18 Minuten, ab Augustusplatz in 23 Minuten. Fahrpläne: Deutsche Bahn, Mitteldeutscher Verkehrsverbund, Leipziger Verkehrsbetriebe

Ab dem Flughafen Halle/Leipzig fährt die S-Bahn-Linie S5 in acht Minuten zum S-Bahnhof Messe. Natürlich gibt es am Flughafen auch Mietwagenanbieter und Taxi-Standplätze. Die Autobahn führt von hier aus in acht Minuten zur Messe.

Auf dem Messegelände wird eine Menge Service angeboten, damit der Aufenthalt auf der DreamHack in jedem Fall eine runde Sache wird. Hilfreiche Einrichtungen vom Geldautomaten über das Fundbüro bis hin zum Gebetsraum gibt es hier. Alle Hallen sind ebenerdig, die Zugänge mühelos erreichbar. Barrierefreie Besucherparkplätze stehen genauso zur Verfügung wie Rollstühle. Sie können im Eingangsbereich ausgeliehen werden. Anfahrtspläne und die GPS-Koordinaten für die Parkplätze gibt es hier.

Die Tageskarte kostet online 15 Euro, an der Kasse 17,50 Euro, Dauerkarten kosten online 40 Euro, an der Kasse 48 Euro. Die Besuchertickets berechtigen zum Zutritt zum DreamHack eSports-Festival sowie zur DreamExpo und den Tournaments. Der Zutritt zur LAN-Area ist nur über einen Spectator Way für Besucher über 18 Jahren möglich. LAN-Tickets berechtigen zum Zutritt und Aufenthalt in der LAN-Area sowie zur DreamExpo, den Tournaments und dem DreamHack eSports-Festival gemäß der entsprechenden Öffnungszeiten.(Quelle: dreamhack-leipzig.de)

Seit gut zweieinhalb Jahren spielen sie zusammen. Ein bis zwei Mal in der Woche treffen sie sich, um gegen andere Teams über Internet anzutreten. Auf den ersten Blick ist „Counter Strike“ ein gewöhnliches Ballerspiel. „Doch gut spielt nur, wer Taktik und Strategie beherrscht“, sagt Falk Wölfing. Im Kern ist das Spielziel relativ simpel: Die Spieler stehen sich in Teams aus je fünf Mann gegenüber. Eine Partei versucht, eine virtuelle Bombe an festgelegten Punkten zu platzieren. Die andere Gruppe muss dies verhindern. Blitzschnell sausen die Spieler über ihre Tasten oder klicken die Maus. Sehr gute Spieler kommen auf 150 Bewegungen pro Minute. Bei derart schneller Reaktionszeit, die oft nur auf Reflexen beruht, kommt es am Ende auf Spielintelligenz und Informationsaustausch an, um die Partie zu gewinnen.

Dies alles muss man zunächst wissen und verstehen, um zu begreifen, warum immer mehr junge Menschen begeistert von E-Sports sind. Weltweit gibt es nach Schätzungen rund 145 Millionen E-Sport-Enthusiasten, 13 Millionen davon nehmen regelmäßig an Ligaspielen und Turnieren teil, die sowohl im Amateur- als auch im Profibereich ausgetragen werden. 205 Millionen Zuschauer verfolgen das Geschehen. Die aus Schweden stammende Dreamhack ist eines der größten Events weltweit, die nun in Leipzig ihren deutschen Ableger besitzt.

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Direkt neben der Lan-Party der Amateure sind in Messehalle 5 vor großen Monitorwänden zwei Bühnen mit Spielkonsolen aufgebaut. Mit Techno-Musik und im Scheinwerferlicht kommen die Teams in die Arena. Neben Counter-Strike wird auch das StarCraft II gespielt. Vom Start an erläutert ein Kommentator den Spielverlauf, der auf die Monitore übertragen wird. Gebannt verfolgen mehrere hundert Zuschauer auf den Rängen das Geschehen. Wird ein Spieler in die Falle gelockt oder besonders trickreich außer Gefecht gesetzt, dann gibt es auch ein Oh oder Ah. Größere Jubelstürme sind offenbar nicht Sache der Generation E-Sports

Einer der professionellen Spieler ist Stefan Mott aus Zürich. Der 22-jährige Schweizer ist mit seinem Team angereist, um bei Star Craft II einen Titel zu holen. 50 000 Euro beträgt das Preisgeld allein bei diesem Spiel. Mott lebt seit etwa drei Jahren allein vom Computer-Spielen. Neben den Preisgeldern sind es vor allem Sponsoren, die mit ihren Geldern die Gamer finanzieren. Nach seinen Worten gibt es derzeit in Europa etwa 100 Spieler, die E-Sports zu ihrem Beruf gemacht haben. Sieben bis zehn Stunden trainiert er täglich, um auf höchstem Niveau zu spielen. Star Craft II ist ein Echtzeit-Strategiespiel. Für Mott ist es wie Schach, nur dass die Züge sekündlich erfolgen. Mit „Terranern“, „Zwergen“ und „Protossen“ werden Ressourcen erbeutet, um Gebäude und Armeen aufzubauen. Mott wechselt in dem Spiel fast sekündlich das Feld am Schirm. Die Geschwindigkeit ist atemberaubend. Kein Wunder, dass in der Szene E-Sportler über 30 Jahre rar werden. „Die Reaktionsgeschwindigkeit lässt dann einfach nach“, sagt Mott. Dabei ist die absolute Weltklasse in Leipzig gar nicht vertreten. Diese kommt aus Korea. Dort hat E-Sports schon eine Popularität wie Fußball erreicht. Einige Gamer sind so bekannt, wie in Deutschland Mario Götze oder Bastian Schweinsteiger. Koreanische Spieler sind in Leipzig nur eingeschränkt zugelassen, da sie sonst das gesamte Turnier dominieren würden. Mit der Maus in der Hand sollen einige schon zum Millionär geworden sein.

Dort will die Österreicherin Julia Kreuzer erst noch hin. Sie ist eine der wenigen Frauen in der Szene, die das Computerspielen zum Beruf gemacht haben. Auch sie spielt Counter-Strike und ist vor allem für ihr Streaming bekannt: Das heißt, sie überträgt das Spiel und filmt sich dabei. Tausende andere Gamer verfolgen dies von zu Hause am Computer. Sie schauen sich vor allem Tricks ab. Um noch besser zu werden, arbeitet Kreuzer jetzt sogar mit einem Trainer zusammen. Ihr Team heißt übrigens Masy - Make A Sandwich Yourself (Mach Dir selbst ein Sandwich). Das ist eine Anspielung auf Macho-Spieler, die Frauen lange nur als Zuträgerinnen sahen.

Auch das Bild vom Computer-Nerd mit Brille, der mit fettigen Haaren und Chips-Tüte allein vor dem Rechner hängt, ist längst nicht mehr zutreffend. Und die Verbindung zu dem Massaker von Erfurt im Jahr 2002, als ein Amokläufer, der auch Counter-Strike spielte, 16 Lehrer und Schüler erschoss, wird öffentlich nur noch selten gezogen.

Die Spieler in Leipzig, ob Profis oder Amateure, sagen übereinstimmend, dass es ihnen nicht ums virtuelle Töten, sondern um ein Kräftemessen geht. Doch gerade, weil das Schießen so spielerisch verläuft, könnten Hemmschwellen dennoch gesenkt werden.

Einstige Berührungsängste hat die Industrie großteils verloren. Der Energy-Drink-Hersteller Red Bull zählt zu den großen Sponsoren. Auch die Leipziger Messe will von dem Boom profitieren. Nachdem die Messe vor einigen Jahren die „Games Convention“ an Köln verloren hatte, soll nun das Computer-Spielen nach Leipzig zurückkehren. Projektleiter Christian Gute sagt: „Wir wollen eine Community für uns gewinnen.“ Die Rechnung der Messemacher ist wohl: Sind die Spieler erst einmal gewonnen, lässt sich drumherum auch ein Messegeschäft mit Ausstellern aufbauen.

E-Sports wird sich in den kommenden Jahren auf jeden Fall technisch weiterentwickeln. Einen Eindruck davon können Besucher bereits in einem kleinen Pavillon auf der Messe gewinnen. Mit der Virtual-Reality-Brille Oculus Rift verfolgen die Gamer das Spiel nicht mehr nur am Monitor, sondern sind mittendrin. Die Tastatur wird gegen eine Spiel-Waffe in der Hand getauscht. „Die Spieler müssen sich richtig im Raum bewegen, damit wird E-Sports erst richtig zum Sport“, sagt Sebastian Wolfermann, Manager der Firma Egogun. Die Gäste in Leipzig sind begeistert. „Unglaublich real“, sagt einer. Damit wird aber auch Soldat spielen unglaublich wirklichkeitsnah. Früher oder später müssen sich wohl die Spieleentwickler fragen, wie realistisch Blut fließen soll.

Der Leipziger Mannschaft „Teamkill“ geht es weniger um das Schießen und mehr um den Spaß. „Wir wollen als Team erfolgreich sein. Das heißt, vor anderen zu bestehen“, sagt Willi Eßner. Damit sei E-Sports mit anderen Sportarten vergleichbar. Eßer und seine Freunde sind überzeugt, dass die Zahl der Anhänger weiter steigt: „E-Sports hat das Potenzial, mal so groß wie Fußball zu werden.“ (mz)

Ein Spieler probiert eine Virtual-Reality-Brille aus.
Ein Spieler probiert eine Virtual-Reality-Brille aus.
Andreas Stedtler Lizenz
Spieler sitzen auf der Dreamhack in Leipzig an ihren Rechnern.
Spieler sitzen auf der Dreamhack in Leipzig an ihren Rechnern.
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Computerspieler sitzen hinter Luftmatratzen auf der "DreamHack" in Leipzig.
Computerspieler sitzen hinter Luftmatratzen auf der "DreamHack" in Leipzig.
dpa Lizenz